Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet EVA
(getauft am
07.02.2011)
Hochdruckgebiete
können unter anderem entstehen, wenn auf der Rückseite von Kaltfronten der
Tiefdruckgebiete Luft absinkt. Zur Bildung des Hochs EVA am 07.02.2011 führte
genau dieser Effekt. Die westliche Höhenströmung führte die Kaltfront des Tiefs
NICOLAS über den Atlantik in Richtung Europa, auf deren Rückseite begann
nördlich der Azoren Luft abzusinken und den Druck zu erhöhen. Aus diesem
erhöhten Druck heraus bildete sich ein eigenständiges Hoch, das noch am
gleichen Tag in der Prognose auf den Namen EVA getauft wurde und bereits am
08.02. um 01 Uhr MEZ das erste Mal auf der Wetterkarte zu sehen war. Zu diesem
Zeitpunkt befand sich das Zentrum von EVA über dem Ärmelkanal mit einem Kerndruck
von 1021 hPa. In dieser Nacht überquerte die Kaltfront von Tief NICOLAS die
Mitte Deutschlands von Nordwesten nach Südosten. Am Mittag lag die Front
bereits über dem Alpenvorland, sodass sich der Einflussbereich der Antizyklone EVA
von den Benelux-Ländern her bis nach Deutschland ausweiten konnte und für
freundliches Wetter sorgte. Noch am Vortag lag Hochdruckgebiet DOREEN über
Deutschland. Dadurch konnten am 07.02. von Hoch DOREEN, und am 08.02. durch
Hoch EVA jeweils 5 Stunden Sonnenschein am Flughafen Münster/Osnabrück bei
Ladbergen gemessen werden. Jedoch ging mit der eingeflossenen kälteren
Luftmasse polaren Ursprungs die Tageshöchsttemperatur von 12,6°C auf 8,2°C
unter Hoch EVA zurück.
Bis
zur Nacht vom 08. zum 09.02. verdrängte Hoch EVA auch den stürmischen Einfluss
von NICOLAS aus dem Norden und Nordosten Deutschlands. Zudem verstärkte sich die Antizyklone zu dieser Zeit
langsam weiter. Durch die so weiterhin absinkenden Luftmassen in ihrem
Einflussbereich, lösten sich die vorher noch vorhandenen Wolkenfelder in weiten
Teilen Deutschlands auf und sorgten damit für eine sternenklare und kalte
Nacht. Außer in den Küstenregionen, die von Nord- und Ostsee gewärmt wurden,
gab es in ganz Deutschland Frost. Am kältesten war es am Morgen des 09.02. in Hof
mit -4,8°C, bei Ladbergen waren es immerhin noch -2,1°C Tiefsttemperatur. In
Bodennähe (5 cm über dem Erdboden) sank die Temperatur sogar auf -5°C und
brachte Bodenfrost.
Nach
dieser Nacht erreichte der Wirbel EVA am 09.02. den Höhepunkt seiner Entwicklung.
Der Kerndruck war inzwischen auf über 1026 hPa über dem nördlichen Bayern
gestiegen. Auch an diesem Mittwoch schien in weiten Teilen Deutschlands aufgrund
von Hoch EVA die Sonne. Mit die längste Sonnenscheindauer wurde am Frankfurter
Flughafen mit 9,1 Stunden gemessen, aber auch das Tecklenburger Land wurde 7,5
Stunden lang von der Sonne verwöhnt. Jedoch hatte die Sonne an diesem Februar
Tag noch nicht viel Kraft, sodass die Temperatur hier erneut nur auf 7-8°C
anstieg. Dies waren aber immer noch 7°C mehr als in manchen Flusstälern in der
Mitte und dem Süden Deutschlands. Aufgrund der Feuchtigkeit, die in den
größeren Flusstälern der Mittelgebirge vorhanden war, und der durch die
absinkenden Luftmassen vorhandenen Inversion, hielt sich hier den ganzen Tag
hartnäckig Nebel und Hochnebel, der wie z.B. in Regensburg keinen einzigen
Sonnenstrahl durchließ und damit auch die Tageshöchsttemperatur mit nur 0,6°C
entsprechend niedrig hielt. Die Windströmung in 5 km Höhe war in diesen Tagen
die für unsere Breitengrade typische Westwindströmung. Dies sorgte dafür, dass
Hoch- und Tiefdruckgebiete im schnellen Wechsel über Mitteleuropa hinwegzogen.
So verlagerte sich auch das Hoch EVA in der Nacht zum Donnerstag den 10.02.
weiter nach Osten, sodass es gegen Mittag mit seinem Zentrum schon über Ungarn
lag und dort für strahlenden Sonnenschein sorgte. Über Deutschland zogen von
Westen her die immer dichter werdenden Wolkenfelder des Tiefs OLAF heran, die
auch Regen mit sich brachten und damit den sonnigen Wetterabschnitt beendeten.
Einzig im äußersten Süden und Osten Deutschlands schien nochmals längere Zeit
die Sonne, wie in Kempten mit 12,3°C und 9 h Sonnenschein.
Die
Höhenströmung hatte sich jetzt so verändert, dass sie keinen weiteren Antrieb
mehr für den Wirbel EVA bereithielt. Aus diesem Grund schwächte sich das
Hochdruckgebiet von nun an immer weiter ab. Als sich EVA am 11.02. um 01 Uhr
MEZ über Sofia, der Hauptstadt Bulgariens befand und für eine frostig kalte,
sowie sternenklare Nacht sorgte, regnete es aufgrund der Fronten von Tief OLAF
im Tecklenburger Land, in dieser Nacht fielen hier 9 Liter Regen. Seit dieser
Nacht hatte das Hoch EVA keinen Einfluss mehr auf das Wetter in Deutschland. Es
zog unter weiterer Abschwächung bis über die Türkei. Mit sich führte es die
immer noch kühlen Luftmassen polaren Ursprungs. Diese sorgten wie zuvor für
klirrend kalte Nächte, die Tiefsttemperatur in Ankara lag bei wolkenlosem
Himmel in der Nacht zum Samstag (12.02.) bei -9°C.
An
diesem 12.02. war das Hochdruckgebiet EVA das letzte Mal auf der Wetterkarte zu
sehen, bevor Tief OLAF auch über der Türkei mit seinen Frontensystemen ankam
und sich EVA vollständig aufgelöst hatte.
EVA
hatte während ihrer 5 Tage Lebenszeit über Deutschland und Südosteuropa für
mehrere sonnenscheinreiche Tage und sternenklare, kalte Nächte gesorgt. Sie
legte auf ihrem Weg vom Atlantik bis zur Türkei fast 5000 Kilometer zurück.
Geschrieben
am 22.03.2011 von Thomas Schubert
Berliner
Wetterkarte: 09.02.2011
Pate:
Eva Deiters