Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ELKE

(getauft am 25.01.2021)

 

Während das Wetter über Mitteleuropa von mehreren Teiltiefs beeinflusst wurde, gelangte rückseitig des dazugehörigen Langenwellentroges zunehmend hohes Geopotential (Referenzniveau für die Höhe einer Luftsäule) in Richtung des Golf von Biskaya. Gestützt wurde dieser Prozess durch Advektion (Heranführen) von Luftmassen auf der Vorderseite eines großen Tiefdruckgebietes über dem Nordatlantik. Zunehmend absinkende Luftmassen aus der oberen Atmosphäre, welche sich dabei erwärmten und austrockneten, ließen den Druck im Einflussgebiet allmählich ansteigen. So wurde der Bereich am 25.01.2020 in der Analyse von den Meteorologen der BWK (Berliner Wetterkarte) als Ableger des Azorenhochs auf den Namen ELKE getauft. Auf dem Satellitenfilm ist das wolkenarme Gebiet vor der Küste Westeuropas gut zu erkennen. Zudem war das Hochdruckgebiet neben den zahlreichen Tiefdruckgebieten das zu diesem Zeitpunkt einzig benannte auf der Bodenwetterkarte der BWK.

 

Im Laufe des Tauftages verlagerte sich das Zentrum des Hochs bis nach Frankreich, wo der Druck bis 00 UTC des Folgetages, was 01 Uhr MEZ entspricht, um ca. 20 hPa anstieg. Gleichzeitig bildete Hoch ELKE einen Keil aus, welcher mit seiner nordostwärts geneigten Achse bereits bis Tschechien reichte. Wo kurzwellige Anteile des Tiefs KASPER vom Ärmelkanal bis zu den Niederlanden am Vormittag noch für Schauer und kurze Gewitter gesorgt hatten, setzte von Westen zunehmend Wetterberuhigung ein. Von den Britischen Inseln bis in den Nordwesten Frankreichs schien meist 6 bis 7 Stunden die Sonne. Regional, wie in der Bretagne, wurden bis zu 8 Stunden erreicht. Demgegenüber hielt sich weiter ostwärts dichte Bewölkung, wobei die Sonne beispielsweise in Lothringen oft komplett verborgen blieb. Auch auf der Südseite des Zwischenhochs, in Nordspanien und den Pyrenäen, sorgte eine Frontalzone für viele Wolken. Als Zwischenhoch bezeichnet man in der Meteorologie ein Hoch zwischen zwei Tiefdruckgebieten, welches sich (häufig bei einer Westlage, so wie auch in diesem Fall) wie ein Keil zwischen zwei Tiefs schiebt und dann für kurze Wetterberuhigung sorgt. Zwischenhochs dauern aber selten länger als einen oder maximal zwei Tage an und so sollte es auch bei diesem sein, denn die Tiefdrucksysteme MALTE und NICOLAI gelangten von Westen her rasch näher. Nach diesem kleinen Exkurs soll nun aber wieder an die wolkenreiche Zone auf der Südseite des Hochs angeknüpft werden. Zwischen maritimer Subtropikluft und Polarluft zog ein Band tiefer und mittelhoher Wolken in nordwestlicher Strömung über die Region hinweg. Nordwärts davon sorgten Absinkprozesse im Tagesverlauf für deren Auflösung. So fielen die Temperaturen in Frankreich in der Nacht abseits der Küsten landesweit bis unter den Gefrierpunkt. Im zentral gelegenen Departement Centre-Val de Loire kühlte es zum frühen Morgen hin bis auf -7°C aus. Im übrigen Land lagen die Werte zwischen 0°C und -3°C. Vielerorts bildete sich unter klarem Himmel und bei nahezu windstillen Verhältnissen feuchter Dunst oder Nebel.

Am Folgetag, dem 26.01., festigte das Hoch ELKE seinen Einfluss auf Mitteleuropa. Nordseitig wurde der Keil von einem kurzwelligen Randtrog flankiert, welcher sich über Norddeutschland hinweg in Richtung südöstliches Mitteleuropa verlagerte und sich dabei abschwächte. Das dazugehörige Bodentief GORAN, welches dem Westen Deutschlands am Abend zuvor noch Regen bescherte, zog in der Nacht über Mitteldeutschland hinweg, wobei die Niederschläge in Schneeregen und Schnee übergingen. Bei verbreitet leichtem Bodenfrost, wurden die Straßen vielerorts glatt. Gleichzeitig frischte der Westwind (6-7 Bft) mit Zunahme des Luftdruckgradienten auf der Südseite des Randtiefs auf, sodass in den westdeutschen Mittelgebirgen, sowie auf exponierten Alpengipfeln teils stürmische Böen auftraten. Im Zusammenspiel mit Schneefall musste hier lokal mit Schneeverwehungen gerechnet werden. Im Folgenden gestaltete sich der Tag im Norden vielerorts dunstig, wobei die Schneefälle im Süden noch anhielten.

In der Nacht zum 27.01. lag das Zentrum von Hoch ELKE über Süddeutschland während die 1020 hPa Isobare (Linie gleichen Luftdrucks) sich über Mitteldeutschland befand. So begann der Morgen mit durchschwenkender Keilachse im Nordosten Deutschlands verbreitet dunstig und teils neblig, wobei im Westen schon wieder neue Frontenausläufer Einzug hielten. Auch diese wurden wetterwirksam, sodass Süddeutschland nur kurz in den Genuss ruhigeren Rückseitenwetters kam. Mit weiterer Annäherung der Tiefausläufer von der Nordsee und den Benelux-Ländern begann das dynamische Hoch zunehmend zu schwächeln. Wellenbildung im Randbereich und Druckfall im Zentrum deuteten zunehmend auf eine Destabilisierung hin.

Am selben Tag, dem 27.01.2021, tauchte der Name ELKE letztmalig auf der Wetterkarte der BWK auf. Anschließend stellte sich mit Eintreffen der Frontensysteme der Folgetiefs MALTE und NICOLAI wieder unbeständigeres Wetter über Mittel- und Westeuropa ein. Eine wie bereits erwähnt typisch für ein Zwischenhoch meist nur kurze Lebensdauer charakterisiert den Lebenslauf von Hoch ELKE.