Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet FRIDO

(getauft am 08.12.2018)

 

Weite Teile Europas wurden am 08.12.2018 einerseits durch tiefen Luftdruck des Wirbels MARIELOU im Norden und hohen Luftdruck im Süden durch das Hoch ECKHARD über der Türkei sowie dem Azorenhoch beeinflusst. Letzteres war etwas nach Osten verschoben und reichte somit auch bis über die Kanaren und die Iberische Halbinsel. Diese Ostverlagerung sollte sich im Verlauf fortsetzen, wodurch das Hochdruckgebiet auch das Wettergeschehen Mitteleuropas beeinflussen sollte. Aus diesem Grund wurde das Hoch in der Prognose für den Folgetag auf den Namen FRIDO getauft.

Am 09.12. um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum des Hochs FRIDO etwa auf halbem Weg zwischen Portugal und den Azoren mit einem maximalen Druck von ca. 1033 hPa. Der Einflussbereich erstreckte sich dabei im Osten bis über Südfrankreich, die Balearen sowie Nordmarokko und -algerien. Im Bereich eines Hochdruckgebietes strömt die Luft großflächig abwärts. Dabei erwärmt sich die transportierte Luft langsam, wodurch Kondensation und Wolkenbildung verhindert wird bzw. wodurch es zur Wolkenauflösung kommt. Dies resultierte in Portugal und Spanien in Sonnenscheindauern von verbreitet 8 bis 9 Stunden. Die bereits zuvor eingeflossene, warme Subtropikluft konnte sich derweil vor allem in der Südhälfte der Iberischen Halbinsel weiter erwärmen. Der Temperaturanstieg betrug dabei vielerorts zwischen 2 und 4 Grad. Vereinzelt lag die Temperaturdifferenz auch höher, beispielsweise an der spanischen Station Hinojosa del Duque in der Provinz Córdoba, an welcher mit 17,9°C insgesamt 6,4 Grad höhere Temperaturen als am Vortag gemessen wurden.

Im Laufe des Tages etablierte sich höherer Luftdruck über dem Norden Spaniens, wo sich am 10.12. um 01 Uhr MEZ auch das Hochdruckzentrum der Antizyklone FRIDO befand. Der zentrumsnahe Druck betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 1035 hPa. In der mittleren Troposphäre in einer Höhe von ca. 5,5 km baute sich währenddessen ein Vorstoß warmer Luftmassen nach Norden, welcher auch als Keil bezeichnet wird, vom Nordwesten Afrikas über die Iberische Halbinsel und den Nordostatlantik bis nach Island auf. Das mit diesem Gebilde korrespondierende Hoch FRIDO im Bodenniveau weitete durch die Unterstützung aus der Höhe auch seinen Einflussbereich aus, welcher nun neben dem Südwesten Europas auch größere Teile Frankreichs und des Südens der Britischen Inseln umfasste. Neben weiterhin 7 bis 9 Sonnenstunden in Portugal und Spanien, erhöhte sich der Sonnenscheinanteil auch im Süden und Westen Frankreichs durch den Hochdruckeinfluss auf 5 bis 7 Stunden. Zwischen dem Hoch FRIDO und dem Ostseetief MARIELOU stellte sich über Deutschland und den Benelux-Staaten eine kräftige nordwestliche Strömung ein, welche die Zufuhr kühler subpolarer Luftmassen in dieses Gebiet fortsetzte. Sinkende Temperaturen sorgten in Deutschland für Höchstwerte von verbreitet 5 bis 8°C, während tags zuvor noch 7 bis 10°C registriert werden konnten. Aufgrund des ausgeprägten Druckgradienten zwischen den beiden Druckgebilden kam es vor allem im Norden Deutschlands sowie in höheren Lagen mitunter zu schweren Sturmböen von über 90 km/h, wie beispielsweise in Cuxhaven oder auf Norderney mit 93,7 bzw. 97,3 km/h. Am Leuchtturm „Alte Weser“ konnten sogar orkanartige Böen von bis zu 115,3 km/h verzeichnet werden.

Angetrieben durch die leichte, nach Osten gerichtete Verlagerung des Keils in der Höhe wurde auch das Zentrum des Hochs FRIDO zum Nachttermin des 11.12. weiter nordöstlich nahe Bordeaux analysiert. Mit der Etablierung des Hochs GOTTHARD über dem Nordmeer verlor die Antizyklone FRIDO etwas die Unterstützung aus der Höhe, wodurch der Zentrumsdruck auf knapp 1030 hPa fiel. Der Einfluss des Hochs FRIDO reichte zu diesem Zeitpunkt von Großbritannien bis Nordafrika und von der Iberischen Halbinsel bis zu den westlichen Alpen sowie den Niederlanden. In der Nacht sorgten die subpolaren Luftmassen in den höheren Lagen Zentral- und Westeuropas für leichten Frost. So wurden Tiefsttemperaturen von -2,8°C in Schmücke, -1,2°C in Weinbiet, -2,9°C in Aurillac in Zentralfrankreich und
-1,9°C in Cañizares östlich von Madrid gemessen. Aber auch in niedrigeren Lagen trat vereinzelt Frost auf, z.B. am Flughafen Reims-Prunay mit -0,7°C oder in Charlwood südlich von London mit -1,1°C.

Während am Tage die Temperaturen in Deutschland auf einem ähnlichen Niveau wie am Vortag verblieben, kühlte es sich in Frankreich mit Ausnahme der Küstenstationen vor allem im Westen und im Zentrum des Landes merklich ab. In Marcé bei Angers sank die Höchsttemperatur zum Beispiel von 12,1°C am Vortag auf nun 7,1°C. Im weiter südöstlich gelegenen Poitiers fiel das Tagesmaximum sogar von 11,1°C auf 5,4°C herab.

Im Tagesverlauf verlagerte sich das Hoch FRIDO weiter nach Nordosten. Neben Sonnenscheindauern von 5 bis 8 Stunden in der Osthälfte Spaniens und im Süden Frankreichs sowie an dessen Westküste konnten dadurch auch zwischen 2 und 7 Stunden in der Schweiz und 3 bis 6 Stunden Sonnenschein im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen registriert werden.

Das mittlerweile über Skandinavien liegende Hoch GOTTHARD verstärkte sich indes weiter und breitete seinen Einfluss nach Süden aus. Das Hoch FRIDO wurde dabei bis zum Folgetag in die Zirkulation der Antizyklone GOTTHARD aufgenommen und konnte daher am 12.12.2018 nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.