Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet FRIEDERIKE

(getauft am 10.02.2011)

 

Hochdruckgebiete entstehen wenn über einem großen Gebiet Luftmassen aus höheren Atmosphärenschichten zum Boden absinken, wenn die Luft am Boden dann nicht so schnell abfließen kann, wie sie absinkt erhöht sich der Luftdruck am Boden. So geschah es auch am 09.02.2011, als aufgrund der Luftströmung in 5-10 km Höhe über Skandinavien die Luft begann abzusinken und ein neues Hochdruckgebiet bildete. Einen Tag später wurde dieses auf den Namen FRIEDERIKE getauft und erschien am gleichen Tag das erste Mal auf der Analysekarte der Berliner Wetterkarte.

Luft strömt im Uhrzeigersinn auf spiralförmigem Weg aus Hochdruckgebieten heraus. Dadurch führte FRIEDERIKE schon am ersten Tag ihres Bestehens zu extremem Frost in Finnland und Nordostschweden. Unter dem Einfluss arktischer Kaltluft wurden bei sternenklarer Nacht am 11.02. in der schwedisch – finnischen Grenzstadt Haparanda -31°C als Tiefsttemperatur gemessen. Auf der anderen, der westlichen Seite des Hochdruckgebiets im Nordatlantik befand sich Jan Mayen im Zustrom wärmerer Luftmassen, sodass hier die Tiefsttemperatur bei +1°C lag, ein Temperaturunterschied von 32 K und das obwohl Jan Mayen noch weiter nördlich liegt als Haparanda.

Am gleichen Tag entwickelte sich in der Höhenströmung ein Keil aus, der von der Nordsee bis nach Nordostgrönland reichte. Dieser transportierte das Bodenhoch FRIEDERIKE nach Süden, sodass es in den Mittagsstunden des 12.02. über dem Nordosten Deutschlands lag. FRIEDERIKE führt dabei die arktischen Luftmassen aus Skandinavien mit sich, so dass es in Deutschland zu einer Zweiteilung des Wetters kam. Während an diesem Samstag in Berlin die Sonne 8 Stunden lang schien, war es hier mit +2,4°C (Vortag: +6,1°C) deutlich kühler als auf der anderen Seite der Luftmassengrenze, wo in München bei +8,5°C kein einziger Sonnenstrahl durch die geschlossenen Wolkendecke drang. Ebenfalls im Einflussbereich der wärmeren subtropischen Luftmasse befand sich der Oberrheingraben. So schien z.B. in Lahr die Sonne 6,1 Stunden lang, und die Höchsttemperatur erreichte frühlingshafte 14,4°C.

Mit einem Kerndruck von 1024 hPa (gemessen in Mecklenburg Vorpommern), erreichte FRIEDERIKE an diesem Tag den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Schon bis zum nächsten Tag schwächte sich der Keil derart ab, dass die Höhenströmung keinen weiteren Antrieb mehr für ein andauerndes Bestehen von Hoch FRIEDERIKE gab. Die Höhenströmung drehte über Deutschland auf Nordwest, sodass sich die Antizyklone weiter nach Südosteuropa verlagerte. Damit konnte das Hoch FRIEDERIKE am 13.02. einzig im äußersten Nordosten Deutschlands, auf Rügen nochmals für 1 Stunde Sonnenschein sorgen, bevor sich noch am gleichen Tag die Warmfront des Tiefs PAOLINI von Südwesten näherte und dichte Wolken heranführte. An diesem 13.02. um 01 Uhr MEZ lag FRIEDERIKE mit ihrem Zentrum schon über Ungarn. Gemeinsam mit Tief OLAF transportierte sie weiterhin Kaltluft arktischen Ursprungs nach Südosteuropa bis an die Griechische Grenze. So wurde in dieser Nacht in Bukarest -9°C Tiefsttemperatur gemessen.

Unter weiterer Abschwächung beförderte die stärker gewordene Höhenströmung FRIEDERIKE weiter bis zum Rand der europäischen Wetterkarte, über die Türkei. Mit einem Kerndruck von noch knapp 1020 hPa hatte das Hochdruckgebiet bereits an Einfluss verloren, sodass in seinem Einflussbereich dichte Wolkenfelder vorhanden waren und sich die Sonne nur selten blicken ließ. Damit war das Hoch FRIEDERIKE an diesem 14.02.2011 das letzte Mal auf der Wetterkarte zu sehen, bevor es sich vollständig aufgelöst hatte.

 


Geschrieben am 18.03.2011 von Thomas Schubert

Berliner Wetterkarte: 12.02.2011

Pate: Friederike Hollmann