Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet EKART

(getauft am 17.01.2020)

 

Am 17.01.2020 wurde das mitteleuropäische Wetter geprägt von Tief HEIKE, welches die durch Hoch DIRK geschaffene Hochdrucklage ablöste. Währenddessen zog aus südlichen Regionen kommend ein Hochdruckgebiet über den Ostatlantik auf Höhe der Azoren, welches am Folgetag weiter nach Osten in Richtung Europa bewegte. Da sich nun das besagte Hochdruckgebiet direkt vor der Iberischen Halbinsel befand und es somit Einfluss auf das mitteleuropäische Wetter nehmen würde, wurde es am 17.01. in der Prognosekarte für den Folgetag von der Berliner Wetterkarte (BWK) auf den Namen EKART getauft.

Am 18.01. um 00 Uhr UTC befand sich das Zentrum von Hoch EKART über Irland und Wales besaß einen Luftdruck von ungefähr 1020 hPa. Nordöstlich von EKART befand sich Tief HEIKE und westlich lag Bodentief ILKA, welches durch einen Kurzwellentrog Richtung Spanien steuerte. ILKA sollte im Tagesverlauf weiter Richtung Mittelmeer wandern und HEIKE gen Norden, wodurch sich EKART in Europa ausbreiten konnte und sich die Luftdruckwerte der Antizyklone selbstverstärkend erhöhten. So nahm in Dublin von 00 Uhr UTC bis 18 Uhr UTC der Luftdruck von 1021 hPa auf 1034 hPa zu und in entsprechenden Gebieten konnte man sich über viele Sonnenstunden freuen, wie beispielsweise 5:50 h in Herwijnen in den Niederlanden oder 7:42 h in Laval, Frankreich. 9,4°C wurden maximal in Valentia im Westen Irlands erreicht oder in Amsterdam 7,6°C, während sich die Temperaturen nachts um den Gefrierpunkt befanden.

Bis zum 19.01. um 00 Uhr UTC war das Tief ILKA bis über Mallorca gezogen, weshalb sich das Einflussgebiet von Hoch EKART vergrößerte und sich vom Ostatlantik bis nach Großbritannien und über Frankreich und Deutschland bis in den Alpenraum zog. Das Zentrum, weiterhin über Irland liegend, hatte sich einen Druck von etwa 1040 hPa erreicht. Im Tagesverlauf wanderten die Ausläufer von Tief HEIKE auch weiter nördlich, weshalb sich EKART bereits um 18 Uhr UTC über Großbritannien, Deutschland, Frankreich bis an das schwarze Meer erstreckte und dabei seinen Druck verstärkte. So wurden zum selbigen Zeitpunkt in Dublin 1046 hPa gemessen. Auch die Temperaturen waren wieder mild. So war an diesem Tag der maximale Tageswert in Großbritannien, den Benelux-Staaten und Norddeutschland überall zwischen 5°C und 10°C, wie beispielsweise in Plymouth im Süden Großbritannien mit 9,6°C als höchster 12-stündiger Wert bis um 18 Uhr UTC. Dabei ist anzumerken, dass milde Temperaturen wie diese im Januar 2020 in Westeuropa fast durchgängig herrschten.

Am 20.01. hatte die Antizyklone ihr Maximum erreicht mit einem Kerndruck von ungefähr 1050 hPa um 00 Uhr UTC und mit ihrem Zentrum über Wales. Das Einzugsgebiet erstreckte sich von Vilnius über das Schwarze Meer, Istanbul, Athen bis nach Lissabon und über den Ostatlantik. Das Hochdruckgebiet bewegte sich zum Teil weiter nach Osten und spaltete sich im Tagesverlauf in zwei Zentren auf, wobei sich das Hoch EKART I weiterhin über Großbritannien aufhielt und EKART II sich nach Osten über die Benelux-Staaten auf Deutschland zu bewegte. Der Luftdruck ist so hoch, dass er für Rekordwerte sorgte: so teilte das britische Met Office mit, dass der höchste Luftdruck an der Station Mumbles Head in Wales mit 1050,5 hPa gemeldet worden ist. Am Londoner Flughafen Heathrow wurde der Londoner Rekordwert von 1049,6 hPa gemeldet. Berlin-Dahlem maß ein Maximum von 1047,2 hPa und im 24-stündigen Durchschnitt lag der Druck bei 1045,2 hPa. Effekte auf den Menschen hat der hohe Druck nicht direkt, jedoch treten physikalisch interessante Effekte auf, so kocht beispielsweise bei einem Druck von 1050 hPa Wasser erst bei 101°C.

Bis zum 21.01. entwickelten sich EKART I und II so, dass sich das Hoch von Irland bis zum Schwarzen Meer sowie über Polen, Italien und Frankreich erstreckte. Das Zentrum von EKART I befand sich zwischen Irland und Wales mit einem Kerndruck von etwa 1045 hPa und EKART II lag um 00 Uhr UTC über Österreich mit einem Kerndruck von circa 1050 hPa. Im Tagesverlauf bewegte sich das Hoch leicht weiter Richtung Süden und begann sich langsam abzuschwächen. Um 18 Uhr UTC lagen die höchsten Luftdruckwerte nur noch bei knapp über 1040 hPa, wie im Zentrum von EKART II, welches zu dem Zeitpunkt über Belgrad lag bei 1042 hPa, oder 1040 hPa über Mönchengladbach. Nichtsdestotrotz brachte die Antizyklone einen klaren Himmel mit sich und in großen Teilen Deutschlands wurden die astronomisch maximal möglichen 7-8 Sonnenstunden erreicht, wie in Berlin-Dahlem 08:01 h oder in Frankfurt am Main 8:16 h. Insgesamt war ein Absinken der Luftmassen im 850-hPa-Niveau zu beobachten, wodurch durch das gleichzeitige lange Aufklaren bei Nacht eine bodennahe Kaltluftschicht und somit eine Inversionswetterlage entstand. Durch den ganztägigen Sonnenschein löste diese sich dann zumeist auf und wir erreichten milde Tageshöchstwerte, wie in Magdeburg 6,5 °C. Jedoch hielt sich in Flusstälern, in Bayern und südlich der Donau zäher Nebel und Hochnebel, sodass es kühl blieb und die Höchsttemperaturen unterhalb 0°C blieben, wie beispielsweise in Lechfeld zwischen München und Augsburg mit einer Höchsttemperatur von -1,8°C zu beobachten war.

Am 22.01. befand sich das Zentrum von EKART I westlich von Großbritannien, während sich EKART II über den ehemaligen jugoslawischen Staaten lag, beide mit einem Luftdruck von mehr als 1040 hPa. Das Einflussgebiet des Hochs wurde durch den aus Süden und Norden stärker werdenden Tiefdruckeinfluss immer kleiner und erstreckte sich nur noch über einen schmalen Korridor über Mitteleuropa von Großbritannien über Deutschland und Ungarn bis nach Griechenland und zur westlichen Türkei. So beeinflusste das Hoch auch am 22.01. maßgeblich das Wetter in Deutschland und es gab insbesondere im Südwesten viel Sonnenschein, mit beispielsweise 8:38h in Tholey im Saarland, während sich im Süden von Deutschland sich im Tagesverlauf erneut zäher Nebel hielt, so dass in den Niederungen Dauerfrost vermeldet wurden, wie in Nürnberg mit -1,5°C oder in Freiburg im Breisgau mit -1,7°C als Tageshöchsttemperatur. Im Norden blieb es meist bedeckt und wir erreichten dennoch wieder milde Tageshöchstwerte, wie beispielsweise in Potsdam 5,6 °C.

Bis zum 23.01. um 00 Uhr UTC verkleinerte sich das Einflussgebiet Hoch EKART weiter und reichte nur noch vom Ostatlantik über Großbritannien, die Benelux-Staaten, Deutschland, Italien und Frankreich. Die Zentren rückten näher aneinander und EKART I zog im Tagesverlauf durch das aus Südwesten kommende Tief ILKA weiter Richtung Nordwesten, während EKART II Richtung Südosten abgedrängt wurde. Um 00 Uhr UTC lag EKART I über London, während das Zentrum von EKART II sich über Mitteldeutschland befand, jeweils mit einem Druck von ungefähr 1035hPa. Trotz des räumlichen Schwundes, bestimmte EKART das Wetter in Mitteleuropa, weshalb sich dort ruhiges Wetter hielt. Je nach Bewölkung gab es unterschiedlich viel Sonnenschein. So gab es an der Zugspitze über 9h Sonnenschein, und im Bayrischen Wald sowie im Südwesten ebenso über 8h. Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt im Süden, während es in Norddeutschland mit rund 5°C etwas wäremer war. Im Tagesverlauf bewegte sich dann das Zentrum EKART II Richtung Osten, wo es sich dann auch nochmal ausbreiten konnte. So gab es in Lazaropole in Nordmazedonien auch genau 9:00 h Sonneschein, bei angenehmen 8,7 °C als Tageshöchstwert.

Am 24.01. um 00 UTC befand sich das Hoch EKART I noch über England mit einem Druck von etwa 1025 hPa, schwächte sich jedoch im Tagesverlauf ab und wurde nicht nochmal auf der Berliner Wetterkarte markiert. Wie in den vorherigen Tagen brachte das Hoch teils milde Temperaturen, teils Nebel und Inversionswetterlagen mit Dauerfrost. Auch am 25.01. bestimmte Hoch EKART noch das Wetter im Süden Deutschlands und in Südeuropa, bewegte sich jedoch zunehmend Richtung Osten.  Unter anderem durch Hoch EKART wurde bundesweit ein sehr sonnenscheinreicher Januar registriert, wie in Augsburg, Stuttgart oder Potsdam mit jeweils über 150% Sonnenscheindauer im Vergleich zum Klimamittel von 1961-1990.

In den folgenden Tagen nahm es noch bis zum 26.01. mit Zentrum über Rumänien Einfluss auf das Wetter im Süden und Südosten Europas, wurde aber im Tagesverlauf Richtung Osten verdrängt. Letztmalig auf der Analysekarte der BWK erwähnt wurde Hoch EKART am 27.01. östlich des Schwarzen Meeres. Dennoch wird Hoch EKART in Erinnerung bleiben, denn es hat an einigen Orten Luftdruckrekorde gebrochen. Neben dem bereits erwähnten Rekorden bestätigte auch das Königliche Meteorologische Institut von Belgien (KMI), dass am 20. Januar in Uccle mit 1048,3 hPa ein neuer Allzeitrekord gebrochen wurde. Ebenso vermeldete Météo France einen neuen Höchstwert für Frankreich, denn 1049,7 hPa wurden am 20. Januar in Abbeville gemessen. Es gibt aber auch Meldungen aus früheren Jahren von 1051 hPa (1905) und 1050,4 hPa (1821). Diese Werte werden aber nicht offiziell anerkannt, da die früheren Luftdruckmessungen (Einheit mmHg bzw. Torr) oft Ablese- und Umrechnungsfehler enthielten. Weitere Länder mit Luftdruckhöchstwerten waren: Wales mit 1050,5 hPa in Mumbles Head und Luxemburg mit 1048,0 hPa in Findel.