Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet EVELYNE
(getauft am 19.02.2005)
Hoch EVELYNE wurde als westlicher Kern der sibirischen Hochdruckbrücke am 19.02.2005 getauft. Ungewöhnlich ist daran, dass sich die Region der Taufe mit dem Nordural weit nordöstlich von Mitteleuropa befindet. Im Normalfall werden sowohl Zyklonen als auch Antizyklonen, also Tief- und Hochdruckgebiete aus westlichen Richtungen wetterbestimmend für unseren Raum. Mit einem Kerndruck von knapp über 1035 hPa lag EVELYNES Zentrum in der Nähe des russischen Workuta und führte von Osten an ihrer Südseite arktische Luftmassen über den Ural.
Bis
zum 21.02. verstärkte sich EVELYNE weiter auf einen Kerndruck von 1042 hPa und
war auf der Wetterkarte nun als abgeschlossene eigenständige Hochdruckzelle zu
sehen. Der Transport kontinental-arktischer Luftmassen, die sehr kalt und
trocken sind, setze sich dabei weiter nach Westen fort.
Am
22.02. entstand am westlichen Rand von EVELYNE eine neue Hochdruckzelle, die
mit ihr zusammen eine weitreichende Hochdruckbrücke von Lappland bis in die
Region östlich des Urals bildete. Westlich von Island lag zum selben Zeitpunkt
das Hoch DORIS, welches in den Startlöchern stand, sich mit dieser Brücke zu
verbinden, was die totale Umkehrung der für Mitteleuropa üblichen Westwindzirkulation
zur Folge hätte. Die Tiefsttemperatur von St. Petersburg sackte in der Nacht
vom 22.02. auf den 23.02. rapide von -6°C in der Vornacht auf -15°C ab und
verharrte tagelang auf diesem Niveau. Auch die Tageshöchstwerte kamen am 22.02.
nicht über -9°C hinaus. Auf der Südseite der sich bildenden Hochdruckbrücke
wurden Tiefdruckgebiete von Osten her nach Mitteleuropa geführt. So auch
YANNICK I, der am 23.02. der Südhälfte Deutschlands Neuschnee brachte und an
der Station Zinnwald im Erzgebirge mit 125 cm Gesamtschneehöhe den bis dahin
absoluten Rekord einstellte.
EVELYNE
selbst lag zu diesem Zeitpunkt mit einem Kerndruck von 1045 hPa über dem
Südural, den gleichen Druck wies zur selben Zeit auch die zentral über
Skandinavien liegende Hochdruckzelle an der Westflanke von EVELYNE, die noch
nicht benannt war, auf .In Norddeutschland schlug der Winter durch den von
EVELYNE westwärts nach Deutschland vorrückenden YANNICK II voll ein, so wurden
in Greifswald dabei 26 mm Niederschlag als Schnee registriert, der stark
verweht wurde und sehr nass war. Dadurch beliefen sich die Schneehöhen in der
Region Vorpommern am Morgen des 24.02. nur auf 16-20 cm. In der Nacht vom
24.02. auf den 25.02. griff dann mit ZOLTAN das nächste Tief auf Deutschland
über und bescherte auch dem Berliner Raum mit 2 cm etwas Neuschnee. Während es
an der Küste unter Wolken teilweise frostfrei blieb, sanken die Temperaturen in
Süddeutschland verbreitet auf unter -15°C, in Straubing sogar auf -18,3°C.
EVELYNE selbst verlagerte ihr Zentrum weiter nach Süden und lag am 25.02.
zwischen Moskau und Wolgograd. Ihr Kerndruck betrug nur noch 1033 hPa. Das über
dem Nordural hereinbrechende Tief ANDREAS verband sich nun zusehens mit ZOLTAN
und drängte EVELYNE immer weiter nach Osten ab, bis es schließlich am
27.02.2005 von der europäischen Landkarte verschwand.
Geschrieben am 04.04.2005 von Gregor Neubarth
Wetterkarte: 22.02.2005
Pate: Evelyne Höhne