Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ELEKTRA

(getauft am 31.08.2019)

 

Die Vergabe von Namen an Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte nur für solche Druckgebilde durchgeführt, für die ein Einfluss auf die Großwetterlage über Europa prognostiziert wird. Viele Hochdruckgebiete entstehen aus dem sogenannten Azorenhoch, welches eines der dynamischen Druckgebiete im europäischen Raum darstellt und maßgeblich für das Wetter in Mitteleuropa ist.

Am 31.08.2019 befand sich das Zentrum dieses Azorenhochs 200 km östlich der Azoren. Gleichzeitig lag das Tiefdruckgebiet EGBERT mit seinem Frontensystem über den Britischen Inseln. Aufgrund der Prognosen wurde deutlich, dass sich das Tief EGBERT nach Mitteleuropa verlagern würde und somit das Hochdruckgebiet in den folgenden Tagen ebenfalls nach Osten verlagern würde. Deshalb entschied sich die Berliner Wetterkarte dafür, das Hochdruckgebiet auf der Vorhersagekarte vom 31.08. für den Folgetag auf den Namen ELEKTRA zu taufen.

Am 01.09. war das Hoch ELEKTRA 1300 km südwestlich von Irland und 1400 km nordwestlich von der Iberischen Halbinsel verortet. Der Druck im Zentrum betrug dabei über 1025 hPa. Das Einflussgebiet der Antizyklone ELEKTRA erstreckte sich 1000 Kilometer nach Norden, 500 Kilometer nach Westen, 500 km nach Süden und im Osten bis nach Irland. Im Tagesverlauf erreichte der Hochdruckeinfluss den Süden des Vereinigten Königsreichs und den Nordwesten Frankreichs. Deshalb schien die Sonne an der Nordwestküste Frankreichs bis zu 10 Stunden in Lorient und bis zu 12 Stunden in dem walisischen Ort Sankt Athan. Des Weiteren stieg die Temperatur auf 24°C in Nantes und 22°C in Paris. In der Nacht zum 02.09. war es besonders im Westen Frankreichs klar bis leicht bewölkt, weshalb sich die Temperatur auf 7,0°C in Brest und 9°C im Speckgürtel von Paris abkühlte.

Am 02.09. lag das Zentrum des Hochs ELEKTRA mit einem Druck von über 1025 hPa 1000 km nordwestlich der Nordwestküste Spaniens. Der Einfluss der Antizyklone ELEKTRA griff im Tagesverlauf auf gesamt Frankreich über, weshalb die Höchsttemperaturen an der Mittelmeerküste in Montpellier 31,0°C erreichten. Aber auch in anderen Städten wie beispielsweise Brive wurde ein Sommertag mit über 25°C gemessen. Es war in Frankreich den gesamten Tag heiter bis sonnig mit 13 Sonnenstunden in Paris. Insbesondere in Paris und der Umgebung war es zudem sehr trocken. In der Nacht gab es einige Orte, die sich bei sternenklarem Himmel deutlich abkühlten. In Gueret auf 350 Metern wurde eine Minimumtemperatur von 3,3°C registriert. Zusätzlich betrug die Sichtweite im Nordwesten Frankreichs unter 8 Kilometer, weshalb einige Stationen in der Nacht oftmals feuchten Dunst meldeten. 

Am nächsten Tag traten im Hochdrucksystem ELEKTRA zwei Hochdruckzentren auf, welche über München und an der Westküste Frankreichs lagen, mit Maximaldrücken von über 1025 hPa. In der italienischen Stadt Bozen im Einflussbereich stieg die Temperatur am Nachmittag auf 30,0°C an. Auf den umliegenden Bergen wie dem Brunnenkogel auf 3437 Metern, welcher zu dem Pitztaler Gletscher gehört, wurden ebenfalls deutliche Plusgrade gemessen. Die Frostgrenze stieg auf 4000 Meter an und führte zu höheren Abflussmengen. Am 01.09. hatte es bis auf 2000 Meter in größeren Mengen geschneit, welche aufgrund der spätsommerlichen Temperaturen wieder abschmolzen. In Deutschland wurden nur an einigen Stationen Sommertage erreicht, da die Nordhälfte Deutschlands erheblicher kühler war. In Bad Nauhelm, in der Nähe von Frankfurt, wurde eine Maximaltemperatur von 26,1°C registriert. Selbst in der kommenden Nacht sank die Temperatur auf den Gletschern kaum, weshalb selbst in 3500 Metern kein Frost herrschte. Auf dem hohen Sonnenblick in Kärnten lag die Tiefsttemperatur bei 0,8°C.

Am Mittwoch, dem 04.09., lag das Hochdruckgebiet ELEKTRA stationär über Mitteleuropa mit einem Druck von 1025 hPa. Damit hatte sich der Druck im Vergleich zum Vortag etwas abgeschwächt. An diesem Tag war es ebenfalls in Norddeutschland und Berlin sehr sonnig mit 10 Sonnenstunden in Berlin-Dahlem und bis zu 13 Sonnenstunden in Osterfeld. Durch die starke Einstrahlung bei fast wolkenlosem Himmel erwärmte sich die Luft in Berlin-Dahlem auf 26,6°C. Außerdem wurde in Deutschland an weiteren zahlreichen Stationen ein Sommertag erreicht. Lediglich im Nordwesten war es aufgrund des Nordseeeinflusses und der Kaltfront des Tiefs FERDINAND mit Kern über Großbritannien etwas kühler.

Die Antizyklone ELEKTRA hatte sich zum 05.09. bis östlich der polnischen Hauptstadt Warschau verlagert. Allerdings näherte sich von Westen die Kaltfront des Tiefs FERDINAND, weshalb sich der Druck zwischen Hoch ELEKTRA und der Tiefdruckzone immer mehr anglich, wodurch die Hochdruckzone ELEKTRA schnell an Kraft verlor, sodass der Hochdruckeinfluss an diesem Tag nur noch in Polen und den südlichen Ländern ersichtlich war. In Warschau wurde knapp ein Sommertag erreicht. Weiter südlich in Ungarn meldeten hingegen viele Stationen eine Temperatur von über 25°C. In Bekescsaba erhöhte sich die Höchsttemperatur auf 27,5°C und in Baja auf 27,4°C. Im Tagesverlauf löste sich das Hochdruckgebiet ELEKTRA auf, weshalb es am nächsten Tag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte benannt wurde.