Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ENNO

(getauft am 29.12.2004)

 

 

Gegen Ende des Jahres 2004 befand sich Nordeuropa unter einer ausgeprägten Westströmung, mit der zahlreiche Tiefdruckgebiete mit zum Teil stürmischen Böen vom Nordatlantik nach Osten zogen. Südlich dieses Gebietes konnte sich im Laufe des 29. Dezember 2004 ein Hochdruckkeil vom großräumigen Hochdruckgebiet über den Azoren abspalten und sich ostwärts bewegen. Als vorletztes Hochdruckgebiet im Jahr 2004 wurde es am 29. Dezember 2004 auf den Namen ENNO getauft.

Sein Zentrum befand sich über den Zentralalpen und wies einen Kerndruck von ca. 1035 hPa auf. Damit ergab sich eine Luftdruckdifferenz von 80 hPa zwischen Hoch ENNO und Tief MARTINA (955 hPa), deren Zentrum etwa 2000 km nördlich über Jan Mayen lag. Ein derart großer Luftdruckunterschied auf relativ kleinem Raum verursacht starke Winde. Deshalb wurden vor allem in Skandinavien, aber auch an Nord- und Ostsee Sturmböen registriert. Im Einzugsgebiet von ENNO selbst herrschte aber windschwaches Hochdruckwetter.

Wie das Satellitenbild der Berliner Wetterkarte vom 30. Dezember erkennen lässt, bedeutet dies nicht zwangsläufig sonniges oder klares Wetter. Stattdessen sieht man, dass große Teile des unter Hochdruckeinfluss liegenden Gebietes zwischen Pyrenäen, Alpen, Ärmelkanal und Oder unter Nebelfeldern verborgen waren. Tatsächlich meldeten zum 00-Uhr-Termin (1 Uhr MEZ) viele Stationen Nebel oder feuchten Dunst, unter ihnen beispielsweise Warschau, Berlin und München.

Bis Silvester 2004 verlagerte sich das Zentrum von Hoch ENNO kaum. Es befand sich weiterhin über dem zentralen Alpenkamm und bildete in Verbindung mit dem Azorenhoch im Westen und zwei namenlosen Hochdruckgebieten im Osten und Nordosten eine sehr lang gestreckte Hochdruckbrücke, die von den Azoren über die Iberische Halbinsel, Nordafrika, das Alpengebiet und die Karpaten hinweg bis an den Ural reichte.


An Neujahr verlagerte sich ENNO unter Abschwächung nach Südosten. Sein Kerngebiet befand sich an diesem Tag mit 1028.8 hPa nahe Belgrad. Durch die starke westliche Strömung mit ihren Tiefdruckgebieten wurde ENNO ins Balkangebiet abgedrängt und konnte seinen Einfluss nur noch bis zu den Südalpen, dem Dinarischen Gebirge und dem Karpatenbogen ausdehnen, während sich über Südwesteuropa bereits ein neues Hochdruckgebiet (FRIDOLIN) vom Azorenhoch abgespaltet hatte.

Am 2. Januar 2005 befand sich ENNO, der immer schwächer wurde und kaum mehr als 1025 hPa aufwies, als kleiner Hochdruckkeil des Hochdruckgebietes FRIDOLIN über dem Dinarischen Gebirge.

Ab dem 3. Januar 2005 war ENNO nicht mehr als eigenständiges Druckgebilde in den Europäischen Wetterkarten verzeichnet.


 

 

Geschrieben am 07.02.2005 von Stefanie Rentz

Wetterkarte: 30.12.2004

Pate: Ellen Dehnert