Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet FELICITAS
(getauft am 15.02.2017)
Ein
starkes atlantisches Tief, das später den Namen QERKIN erhielt, führte auf
seiner Vorderseite warme Luft nach Norden, die vor allem in höheren
Luftschichten zur Ausbildung eines stützenden Höhenrückens führte. Am Boden
wurde am 16.02. um 01 Uhr MEZ über der Bretagne das Zentrum des neu
entstandenen Hochs FELICITAS mit ca. 1033 hPa analysiert. Die inzwischen zur
Mischfront, also eine Front mit Eigenschaften einer Warm- und Kaltfront, auch
Okklusion genannt, gewordene Front des Tiefs PIERRE I trennte dieses Hoch vom
sich über dem östlichen Mitteleuropa unter Abschwächung nach Osten verlagernden
Hoch ERIKA ab. Die eingeflossene Kaltluft über dem nordwestlichen Frankreich
geriet schon in der Nacht unter den Einfluss der absinkenden Luftbewegungen der
Antizyklone FELICITAS. Die vom Atlantik kommende Luft war jedoch reich an
Feuchtigkeit, sodass sich die vorhandenen Wolken in der Nacht nicht vollständig
auflösen konnten. Bei nur sehr schwachen Luftbewegungen konnte sich die Luft in
Beauvais bis auf 0°C abkühlen. Im Norden Frankreichs und im Süden Englands
sorgte der Hochdruckeinfluss für aufgelockerten Himmel. Durch die hohe
vorhandene Feuchtigkeit bildeten sich im Tagesverlauf einige Quellwolken. Ein
Indiz für die Feuchtigkeit in der Luft ist der Taupunkt. Das ist diejenige
Temperatur, auf die sich ein Luftpaket abkühlen muss, um vollständig mit
Feuchtigkeit gesättigt zu sein. Am Mittag um 13 Uhr MEZ wurden im gesamten
Einflussbereich des Hochs Taupunkte zwischen 7 und 9°C gemessen, die Temperatur
betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 9 bis 12°C. Wenn sich ein Hoch über lange Zeit
über Landmassen befindet, wird die Luft zunehmend ausgetrocknet, so z.B. durch
das sehr beständige Hoch ERIKA. Dort erreichte im Süden Bayerns die Temperatur
bis zu 13°C, während der Taupunkt mit bis zu -4°C sogar negative Werte aufwies.
Dabei können sich keine Quellwolken mehr bilden, wodurch dort etwa 9 bis 10
Sonnenstunden gezählt werden konnten.
Am 17.02. um 01 Uhr
MEZ befand sich das Hoch FELICITAS mit nahezu ortsfestem Zentrum über der
Bretagne, wobei ihr Kerndruck, verglichen mit dem Vortag, um 2 hPa auf 1031 hPa
fiel. In der Nacht ging die Temperatur im Norden Frankreichs örtlich unter den
Gefrierpunkt zurück, in Le Mans wurde -1°C als Tiefstwert gemessen. In Paris
konnte das Phänomen des städtischen Wärmeinseleffekts beobachtet werden. Durch
die nächtliche Wärmeabstrahlung der eng stehenden Gebäude sank die Temperatur
im Pariser Stadtteil Montsouris nicht unter 7°C, während beispielsweise in
Melun südöstlich der Stadt nur 2°C als Tiefsttemperatur registriert wurde. Im
Tagesverlauf weitete sich der Einflussbereich des Hochs FELICITAS aus. Von der
Mitte Englands bis nach Gibraltar und von Portugal bis ins Rheinland machte
sich der Einfluss der absinkenden Luftmassen bemerkbar. Die Folge waren die oft
am astronomischen Maximum liegenden Sonnenstunden. Von Portugal über Spanien
bis nach Südwestfrankreich wurden 10 Sonnenstunden registriert. Weiter nach
Norden waren die Wolkenanteile noch größer, sodass im Norden Frankreichs und in
England meist nur 4 bis 6 Stunden die Sonne schien. Über der Iberischen
Halbinsel konnte sich die Luft auf örtlich bis zu 21°C nahe dem nordspanischen
Bilbao erwärmen, auch im andalusischen Cordoba wurde noch ein Maximum von 20°C
gemessen. In der Mitte und im Norden Frankreichs sorgten einige Wolkenfelder
und die noch vorhandene feuchte Luft sowie der niedrigere Sonnenstand im
Vergleich zu Spanien für deutlich geringere Höchsttemperaturen, so stieg im
Norden von Paris die Temperatur nicht über 9°C an. Durch das kühle Meerwasser
des Atlantiks wurde auf den Kanalinseln nur ein Maximum von 8°C registriert.
Bis zum Folgetag um
01 Uhr MEZ hatte sich das Hochdruckgebiet FELICITAS bis über das französische
Lothringen verlagert, wobei der Kerndruck auf etwa 1029 hPa zurückging. Ursache
der Ostverlagerung war das sich von Westen nähernde Tief QERKIN mit Kern nahe
Island. In der erneut überwiegend klaren oder nur leicht bewölkten Nacht konnte
das Temperaturminimum im Osten Frankreichs sowie im Südwesten Deutschlands
deutlich zurückgehen. So gab es in Luxeuil ein Minimum von -4°C und in
Renningen nahe Stuttgart von -2°C. Die Sonne hatte es über Deutschland an
diesem Tag trotz des hohen Luftdrucks sehr schwer, wodurch es vielerorts ganztägig
trüb blieb. Ausnahmen bildete der Westen und Südwesten des Landes, auf dem
Feldberg sowie in Friedrichshafen wurden 8 Stunden Sonnenschein gemessen. Die
Ursache liegt in der vorher eingeflossenen maritimen Polarluft. Noch um 01 Uhr
MEZ war eine nordwestliche Strömung in etwa 1500 m über dem Erdboden vorhanden,
mit der feucht-kühle Meeresluftmassen nach Deutschland geführt wurden. Das Hoch
FELICITAS hatte jahreszeitbedingt jedoch nicht die Kraft, dass sich die absinkenden
Luftbewegungen bis zum Erdboden durchsetzen konnten. Die Folge war zwar ein
Abtrocknen der oberen Luftschichten, weshalb kein großräumiger Regen mehr fiel.
Im untersten Kilometer der Atmosphäre, der sogenannten Grenzschicht, konnte die
feuchte Luft jedoch nicht abtrocknen, weshalb oftmals eine tief hängende
Wolkenschicht übrig blieb, welche Sonnenschein verhinderte. In den
Sonnengebieten in Deutschland sowie in Frankreich gestaltete sich die Situation
anders, dort wurde von Osten bzw. von Süden deutlich trockenere und wärmere
Luft herangeführt, die zur Wolkenauflösung führte. So konnten in Frankreich mit
Ausnahme des äußersten Nordens bzw. Nordostens erneut verbreitet 8 bis 10
Stunden Sonnenschein gemessen werden. Dadurch erhöhte sich die maximale
Temperatur beispielsweise in Paris im Vergleich zum Vortag um 3 Grad auf 12°C.
Diese Höchsttemperatur wurde auch im badischen Riegel im Oberrheingraben
gemessen. Im Nordosten Deutschlands blieb der schwache westliche bis
nordwestliche Wind den ganzen Tag erhalten, sodass z.B. im Berliner Raum die
Temperatur 4°C nicht überschritt. Auf der Greifswalder Oie in der Ostsee stieg
das Maximum der Temperatur sogar nur auf 2°C.
Die Antizyklone
FELICITAS hatte sich bis zum 19.02. um 01 Uhr MEZ mit einem Zentrumsdruck von
ca. 1028 hPa bis nach Ungarn verlagert. In höheren Luftschichten ist hingegen
ein starkes Abschwächen des stützenden Höhenrückens erkennbar, weshalb sich der
maximale Luftdruck fortan verringerte. Westlich des Hochs wurde im
Zusammenspiel des inzwischen über dem mittleren Norwegen angekommenen Tiefs
QERKIN vor dessen Kaltfront mildere und trockene Luft auch nach Deutschland
geführt. Im Berliner Raum erhöhte sich das Maximum auf bis zu 9°C; in Rosenheim
wurden 11°C gemessen, was einer Temperaturerhöhung von 4 Grad verglichen zum
Vortag entspricht. Im bayerischen Donautal bildete sich hingegen ganztägig
anhaltender Nebel und Hochnebel aus, der jeglichen Sonnenschein und damit auch
jegliche Erwärmung verhinderte. In Gelbelsee bei Ingolstadt war die
Höchsttemperatur schon bei 1°C erreicht. Da im Tagesverlauf von Nordwesten die Kaltfront
des Tiefs QERKIN übergriff, konnte nur im Osten und Süden Deutschland
gelegentlich die Sonne scheinen. In Berlin kamen 2, in der Oberlausitz 5 und in
Oberbayern bis zu 9 Sonnenstunden zusammen. Über dem südlichen Mitteleuropa und
Südeuropa bildete sich im Zusammenspiel des Hochs FELICITAS mit einem weiteren
auf dem Atlantik liegenden Hoch eine Hochdruckbrücke aus. Diese führte von der
Iberischen Halbinsel über Frankreich und Italien bis über den Alpenraum hinaus
ins östliche Mitteleuropa zu länger anhaltendem Sonnenschein, der oftmals den
ganzen Tag anhielt. Nach Norden störten vorwiegend hohe und mittelhohe
Wolkenfelder des Tiefs QERKIN, nach Osten war die am Vortag noch über
Deutschland gelegene feuchte Luftmasse sehr wolkenreich.
Mit einem Kerndruck
von ca. 1025 hPa war das Hochdruckgebiet FELICITAS über Serbien am 20.02. um 01
Uhr MEZ vorzufinden. In der mittleren Troposphäre in etwa 5,5 km Höhe wurde der
Höhenrücken bereits vollständig abgebaut und durch einen Trog ersetzt, der bis
nach Bulgarien reichte. In der Nacht fiel die Temperatur in weiten Teilen des
östlichen Mitteleuropas unter den Gefrierpunkt in den leichten Frostbereich.
Der Wärmeinseleffekt konnte dieses Mal in Wien beobachtet werden. Während am
Flughafen Schwechat -4°C gemessen wurden, meldete Wien City 3°C als Minimum.
Eine von Südrussland über die Balkanhalbinsel bis zum Ostatlantik liegende
Hochdruckbrücke, in der auch das Hoch FELICITAS eingebettet war, sorgte an
diesem Tag im Einflussbereich für viel Sonnenschein. Die von Norden streifenden
Wolken der über Nordeuropa nach Osten ziehenden Tiefs führten jedoch
gebietsweise kompakte Wolkenfelder mit sich, die Sonnenschein abschirmten. Im
Süden Polens konnten noch 9 Stunden Sonne gezählt werden, in Südtirol und in
der Schweiz örtlich bis zu 10. Im Osten Österreichs sowie in Ungarn stieg das Temperaturmaximum
des Tages meist um etwa 2 Grad im Vergleich zum Vortag an. Vielerorts änderte
sich aber am Temperaturniveau nicht viel.
Infolge des von
Nordwesten heranrückenden Tiefs ROLF wurde der hohe Luftdruck bis zum Folgetag
vollständig abgebaut, sodass das Hochdruckgebiet FELICITAS nicht mehr auf der
Berliner Wetterkarte analysiert
werden konnte.
Geschrieben am
06.03.2017 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 17.02.2017
Pate: Dr. Felicitas
Overbeck