Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet FRANÇOISE
(getauft am 02.07.2017)
Das
Azorenhoch bildet zusammen mit seinem Gegenspieler, dem Islandtief, den
klimatologischen Normalzustand über dem Nordatlantik und sorgt in Mitteleuropa
oftmals für eine Westwinddrift, die kühles und wechselhaftes Wetter hervorruft.
Am 02.07. dehnte sich vom Azorenhoch eine Zone hohen Luftdrucks nach Osten aus,
sodass dieses Hoch in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FRANÇOISE
getauft wurde. Erst mit diesem Prozess ist die Grundlage für einen sommerlichen
Witterungsabschnitt in Mitteleuropa gelegt.
Zur
Bodenanalyse des 03.07. um 02 Uhr MESZ konnte über der Biskaya die Antizyklone
FRANÇOISE verzeichnet werden, die einen maximalen Luftdruck von ca. 1027 hPa
besaß. Hochdruckgebiete sorgen durch ihre absinkenden Luftbewegungen für
Wolkenauflösungen und freundliches Wetter, sodass Niederschlag verhindert wird.
Am Vortag sowie in der Nacht hatte die Kaltfront des Tiefs SAVERIO weite Teile
Frankreichs und Deutschlands überquert. So konnte auf dessen Rückseite
vorübergehend etwas kühlere Luft einfließen, die sich durch den Einfluss von
Hoch FRANÇOISE im Tagesverlauf gleich wieder erwärmen konnte. Dies konnte nur
mithilfe von lang anhaltendem Sonnenschein geschehen. In
großen Teilen Frankreichs schien die Sonne 7 bis 10 Stunden lang. Während in Bourges, in Zentralfrankreich, am Vortag noch eine maximale
Temperatur von 18°C gemessen wurde, so waren es an diesem Tag 24°C. Weiter
südlich wurde es in Marseille bei 15 Stunden Sonnenschein sogar 31°C heiß,
nachdem am Vortag dort 28°C registriert wurden.
Über dem
östlichen Frankreich befand sich am Folgetag, dem 04.07., das Zentrum der
Hochdruckzelle FRANÇOISE mit einem maximalen Luftdruck von 1023 hPa. Der
Einfluss der Antizyklone vergrößerte sich, sodass dieser an diesem Tag von
Spanien bis nach Südpolen vorzufinden war. Die Nacht verlief mit Minima von
etwa 10 bis 15°C über Frankreich und Süddeutschland vergleichsweise kühl. Wenn
Meeresluftmassen auf den Kontinent geführt werden und unter Hochdruckeinfluss
geraten, trocknen sie im Allgemeinen ab. Dies führt im Sommer zunächst zur
Erwärmung der Tagesmaxima, während sich die Minima noch abkühlen. Die
Lufttemperatur kann infolge weniger Feuchtigkeit auch stärker zurückgehen,
außerdem wärmten die Wolken des Tiefs SAVERIO aus der Nacht davor noch auf.
Erst mit immer höher werdenden Tagesmaxima infolge von tagelangem Sonnenschein erwärmen
sich im Einflussbereich eines Hochs auch die nächtlichen Minima, weil die
Temperatur in den nur kurzen Nächten nicht so stark zurückgehen kann, wie sie
sich tagsüber erwärmt. Die Sonne schien an diesem Tag in Frankreich verbreitet
nahe ihrem astronomischen Maximum, das je nach Breitengrad bis zu 16 Stunden
beträgt. In Süddeutschland wurden etwa 8 bis 13 Stunden erreicht. Die
Tagesmaxima stiegen um etwa 3 Grad im Vergleich zum Vortag an. In Riegel am
Kaiserstuhl, im Oberrheingraben gelegen, stieg die Temperatur auf 29°C an.
Diese Region ist durch ihre südliche und tiefe Lage die wärmste Region
Deutschlands. In Frankreich wurde es mit maximal 33°C in Toulouse noch etwas
wärmer. In Italien erwärmte sich die Luft in Florenz sogar auf 35°C.
Am 05.07.
lag das Zentrum des Hochdruckgebiets FRANÇOISE etwa über Ungarn, der Luftdruck
ging dabei auf ca. 1021 hPa zurück. Der fallende Zentrumsdruck und die rasche
Verlagerung des Hochs hatte eine fehlende Unterstützung in der Höhe zur
Ursache. Bei lang anhaltenden stabilen Antizyklonen
bilden sich auch in höheren Luftschichten Hochdruckgebiete aus, die dann die
Zugbahnen von Tiefdruckgebieten beeinflussen können. Dies war jedoch nicht der Fall,
sodass mit in der Höhe ausgeprägtem Westwind die nächsten Tiefdruckgebiete
Europa erreichen und so das Hoch nach Osten verdrängen konnten. Bevor dies
jedoch geschah, wurden durch den Drehsinn des Hochs mit dem Uhrzeigersinn auf
dessen Westseite warme Luftmassen aus Süden herangeführt. Abgesehen von den
Stationen unmittelbar am Ärmelkanal wurde nahezu an jeder französischen Station
ein Heißer Tag gemessen, wofür mindestens 30°C erreicht werden müssen. Chateauroux meldete sogar ein Temperaturmaximum von 36°C.
Das ganze südliche Europa, eingeschlossen Süddeutschland, wurde von heißen
Luftmassen beeinflusst, wobei nahezu ganztägig die Sonne schien.
Mit etwa
1020 hPa befand sich das Hoch FRANÇOISE am Folgetag über dem nördlichen
Griechenland. Gemeinsam mit der über Norddeutschland liegenden Hochdruckzelle
GISELA hatte die Antizyklone FRANÇOISE von Frankreich über Deutschland bis zum
Südosten Europas großen Einfluss auf das Wetter dieses Tages. So konnten beispielsweise
in Athen 13 und in Belgrad 15 Stunden Sonnenschein gemessen werden, ebenso im
Süden Deutschlands. Zwischen den Hochdruckgebieten befand sich die Warmfront
des Tiefs UWE, die in der Mitte Deutschlands den maximalen Sonnenschein etwas
dämpfte. Im Norden Deutschlands wurden wieder teils bis zu 16 Stunden Sonne
gemessen. Ein großer Unterschied bestand jedoch in der maximal erreichten
Höchsttemperatur, denn der Süden Deutschlands lag bereits hinter der Warmfront
in von Süden herangeführter subtropischer Heißluft. Ihringen
am Oberrhein meldete eine maximale Temperatur von 36,3°C. Im Norden des Landes
war dagegen kühle Meeresluft wetterbestimmend, die erst unter Hochdruckeinfluss
geriet und somit in Hamburg auch nur eine höchste Temperatur von 24,1°C am
Flughafen erreicht wurde. Heiß war es in vielen Teilen des südlichen Europas.
Paris meldete 35°C, ebenso Rom. Im katalonischen Balsareny
sowie im montenegrinischen Podgorica wurde es mit 37°C sogar noch heißer.
Am 07.07.
wies das Hochdruckgebiet FRANÇOISE mit ca. 1020 hPa einen nahezu
gleichgebliebenen Zentrumsdruck auf. Das Zentrum ließ sich inzwischen nicht
mehr eindeutig identifizieren, vom nördlichen Italien bis zum Balkan war der
Luftdruck etwas höher als im Umfeld. Der Einfluss war vor allem im zentralen
und östlichen Mittelmeerraum bis nach Frankreich und Süddeutschland zu spüren.
Einige, z.T. auch nur mittelgroße Städte, wie Besançon in Frankreich mit einem
Minimum von 23°C, erreichten Tropennächte, wofür die minimale Temperatur nicht
unter 20°C sinken darf. In Deutschland war Karlsruhe die einzige Stadt mit
einer Tropennacht. Wenn die Sonne tagelang mit viel Energie auf das Mittelmeer
scheint, kann es sich stark erwärmen. Dadurch konnten die Temperaturen an
Küstenorten des Mittelmeers oft nicht mehr so stark zurückgehen, wie weiter im
Binnenland. Im italienischen Loreto, an der Adria gelegen, sank die Temperatur
in dieser Nacht nicht unter 26°C. In Florenz dagegen wurde es bis zum Morgen 11
Grad kälter. Tagsüber kehrte sich dies jedoch um, da das Wasser sich nicht so
schnell erwärmen kann, wie das Land. Eine Folge daraus ist die sogenannte
Land-Seewind-Zirkulation, die tagsüber verhältnismäßig kühle Luft vom Meer an
die Küste weht. So gab es in Loreto eine maximale Temperatur von 33°C, in
Florenz dagegen 36°C. An der französischen Côte d’Azur war dieser Effekt noch
stärker. Im Küstenort Hyères wurde ein Maximum von
31°C erreicht, aber nur 40 km im Landesinneren in Le Luc gab es an diesem Tag
bis zu 39°C. In den anderen Gebieten, die vom Hochdruckeinfluss profitierten,
änderten sich die Tageshöchsttemperaturen nur gering. Der Grund für die sich
mit jedem sonnigen Tag nicht weiter erwärmende Temperatur, liegt zum einen darin,
dass die Sonne jeden Tag einen bestimmten Winkel über dem Horizont erreicht und
die über dem Boden liegenden Luftmassen nur bis zu einem bestimmten Punkt
erwärmen kann. Andererseits kühlt sich die Luft jede Nacht ebenfalls wieder zu
einem gewissen Anteil ab. Auch an diesem Tag schien die Sonne meist ungestört
12 bis 14 Stunden lang.
Die
Hochdruckzelle FRANÇOISE löste sich im Tagesverlauf allmählich auf, sodass sie
am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.
Am sonnig-heißen Wetter in der Mittelmeerregion änderte dies jedoch nichts.
Geschrieben
am 17.09.2017 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 03.07.2017
Pate:
Françoise Specht