Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ERIKA

(getauft am 18.01.2015)

 

In der Nacht vom 16.01.2015 auf den 17.01.2015 breitete sich der östliche Teil des Azorenhochs von Westen her in Richtung Europa aus und sorgte dort dementsprechend für einen Anstieg des Luftdrucks. Nachfolgend kam es zu einer Abspaltung, wodurch ein kleines Hochdruckgebiet entstand, welches als dynamisches Zwischenhoch zwischen dem über dem Atlantik liegenden Tief IUSTUS und einem Tief über dem Golf von Genua gelangte. Dieses Zwischenhoch machte sich besonders ab der zweiten Nachthälfte und in den frühen Morgenstunden des 17.01. über dem südlichen England, dem Norden und Westen Frankreichs sowie der Iberischen Halbinsel durch eine zügige Wolkenauflösung bemerkbar, nachdem es in diesen Regionen am Vortag noch größtenteils stark bewölkt gewesen war. Die Wolkenauflösung kommt dadurch zustande, da in einem Hochdruckgebiet kalte Luft aus höheren Luftschichten absinkt, sich dabei erwärmt und trockener wird. Zusammen mit dem starken Aufklaren sanken auch die Temperaturen rasch ab, wodurch es jedoch wiederum zu Nebelbildung in einigen Flusstälern Frankreichs kam. Bis 07 Uhr MEZ wurden entlang der nördlichen und nordwestlichen Küstengebiete Frankreichs, aber auch weiter ins Landesinnere Tiefstwerte bis -2°C gemessen. Im südenglischen Bournemouth wurde ein Tiefstwert von -4,8°C registriert, im zentralspanischen Salamanca sank die Temperatur sogar auf -6,5°C ab.

Am 17.01. breitete sich das Hochdruckgebiet weiter ostwärts in Richtung Deutschland aus und sorgte vor allem über Norddeutschland für eine zügige Wolkenauflösung. In einigen der Flusstäler Frankreichs, in denen sich Nebel ausgebildet hatte, schaffte es die tief stehende Sonne im Tagesverlauf des 17.01. nicht den Nebel aufzulösen. In den übrigen Regionen vom Nord-Pas-de-Calais bis zur französischen Atlantikküste wurden bis zum Abend verbreitet 7 bis 8, in Spanien sogar 9 bis 10 Sonnenstunden registriert. Auch im norddeutschen Tiefland war es mit bis zu 7 Stunden Sonne fast durchweg sonnig. Höchsttemperaturen von 10 bis 11°C wurden an mehreren Stationen an der französischen Küste gemessen, in Spanien stieg Dank des Sonnenscheins die Temperatur bis auf 18,0°C am Flughafen in Almeria.

Das weiter nach Südwesteuropa ziehende Tief IUSTUS trennte das Zwischenhoch im Tagesverlauf des 17.01. immer weiter vom Azorenhoch ab, sodass sich zum 18.01. ein von Nordwestafrika bis Deutschland reichendes Hoch aufbauen konnte, welches auf der Analysekarte der Berliner Wetterkarte von 01 Uhr MEZ auf den Namen ERIKA getauft wurde. Der maximale Luftdruck im über Ostfrankreich liegenden Zentrum des Hochdruckgebiets betrug zu diesem Zeitpunkt ca. 1022 hPa. Zum Morgen des 18.01. reichte das durch Hoch ERIKA aufgetretene wolkenfreie bzw. leicht bewölkte Gebiet von der spanischen Ostküste über die Mitte Frankreichs bis in den Norden von Deutschland. In diesem Gebiet konnte durch die in der Nacht begünstigte Wärmeausstrahlung die Lufttemperatur wieder stark sinken. Von Brandenburg bis Baden-Württemberg lagen die Tiefsttemperaturen bei -3 bis -4°C, an der französischen Station Le Puy im Zentralmassiv wurden -8,9°C gemessen und auch in Spanien sank die Temperatur wieder auf Werte von -5 bis -7°C.

Während das Hoch ERIKA großen Teilen der Mitte und des Ostens Frankreichs sowie der Westschweiz einen sehr sonnigen Tag bescherte, blieb der in den Frühstunden gebildete Nebel vor allem im nördlichen Rhône-Tal besonders lange erhalten. So stiegen beispielsweise an der Côte d’Azur entlang der Rhône-Mündung Dank der langen Sonnenscheindauer im Tagesverlauf die Temperaturen auf frühlingshafte Werte von bis zu 14°C. Im nur 400 km flussaufwärts gelegenen Dijon verblieben die Temperaturen dahingegen im Dauerfrostbereich. In Deutschland schien in einem Streifen vom Saarland bis nach Brandenburg und Sachsen lange Zeit die Sonne. Weiter östlich konnte sie sich nur im Bereich der deutsch-polnischen Grenze und entlang der polnischen Ostseeküste durchsetzen, über dem Großteil Polens befand sich den ganzen Tag Hochnebel. Dort blieben die Temperaturen ebenfalls im Dauerfrostbereich.

Das Hoch ERIKA verlagerte sich weiter ostwärts, sodass sich das Zentrum am 19.01. um 01 Uhr MEZ über dem südlichen Litauen befand. Der Kerndruck betrug nahezu unverändert ca. 1022 hPa. Über den zuvor noch sonnigen Gebieten in Frankreich und Spanien verlor das Hoch ERIKA zunehmend an Einfluss, dort setzte durch das nachfolgende Tief IUSTUS bewölktes und regnerisches Wetter ein. Im nur leicht bewölkten Gebiet von Nordrhein-Westfalen bis nach Polen sanken die Temperaturen bis 07 Uhr MEZ auf verbreitet -3 bis -4°C, in Sachsen-Anhalt sogar auf -6 bis -7°C. Unter dem Hochnebel über weiten Teilen Polens verharrten die Temperaturen bei nahezu unverändertem Niveau. Bis zum Morgen und im Tagesverlauf des 19.01. nahm der Einfluss von Hoch ERIKA auch auf das Wetter in Deutschland ab. Doch auch im direkten Einflussgebiet, welches von Polen bis nach Estland und zur russischen Grenze reichte, schaffte es die Sonne nicht mehr, die vorhandene Hochnebelschicht aufzulösen, weshalb die Temperaturen dort im Dauerfrost- oder lediglich leicht positiven Bereich verharrten. Lediglich auf den Bergen der Hohen Tatra und des Riesengebirges konnten über dem Hochnebel 5 bis 6 Sonnenstunden registriert werden.

Nachfolgend dehnte sich das Hoch ERIKA langsam weiter nach Nordosten aus und gelangte dadurch verstärkt in den Einflussbereich des über Skandinavien liegenden Hochs DORIS, wobei es zu einer leichten Erhöhung des Luftdrucks im Zentrum kam. Der zentrumsnahe Luftdruck erreichte um 01 Uhr MEZ des 20.01. ungefähr 1027 hPa. An diesem Tag gelang es dem Hoch ERIKA nochmals für sonniges Wetter in einem Gebiet vom Osten Weißrusslands bis östlich der russischen Grenze zu sorgen. In den restlichen Gebieten im Einflussbereich des Hochs herrschte jedoch abermals Hochnebel vor. Bis zum Abend des 20.01. vereinigten sich die Hochs ERIKA und DORIS immer mehr, sodass bis zum 21.01. 01 Uhr MEZ das Hoch ERIKA komplett in das Skandinavienhoch DORIS übergegangen war.

 


Geschrieben am 20.03.2015 von Maximilian Steinbach

Berliner Wetterkarte: 19.01.2015

Pate: Erika Habich