Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet EDWIN

(getauft am 03.02.2016)

 

Am 3. Februar 2016 wurde eine geschlossene Hochdruckzone über dem Nordostatlantik nahe den Azoren analysiert und auf den Namen EDWIN getauft. Das Zentrum von Hoch EDWIN lag zum Nachttermin um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von etwa 1037 hPa ungefähr 800 km westlich von Spanien und besaß eine Ausdehnung von ca. 1500 km in Nord-Süd sowie Ost-West-Richtung über dem Atlantik. Im Verlauf des Tages zog die Antizyklone EDWIN ostwärts, wobei in dessen Bereich aus Norden und Osten Ausläufer von Tiefdruckzentren über Grönland und Europa eindrangen. Diese Fronten sorgten durch ihre Hebungsprozesse für Wolken. Da hoher Druck am Boden meist mit großräumig absinkender Bewegung der Luft einhergeht, sorgte Hoch EDWIN ansonsten für Wolkenauflösung oder nur einzelne tiefe Wolkenfelder. So schien besonders in den westeuropäischen Küstenregionen, welche im Verlauf des Tages immer mehr unter Hochdruckeinfluss gerieten, lange die Sonne. An der Station in Vigo waren es beispielsweise 8,5 Stunden und in Bordeaux immerhin fast 7 Stunden. Die maximalen Temperaturen an den Küsten lagen am 3. Februar im Bereich um 10°C, wobei einige Bojenstationen in der Biskaya, näher am Hochdruckzentrum, Werte um 12°C registrierten. Am Rande des Hochdruckeinflusses über Nordspanien und der Biskayaregion sorgte eine aktive Kaltfront für einige Schauer, welche sich am Nachmittag durch Labilisierung über dem Meer bilden konnten. In Irurita fielen zwölfstündig bis zum Abendtermin um 19 Uhr MEZ 14,7 mm. In Bilbao waren es 5 mm und in Brest immerhin 0,8 mm im selben Zeitraum.

Bis zum Morgen des 4. Februars hatte sich der Druck im Zentrum von Hoch EDWIN auf über 1040 hPa verstärkt. Dabei hatten sich zwei Zentren über Nordspanien und etwa 800 km westlich davon entwickelt. Somit betrug die West-Ost-Ausdehnung der Antizyklone EDWIN ungefähr 1500 km und in Nord-Süd-Richtung 800 km, also einen Raum über Nordspanien, der Biskaya und Teilen des Nordostatlantiks. Von Norden drang weiterhin eine Warmfront mit ihrer Bewölkung in diesen Bereich ein. Mit der Verstärkung von Hoch EDWIN am Boden ging auch eine Entwicklung in höheren Luftschichten, also bis in über 5 km über Normalnull einher. Hier korrespondierte die Hochdruckzone mit einem Höhenhoch oder einem sogenannten Keil, in welchem sich warme, subtropische Luft nach Norden ausdehnt. Auf der Nordseite dieses Keils verlief der Hauptast der üblichen Höhenströmung, sodass sich für Mitteleuropa als Wetterlage eine stabile Nordwestströmung aufgebaut hatte. Dabei wurde stetig feuchte Meeresluft von der Nordsee nach Deutschland geführt und sorgte dort für tiefe Bewölkung und Schauerwetter. Im Einflussbereich des Hochs EDWIN im Raum der Biskaya wurden Schauer an diesem Tag überwiegend unterdrückt. So fielen beispielsweise in Bilbao und Brest unter 0,1 mm in 12 Stunden bis zum Abendtermin. Durch die Front im nördlichen Bereich des Hochdruckeinflusses hielten sich dort den ganzen Tag lang tiefe Wolken. In Nordwestspanien schien währenddessen den ganzen Tag die Sonne, sodass teilweise die maximalen 10 Stunden erreicht wurden.

Bis zum 5. Februar zog die Hochdruckzone EDWIN mit seinen zwei Zentren weiter ostwärts über Südfrankreich und das westliche Mittelmeer. Dabei begann es sich im Tagesverlauf auf unter 1035 hPa abzuschwächen. Die Ausdehnung der großräumigen Hochdruckzone betrug in Nord-Südrichtung fast 2000 km und von West nach Ost ungefähr 1000 km. Hochdruckeinfluss in diesem Bereich führte großräumig zu freundlichem Wetter. Einzig über Südfrankreich und dem Alpenraum sorgten Frontenausläufer für Bewölkung. So wurden an den Stationen in Madrid rund 8, in Barcelona 9, in Marseille 10 und in Rom ebenfalls 10 Stunden Sonnenschein registriert. Dabei wurde beispielsweise in Barcelona eine Höchsttemperatur von 17,1°C erreicht, wobei im Mittel in diesem Raum als Maximum dieser Jahreszeit etwa 14°C zu erwarten sind. Der Wind innerhalb der Hochdruckzone EDWIN war wie üblich sehr schwach. Das liegt daran, dass im Bereich von Hochdruckgebieten der Druckgradient, welcher maßgeblich als Antrieb für den Wind dient, allgemein um einiges schwächer ist, als bei Tiefdruckgebieten. So wurde im Schnitt im westlichen Mittelmeerraum an diesem Tag nur Windstärke 3 bis 4 und nur vereinzelt 5 erreicht.

Die Bodenanalysekarte des 6. Februars zeigte die zwei Zentren, welche sich auf etwa 1030 hPa abgeschwächt hatten, als Teil einer Hochdruckbrücke von Nordafrika, über Sizilien, Italien und Kroatien. Das nördliche Zentrum zog im Verlauf des Tages in Richtung Osten bis über Rumänien und wurde weiter als Hoch EDWIN bezeichnet. Diese Antizyklone sorgte innerhalb ihres Einflussbereiches in Südosteuropa für Wolkenauflösung. Nur örtlich bildete sich Bewölkung aufgrund einer Warmfront, welche bis etwa über Österreich an den Hochdruckgürtel EDWIN heranreichte. Weiterhin entstanden örtlich tiefe Wolkenfelder durch Effekte in Küsten- oder Gebirgsnähe. Über Italien beispielsweise wurden in Vigna di Valle nur an die 3 Stunden Sonne registriert, während es im nur 30 km entfernten Civitavecchia über 7 Stunden waren. In den meisten Mittelmeerstädten war es an diesem Tag jedoch recht sonnig, wie in Messina mit über 9 Stunden. In Sarajevo konnten etwa 8 Stunden Sonnenschein registriert werden. Dabei wurden in der mittlerweile gealterten subtropischen Luftmasse wieder Temperaturen von über 15°C erreicht, wie in Civitavecchia mit 15,7°C als Maximum.

Diese milde Luftmasse verlagerte sich bis zum 7. Februar mit Hoch EDWIN weiter ostwärts bis über Rumänien. Nachts konnte aus Mangel an Luftfeuchtigkeit und Bewölkung die Wärme jedoch gut ausstrahlen, sodass beispielsweise in Bukarest die Temperaturen in 2 m Höhe auf -4,9°C sanken. Um 01 Uhr MEZ hatte das Hochdruckgebiet EDWIN eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 1000 km und in West-Ost-Richtung 400 km. Der Zentrumsdruck hatte sich von 1030 hPa nicht weiter abgeschwächt. Aufgrund der geringen Ausdehnung und nahe liegenden Tiefdruckausläufern über Weißrussland und der Türkei hatte der Hochdruckeinfluss nicht überall Auswirkungen. Dennoch wurden in Athen, Bukarest und Varna noch einmal über 8 Stunden Sonne registriert.

Über den Folgetag und bis zum 9. Februar verstärkte sich Hoch EDWIN noch auf über 1035 hPa. Das Zentrum verlagerte sich dabei jedoch weiter über Russland und verließ dadurch nach etwa einer Woche den Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte und den für Europa bedeutsamen Raum.

 


Geschrieben am 08.04.2016 von Jannick Fischer

Berliner Wetterkarte: 04.02.2016

Pate: Edwin Suter