Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet FRAUKE

(getauft am 20.02.2019)

 

Im Laufe des 20.02.2019 bildete sich über Skandinavien ein großräumiges Hochdruckgebiet aus, welches in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FRAUKE getauft wurde. Das Zentrum dieses Hochs, in dem ein Luftdruck von etwas mehr als 1022 hPa gemessen wurde, befand sich um 01 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) des 21.02. etwa über der Nordhälfte Schwedens. In diesem Bereich sorgte das Hoch in der Nacht für sternenklaren Himmel und damit für ungehinderte Wärmeabstrahlung von der Erde, weshalb die Temperaturen stark absinken konnten. Dabei wurden verbreitet Tiefstwerte um -30°C gemessen, z.B. in Åsele mit -29°C, wobei der Tiefstwert der vorigen Nacht bei nur -9°C lag. Auch am Tage brachte die Antizyklone FRAUKE dem Norden Schwedens und weiten Teilen Finnlands eisige Temperaturen, jedoch mit viel Sonnenschein. Dabei wurden Höchsttemperaturen von kaum mehr als -10°C erreicht. Im Hochzentrum und auf dessen Ostseite kam es zur Ansammlung arktischer Luft, welche von dort aus auch weiter südwärts Richtung Baltikum strömte. In der Folgezeit verlagerte sich das Zentrum des Hochs FRAUKE ebenfalls leicht nach Süden über den mittleren Ostseeraum und verstärkte sich dabei weiter. Dies führte am Abend zu abnehmender Bewölkung über den baltischen Staaten sowie den mittleren Landesteilen Schwedens und damit einhergehend starkem Temperaturrückgang in diesen Regionen.

Zu Tagesbeginn des 22.02. wurde im Kern des Hochs, welcher sich nun über dem Bottnischen Meerbusen befand, bereits ein maximaler Luftdruck von über 1035 hPa gemessen. Im Einflussbereich von Hoch FRAUKE verlief die Nacht zumeist wolkenlos und extrem kalt. Im Umfeld des nördlichen Ostseegebietes wurden flächendeckend Tiefsttemperaturen zwischen -20°C und -30°C gemessen; am kältesten war es mit -35°C in der finnischen Gemeinde Muonio. Am 22.02. zog das Hochdruckgebiet FRAUKE weiter südwärts, wobei die arktische Luftmasse auch Polen, Weißrussland und die Ukraine erreichte. Der Osten Deutschlands wurde von dieser nur gestreift. Während der Einfluss des Hochs auf das Wettergeschehen Nordskandinaviens abnahm, was infolgedessen wieder mehr von Tiefdruckgebieten bestimmt wurde, konnte sich in Polen und im Nordosten Deutschlands immer häufiger die Sonne durchsetzen. Dort wurde auch vielerorts die für diese Jahreszeit maximal mögliche tägliche Sonnenscheindauer von 9 bis 10 Stunden erreicht.

Im Verlauf des Abends und in der Nacht zog das Hoch FRAUKE mit seinem Zentrum über die südliche Ostsee hinweg bis über Polen. Dabei hatte es sich nochmals deutlich verstärkt, und um 01 Uhr MEZ des 23.02. wurde an der Wetterstation des polnischen Militärflughafens Mirosławiec ein Luftdruck von 1048 hPa gemessen. Über dem Osten Polens und in Weißrussland sanken die Temperaturen in dieser Nacht auf teilweise unter -10°C; in den östlichen Bundesländern und in Bayern, wo der Himmel aufgeklart war, auf Werte um -5°C. Das Hoch FRAUKE hatte sich mittlerweile so weit nach Süden verlagert, dass kontinentale Subtropikluft von Nordafrika und Spanien aus sein Strömungsfeld erreichte und von dort über Frankreich nach Norden bis Großbritannien transportiert werden konnte. Auf der Ostseite hatte andererseits die Arktikluft sogar den Balkan und den Norden Griechenlands erreicht. Das Hoch hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Einfluss auf ganz Mitteleuropa und Frankreich ausgedehnt, sodass erneut den ganzen Tag über, abgesehen von leichter Cirrusbewölkung, die Sonne schien. Lediglich am Alpenrand, in den Mittelgebirgen und an der Nordseeküste konnte sich bis in die Mittagsstunden hinein noch Nebel halten. In der warmen Subtropikluft stieg die Temperatur auf frühlingshafte Werte bis 16,7°C im englischen Bingley und bis 19,3°C in Saint-Brieuc in der Bretagne an, im Süden Frankreichs wurden sogar Temperaturen über 20°C gemessen. Über Deutschland verlief die Grenze zwischen der subtropischen Luft im Westen und der arktischen Luft im Osten; Während in Freiburg eine Tageshöchsttemperatur von 15,8°C erreicht wurden, waren es im brandenburgischen Lindenberg nur 3,5°C. Östlich einer Linie zwischen Danzig, Warschau und Krakau stiegen die Temperaturen an diesem Tag nicht einmal über den Gefrierpunkt.

Das Hoch FRAUKE zog mit seinem Zentrum weiter über Polen hinweg und erreichte in den Frühstunden des 24.02. das Riesengebirge und die Hohe Tatra, wo ein maximaler Luftdruck von knapp über 1044 hPa gemessen wurde. Bis zum Morgen trat in weiten Teilen Ost- und Süddeutschlands wie schon in der Nacht zuvor leichter bis mäßiger Frost auf, im bayerischen Zwiesel sank die Temperatur auf -9,1°C und selbst im Norden Griechenlands wurden Werte von unter -5°C gemessen. Sonnenscheinreich verlief auch der 24.02. in weiten Teilen West- und Mitteleuropas, wo wiederum verbreitet bis zu 10 Sonnenstunden registriert wurden. Dabei stiegen auch die Temperaturen wieder kräftig an, im St. James’s Park in London bis 16,2°C und in Düsseldorf bis 16,6°C. Auch in Berlin wurden mit 13,2°C an der Station Tempelhof wieder deutlich höhere Temperaturen als noch tags zuvor gemessen. Südspanien erreichte sogar Tageshöchstwerte bis zu 25°C.

Das Hoch FRAUKE unterlag in der darauffolgenden Zeit immer stärker dem Einfluss von Tiefdruckgebieten über Osteuropa, dem Mittelmeer und Atlantik und schwächte sich dadurch weiter ab. Der Kern des Hochs zog über Tschechien hinweg über den Süden Deutschlands, wo um 01 Uhr MEZ des 25.02. nur noch gut 1040 hPa gemessen wurden. Auf der Ostseite von Hoch FRAUKE hielt sich noch kalte Luft über Bulgarien, Rumänien und dem Norden Griechenlands, welche jedoch aufgrund ihrer südlichen Lage erwärmt werden konnte und in ihrer Ausdehnung abnahm. Hier sank die Temperatur in der Nacht in einigen Regionen nochmals auf -10°C, in Deutschland und im übrigen Einflussgebiet der Antizyklone FRAUKE trat nur noch leichter Frost auf. Ansonsten setzte sich verstärkt Subtropikluft durch. Tagsüber schien abermals von Spanien über England, Deutschland, Polen und weitere osteuropäische Regionen viele Stunden lang die Sonne. Besonders in Mittel- und Westeuropa stiegen die Temperaturen wieder kräftig an, erreichten am Nachmittag knapp 20°C in London und bis 19,2°C in Düsseldorf.

In den folgenden Tagen veränderten sich Lage und Ausdehnung des Hochdruckgebietes FRAUKE nur wenig. Sein Zentrum befand sich konstant über Deutschland, schwächte sich in seiner Intensität jedoch kontinuierlich ab. Aufgrund der ungehinderten Sonneneinstrahlung erwärmte sich die Luft von Tag zu Tag weiter, in den Nächten trat hingegen auch weiterhin leichter Frost auf. Am 26.02. stieg die Temperatur in Andernach tagsüber bereits über 20°C, dieser Wert wurde mit 19,7°C am Flughafen Köln/Bonn auch fast erreicht. Im französischen Périgueux wurden sogar bis 23,5°C gemessen. Diese Temperaturen wurden am 27.02. sogar nochmals übertroffen, da sich die kontinentale Subtropikluft im gesamten Einflussgebiet des Hochs FRAUKE ausgebreitet hatte. In Koblenz wurden bis 21,5°C gemessen, in Geilenkirchen bis 21,3°C. Damit wurden dort und in einigen anderen Regionen Deutschlands neue Monatsrekorde der Höchsttemperatur aufgestellt. Im südfranzösischen Dax stieg die Temperatur sogar auf frühsommerliche 27,1°C an.

Am Morgen des 28.02. befand sich das Zentrum des Hochs FRAUKE über Slowenien, wobei jedoch dort nur noch ein Luftdruck von etwa 1025 hPa gemessen. In der Folgezeit wurde es immer stärker von einem Tief über Skandinavien beeinflusst, sodass es sich unter südwärtiger Verlagerung rasch weiter abschwächte und am Nachmittag des 28.02. komplett auflöste.

Das Hochdruckgebiet FRAUKE hatte insgesamt über acht Tage lang das europäische Wettergeschehen entscheidend mitbestimmt. Zunächst hatte es für strengen Frost in Skandinavien gesorgt, ehe es in den Bereich wärmerer Luft gelangte und in Verbindung mit viel Sonnenschein für frühlingshafte Temperaturen und regional sogar für Temperaturrekorde für den Februar sorgte. Zudem waren schon innerhalb weniger Tage in weiten Teilen Deutschlands durch das Hoch FRAUKE mehr als 75% der monatlichen Sonnenscheinsumme erreicht worden, weswegen es einen großen Anteil daran hatte, dass der Februar 2019 deutlich sonniger, aber auch trockener als im langjährigen Durchschnitt ausfiel.