Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet EMIL
(getauft am 07.08.2020)
In der Nacht zu Samstag, dem 08. August 2020 bildete
sich über den Britischen Inseln ein Hochdruckgebiet, welches in den Folgetagen
das Wetter vor allem in Nord – und Osteuropa maßgeblich bestimmen sollte. Aus
diesem Grund wurde es von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte bereits am
07.08.2020 in der Prognose für den 08.08.2020 auf den Namen EMIL getauft.
Wie von den Meteorologen prognostiziert erschien dann Hoch EMIL erstmalig namentlich am 08.08. auf der Berliner Wetterkarte und wurde um 02 Uhr MESZ mit einem Druck von knapp 1020 hPa über Irland analysiert. Im weiteren Tagesverlauf verlagerte sich die Antizyklone in Richtung Osten und bescherte in ihrem Einflussbereich weiten Teilen Großbritanniens einen sehr sonnigen Tag. Aufgrund des für Hochdruckgebiete typischen großräumigen Absinkens, erwärmten sich die Luftmassen und trockneten aus, was zur Minderung der Wolkenbildung und schlussendlich einem nahezu ganztägig wolkenlosen Himmel führte. So wurden vielerorts 13 bis 14 Sonnenstunden gemessen. Spitzenreiter war die Messstation bei Edinburgh Gogarbank in Schottland. Dort wurden ganze 14 Stunden und 24 Minuten Sonnenschein registriert. Bei einer maximal möglichen Sonnenscheindauer von 15,5 Stunden, schien also an diesem Tag nur 1 Stunde und 6 Minuten nicht die Sonne. Dies spiegelte sich auch bei den Temperaturen wider. So kletterte das Thermometer in Edinburgh auf eine Maximaltemperatur von 22,3°C. Noch deutlicher war der Hochdruckeinfluss bei den Minimaltemperaturen in der Nacht zum 08. August erkennbar. Wegen der fehlenden Wolken wurde die Wärmestrahlung der Erde nicht zurückreflektiert und dadurch vielmehr an die Atmosphäre wieder abgegeben. Auf Grund dessen kam es bodennah zu einer markanten Abkühlung. So wurde an der Messstation Edinburgh Gogarbank um 08 Uhr MESZ eine Minimaltemperatur von 10,1°C gemessen. Noch 24 Stunden zuvor wurde eine Temperatur von 15,9 °C registriert. Dies entspricht einem Temperaturunterschied von 5,8 Kelvin.
Bis zum 09. August um 02 Uhr MESZ hatte sich Hoch EMIL
mit einem Kerndruck von 1025 hPa leicht verstärkt und über die Nordsee
verlagert. Im Einflussbereich des Hochdruckgebietes schien den ganzen Tag
wieder kräftig die Sonne, wie. z.B. die Messstation in Lerwick
auf den Shetland – Inseln mit 13 Stunden und 6 Minuten Sonnenschein zeigte. Der
strahlende Sonnenschein ließ auch das Quecksilber in den Thermometern in die
Höhe steigen, sodass im Süden Norwegens mancherorts die 25-Grad-Marke geknackt
wurde. Wenn die Temperaturmaxima Werte größer oder gleich 25°C annehmen,
spricht man in der Meteorologie von einem Sommertag. So meldete die Messstation
in Gulsvik einen Höchstwert von 26,3°C und in der
norwegischen Kommune Valle wurde mit einem Tagesmaximum von 25,3°C ein
Sommertag nur knapp erreicht.
In den nächsten 24 Stunden verlagerte sich Hoch EMIL
weiter nach Nordosten und wurde am 10. August um 02 Uhr MESZ mit Zentrum über
dem Europäischen Nordmeer an der norwegischen Westküste analysiert. Dabei hatte
es sich leicht verstärkt und verzeichnete einen Kerndruck von 1027 hPa. Die
Antizyklone brachte in ihrem Einflussbereich wieder einen klaren Nachthimmel,
sowie strahlenden Sonnenschein bei Tag. Infolge der wolkenlosen Bedingungen und
der damit zusammenhängenden nächtlichen Abkühlung, sowie Erwärmung am Tag, war
die Schere zwischen Minimal– und Maximaltemperatur ziemlich groß.
Beispielsweise wurde an der Messstation in der norwegischen Kommune Meråker um 16 Uhr MESZ eine Höchsttemperatur von 25,6 °C
gemessen. Nur 10 Stunden zuvor um 06 Uhr MESZ war das Thermometer noch auf dem
kühlen Wert von gerade mal 3,1°C. Die starke nächtliche Ausstrahlung machte
sich auch in der Sichtweite bemerkbar. Aufgrund des markanten
Temperaturrückganges in der Nacht, kondensierte das am Tag von der starken
Sonneneinstrahlung verdunstete Wasser aus der übersättigten Luft langsam wieder
und dichter Nebel machte sich breit. So verzeichnete beispielweise die
Messstation Røros im norwegischen Landkreis Trøndelag von 04 bis 06 Uhr MESZ grade mal 0,1 km
Sichtweite. Mit der einsetzenden Sonneinstrahlung bei Sonnenaufgang und der
damit zusammenhängenden Erwärmung löste sich der Nebel jedoch rasch auf.
In den folgenden Tagen verlagerte sich Hoch EMIL
entlang der Höhenströmung in Richtung Südosten und kam damit mehr und mehr in
den direkten Einflussbereich von Deutschland. Erste Auswirkungen auf das Wetter
in Norddeutschland hatte die Antizyklone, dessen Rotationsrichtung auf der
Nordhalbkugel nach dem Uhrzeigersinn geht, mit dem Heranströmen warmer und trockener
Festlandluft aus Osten. Dies sorgte dafür, dass die Schauer- und
Gewitterneigung im Norden Deutschlands unterdrückt wurde und sich vielerorts
die Sonne durchsetzen konnte. So schien an der Wetterstation in Dahlem, dem
Sitz der Berliner Wetterkarte, am 11. August 13,5 Stunden, der möglichen 14
Stunden und 53 Minuten die Sonne. Dies hatte auch einen Einfluss auf die
Temperaturen, wodurch im Nordosten Deutschland verbreitet Werte um 30 °C
gemessen wurden. Bei Temperaturen über 30°C spricht man in der Meteorologie von
einem Hitzetag. Auch die Messstation in Königs –
Wusterhausen nahe Berlin registrierte einen Hitzetag und meldete um 15:40 Uhr
MESZ bei strahlendem Sonnenschein eine Maximaltemperatur von 34,1°C.
Währenddessen wurde im knapp 150 km Luftlinie südlich entferntem Nossen bei
Dresden zur selben Zeit nach einem Regenschauer eine Lufttemperatur von nur
22,5°C registriert.
Bis zum 14. August um 02 Uhr MESZ hatte sich Hoch EMIL
mit seinem Zentrum über die Ukraine in der Nähe des Schwarzen Meeres weiter
nach Süden verlagert und dabei ein wenig an Kraft verloren. Der Zentrumsdruck
verzeichnete nur noch einen Wert von etwas über 1015 hPa. Im Einflussbereich
des Hochs wurde in diesen Tagen meist sehr sonniges und wolkenloses Wetter
beobachtet, sodass täglich verbreitet 13 bis 14 Sonnenstunden gemeldet wurden.
An der Messstation in der Stadt Lodz in Polen wurden sogar 14 Stunden und 6
Minuten Sonnenschein gemessen. Dies führte verbreitet zu mehreren Hitzetagen in
Folge, bei denen über Osteuropa vermehrt Höchstwerte über 30°C vermeldet
wurden. Selbst in der Nacht gingen die Temperaturen nur gemäßigt zurück. So
verzeichnete beispielsweise die Messstation in der tschechischen Gemeinde Polom eine Tropennacht, bei der die Temperatur nicht die
20-Grad-Marke unterschritt. Die gemessene Minimaltemperatur um 06 Uhr MESZ
betrug 20,1°C.
Bis zum 17. August blieb das Hoch EMIL relativ stationär an Ort und Stelle. Dabei sorgte es vor allem über Osteuropa für trockenes und sommerliches Wetter. Auch auf das Wetter in Deutschland hatte die Antizyklone EMIL bis zum 17. August einen Einfluss. Indem es von Osten her trockene und stabile Luftmassen in den Osten Deutschlands führte, sorgte es dafür, dass die Niederschläge unterdrückt wurden. Besonders schön bemerkbar wurde das am 16. August. Auf einer Linie von Nord nach Süd zwischen Hamburg – Harz – Linz unterschieden sich die Taupunkte westlich und östlich dieser Linie markant. Während die Luftmassen westlich der Linie noch von Feuchtigkeit durchsetzt waren und Taupunkte zwischen 17 und 20°C aufwiesen, waren die Luftmassen östlich der Linie bei Werten zwischen 6 und 9°C sehr trocken. Ein Beispiel für den markanten Taupunktunterschied ist jenes zwischen Harzgerode im Westen und Holzdorf im Osten Sachsen-Anhalts. Ganze 13 Kelvin Unterschied gab es um 15 Uhr MESZ zwischen den beiden Messstationen. In Harzgerode wurden noch 19,1°C gemessen, während die trockenen Luftmassen in Holzdorf einen Taupunkt von 6,1°C besaßen. Da sich zur selben die Temperaturen westlich und östlich der Linie nicht signifikant voneinander unterschieden und jeweils Werte um die 30°C aufwiesen, konnte man von einer sogenannten „dry-line“ zu Deutsch „Trocken - Linie“ sprechen.
Am 18. und 19. August zog das Hoch EMIL über das
Schwarze Meer in Richtung Osten weiter. Dabei sorgte es vor allem in der
Ukraine und in den Balkanstaaten für sonnige und heiße Sommertage. So wurde zum
Beispiel in Uman in der Ukraine am 18. August um 14 Uhr MESZ eine
Lufttemperatur von 32,1°C gemessen. Nachts kühlte es aufgrund der Ausstrahlung
wieder stark ab und bei schwachen Windverhältnissen kam es vielerorts zur
Nebelbildung. Dies verringerte wiederum stark die Sichtweite, sodass man
beispielswiese an der Messstation in Miercurea Ciuc im Osten Rumäniens zwischen 04 und 07 Uhr MESZ nur
wenige Kilometer weit sehen konnte. Die minimale Sichtweite wurde während der
maximalen Nebelausdehnung um 06 Uhr MESZ mit einem Wert von gerade mal 0,5 km
erreicht.
Letztmalich wurde das Hochdruckgebiet EMIL am 19. August um 02 Uhr MESZ mit einem Kerndruck von etwa 1005 hPa auf der Analysekarte der Berliner Wetterkarte erwähnt, bevor es in der Nacht zum 20. August aus dem Analysebereich weiter in Richtung Osten von dannen zog. Zu diesem Zeitpunkt lag es östlich des Schwarzen Meeres mit dem Zentrum über Georgien und brachte weiterhin sonniges und ruhiges Sommerwetter mit sich.