Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet FREDERIK
(getauft am 17.08.2020)
Am 17.08.2020
befand sich Westeuropa im Einfluss von Tief INGRID, während über Osteuropa das
Hoch EMIL dominierte. Über dem Nordatlantik zeigten sich im Norden einige
Tiefdruckgebiete, darunter der ehemalige Tropensturm KYLE. Südlich davon
erstreckte sich der subtropische Hochdruckgürtel, der bis zur Iberischen
Halbinsel reichte. An dessen Ostflanke zweigte sich ein Hoch ab, was
wetterbestimmend für Europa werden sollte. Dieses wurde am 17.08. in Prognose
auf den 18.08. von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen
FREDERIK getauft.
Am Tag nach
der Taufe, also den 18.08. um 00 Uhr UTC bzw. 02 Uhr MESZ, lag das Hoch
FREDERIK mit 1015 hPa über Spanien und den Pyrenäen. Im Nordwesten Spaniens
wurden in Benissanet 35,7°C, in Tortosa
35,4°C und im Süden in Sevilla 37,6°C als Maximaltemperatur gemessen bei 13 h
Sonnenschein.
Zum 19.08.
dehnte sich der Hochdruckeinfluss nach Nordosten aus. Begrenzt wurde das Hoch
FREDERIK im Westen von Tief JANTRA und im Osten von Tief INGRID. Das Tief
JANTRA, welches sich über der westlichen Biskaya befand und sich bis nach
Südengland erstreckte, besaß einen Kerndruck von knapp 1000 hPa und war zu
diesem Zeitpunkt noch mit Ex-Kyle verbunden. Gestützt wurde es durch einen Trog,
also einen Kaltluftvorstoß nach Süden, in einer Höhe von ca. 5,5 km, welcher
sich über den gesamten östlichen Nordatlantik erstreckte. Dabei wurde in der
Höhenwetterkarte auch eine abgeschlossene 552 gpdm-Linie
verzeichnet, welche der normalen geopotentiellen Höhe auf 500 hPa, also quasi
dem Äquivalent zum Normaldruck auf Bodenniveau entspricht. Unter dem
Hochdruckeinfluss von FREDERIK lag die minimale Nachttemperatur in Sevilla bei
23,6°C und in Málaga bei 23,1°C, was in der meteorologischen Definition einer
Tropennacht (Tiefsttemperatur über 20°C) entspricht. Außerdem wurden wiederholt
extrem heiße Maximaltemperaturen von 37,8°C in Sevilla und sogar 39,6°C in Écija erreicht. Auch in Deutschland wurde unter dem
Einfluss von Hoch FREDERIK ein Sommertag, also ein Tag, an dem die Temperatur
25°C bis 30°C erreicht, verzeichnet. So wurden in Berlin-Dahlem 25,7°C und in
Königs Wusterhausen 27,8°C gemessen. Die Minimaltemperatur lag in
Berlin-Tempelhof bei 18,7°C, sodass fast eine Tropennacht erreicht wurde. Dabei
wurden in Deutschland verbreitet 9 bis sogar 13 h Sonnenschein registriert.
Abb. 1:
Satellitenbild 20.08.2020 11:25 Uhr MESZ (links) von EUMETSAT, Quelle: www.kachelmannwetter.de und
6-stündige Niederschlagsmenge 20.08.2020 00 Uhr UTC (rechts), Quelle: www.wetter3.de
Am 20.08. um
00 Uhr UTC lag das Hoch FREDERIK über den norditalienischen Alpen. Es wurde
weiterhin flankiert von der Okklusion, also einer gealterten Front, des Tiefs
INGRID im Osten und dem kräftigen Tief JANTRA im Westen mit Kern über der
irischen Westküste, welches mittlerweile einen Kerndruck von 975 hPa aufwies,
was für Sommermonate durchaus nicht viel ist. Auf dem in Abbildung 1 gezeigten
Satellitenbild ist das Tief JANTRA westlich von Irland anhand der
Spiralbewölkung, welche durch die Dynamik des Frontensystems verursacht ist, zu
erkennen. Über dem Südosten Frankreichs und Teilen Deutschland hingegen zeigten
sich, wenn überhaupt, nur vereinzelt Wolken. Im Osten über Rumänien, der
Ukraine und Weißrussland erkennt man die Bewölkung entlang der Okklusion von
Tief INGRID. Dass die Wolken wetterwirksam waren, erkennt man an der
Modellberechnung der 6-stündigen Niederschlagsmenge auf der rechten Seite der
Abbildung 1. In Deutschland war es mit Ausnahme des äußersten Westens, welcher
im Einfluss der Warmfront von Tief JANTRA lag, niederschlagsfrei. Vor allem in
der Nähe des Okklusionspunktes über Irland und entlang der Kaltfront ist
Niederschlag zu erkennen. Die rechte Grafik stellt eine Vorhersage des
amerikanischen Globalmodells GFS dar und ist keine Messung. Denn Niederschlagsmessungen
werden zwar über Land verbreitet vorgenommen, aber gerade über den Ozeanen sind
diese nur mittels Schiffen möglich und daher selten und inhomogen verteilt.
Zum 21.08.
verlagerte sich die Antizyklone FREDERIK nach Osten und erstreckte sich um 00
Uhr UTC über Südosteuropa. Dabei zeigte sich dasselbe Bild: Im Hoch sinkt Luft
großräumig ab, wodurch sich die Luft erwärmt und es daher nur selten zu
Wolkenbildung kommt. Folglich kann nahezu ungehinderte Sonneneinstrahlung hohe
Temperaturen hervorrufen. Am 21.08. wurden im montenegrischen
Podgorica heiße 38,1°C und in Elbasan in Mittelalbanien noch immer stolze 37°C
als Maximaltemperatur gemessen. Im nordmazedonischen Strumica
wurden 2/8 Cumulus-Bewölkung, umgangssprachlich als Schönwetterwolken
bezeichnet, beobachtet. Der Bedeckungsgrad des Himmels, der teils von
Messgeräten, teils auch von menschlichen Beobachtern bestimmt wird, wird in
Achteln von 0/8 keine Bewölkung bis 8/8 bedeckt angegeben.
Am 22.08.
erstreckte sich um 00 Uhr UTC die Kaltfront von Tief JANTRA, welches sich
mittlerweile nördlich von Großbritannien befand, von Ostschweden über
Deutschland bis nach Spanien. Hinter dieser Kaltfront entstand durch
Absinkbewegungen bereits ein neues Hoch namens GUNDMAR. Diese Kaltfront zeigte
sich auch ausgeprägt in den Temperaturgegensätzen, die in Abbildung 2
dargestellt sind. Beschrieben wird die Temperatur auf 850 hPa, was etwa einer
Höhe von 1,5 km entspricht. Diese Höhe wird gerne verwendet, da sie
unbeeinflusst von der Bodenreibung ist.
Abb. 2: Temperatur in 850 hPa,
Quelle: www.wetter3.de
Im Bereich
von Hoch FREDERIK über Osteuropa sind die Temperaturen deutlich höher als in
Westeuropa. Die Luftmassengrenze verläuft dabei über Deutschland. In Bukarest
wurden bspw. 35,4°C Maximaltemperatur und in Belgrad 32,3 gemessen, während in
Nantes 23,8°C und in Laval 23,3°C erreicht wurden.
Zum 23.08.
zog die Luftmassengrenze weiter ostwärts und verlief von Finnland über das
Baltikum bis nach Kroatien. Hinter der Kaltfront dehnte sich das Nachfolgehoch
GUNDMAR gestützt durch das Azorenhoch nach Osten aus. Diese Verlagerung führte
dazu, dass sich Hoch FREDERIK ebenfalls nach Osten verlagerte und währenddessen
wieder den durchschnittlichen atmosphärischen Druck annahm, so dass folglich kein
Druckgebilde mehr vorhanden war.