Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet FRIEDERIKE

(getauft am 10.09.2019)

 

Die Vergabe von Namen an Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte nur für solche Druckgebilde durchgeführt, die einen Einfluss auf die Großwetterlage über Europa haben. Viele Hochdruckgebiete entstehen aus dem Azorenhoch, welches eines der dynamischen Druckgebiete im europäischen Raum darstellt und maßgeblich für das Wetter in Mitteleuropa ist, auch bekannt als entscheidender Faktor für die Nordatlantische Oszillation.

Am 10.09. befand sich über den Azoren ein ausgedehntes Hochdruckgebiet mit einem Druck im Zentrum von über 1030 hPa. Zudem war über Ostspanien ein Tiefdruckgebiet verortet, welches durch ein Höhentief weiter verstärkt wurde. Auf der Vorhersagekarte der Berliner Wetterkarte prognostizierte diese, dass sich das Höhentief nach Westen verlagern würde, wodurch die Antizyklone nach Norden verdrängt werden würde. Zudem würde das Hochdruckgebiet anschließend von Westwinden erfasst werden, wodurch sich die Antizyklone nach Mitteleuropa verlagern würde. Basierend auf diesen Annahmen wurde das noch unbenannte Hochdruckgebiet am 10.09. auf den Namen FRIEDERIKE getauft.

Am 11.09. lag das Hoch FRIEDERIKE östlich der Azoren und erstreckte sich im Osten bis nach Westfrankreich, im Norden bis südlich des Frontensystems des Ex-Hurrikans, jetzt Tiefdruckgebietes DORIAN, und im Süden bis Madeira. Der Druck im Zentrum lag auch an diesem Tag bei über 1030 hPa. Im Tagesverlauf nahm der Hochdruckeinfluss auf der iberischen Halbinsel und in Westfrankreich zu, weshalb dort verbreitet viele Sonnenstunden registriert wurden. In der französischen Stadt Dax und in der spanischen Stadt Pamplona wurden 12 Sonnenstunden gemessen. Dadurch stieg die Höchsttemperatur im Vergleich zum Vortag um bis zu 6 Kelvin in der spanischen Stadt Vigo an. Die Maximaltemperatur hatte sich von 19,7°C auf 25,6°C erhöht. Die höchsten Temperaturen waren an der spanischen Südküste in Huelva mit 30,5°C verortet. Des Weiteren hatte das Hoch FRIEDERIKE eine entscheidende Rolle für Überflutungen im spanischen Raum. Hierbei handelt es sich um ein Mittelmeertief, welches aufgrund der warmen Wassertemperaturen viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. Dieses Tiefdruckgebiet näherte sich der Ostküste Spaniens und sorgte für Überschwemmungen in der Region Valencia. Die Zyklone verhielt sich dort stationär, weil das Hochdruckgebiet FRIEDERIKE als blockierendes Hoch agierte und somit eine wesentliche Rolle für die Wetterlage einnahm. Die offiziellen Niederschlagssummen lagen bei 250 l/m² innerhalb eines Tages an der Station Ontinyent, wobei diese lokal deutlich übertroffen wurden. In der Nacht zum Donnerstag kühlte sich die Temperatur bei leicht bewölktem Himmel auf bis zu 6°C in Le Puy auf 832 Metern Höhe ab.

Am 12.09. befand sich Hoch FRIEDERIKE ca. 400 km westlich von der französischen Westküste mit einem Druck im Zentrum von über 1030 hPa. Die Antizyklone hatte ihren Hochdruckeinfluss nun auch auf Westdeutschland ausgebreitet. Besonders in Südfrankreich wurden verbreitet zweistellige Sonnenstunden gemessen. Dort schien die Sonne bis zu 12 Stunden, wie in Montpellier und Umgebung. Auch in den französischen und Schweizer Alpen war es sonnig. Dadurch konnte sich dank des tellurischen Effekts die große Landmasse Frankreichs weiter erwärmen. Deshalb wurde vielerorts ein weiterer Sommertag mit mindestens 25°C erreicht. Spätsommerlich heiß wurde es an der französischen Mittelmeerküste mit bis zu 31,0°C in Le Luc. Des Weiteren hatte es in Zentralfrankreich seit ca. einer Woche keinen Niederschlag gegeben, weshalb die Waldbrandgefahr nochmals die Stufe 4 bis 5 erreichte. In der Nacht zum 13.09. gab es große Temperaturunterschiede innerhalb der Schweiz. In einigen höhergelegenen Tälern gab es leichten Frost bei Temperaturen in 2 Meter Höhe von -0,1°C in La Brévine. Auf der Erdoberfläche ist die Temperatur in der Nacht wegen der emittierten Strahlung in der Regel tiefer, weshalb dort die Temperatur bei -1,0°C lag.

Am folgenden Tag lag die Antizyklone FRIEDERIKE über Süddeutschland, weiterhin mit einem Kerndruck von über 1030 hPa. Von Nordwesten näherte sich mit hoher Geschwindigkeit das Frontsystem des ehemaligen Tropensturms EX-GABRIELLE. Dadurch wurde der Einflussbereich des Hochdruckgebiets FRIEDERIKE Richtung Nordwesten abgegrenzt, weshalb sich das Hochdruckgebiet im Laufe des Tages deutlich abschwächte. Trotzdem war es insbesondere im Alpenraum nochmals heiter bis sonnig mit oftmals 11 bis 12 Sonnenstunden in Südbayern, der Schweiz und in Österreich. Der Höchstwert war an der Zugspitze mit 12 Stunden und 47 Minuten verortet. Die Höhe ermöglicht, dass die Sonnenstrahlen die Station früher am Morgen erreichen und am Abend länger anhalten. Zusätzlich stieg die Höchsttemperatur auf 26,0°C in Innsbruck an. Auf den alpinen Gletschern befand sich die Frostgrenze bei über 3500 Metern, weshalb der Anfang September gefallene Neuschnee größtenteils wieder abschmolz. In Berlin-Dahlem war es dank des nachlassenden Hochdruckeinflusses bis zum Mittag heiter bei 22°C. Bis zum Abend kam es zu einem Druckausgleich zwischen der Antizyklone FRIEDERIKE und der Umgebungsluft, weshalb am nächsten Tag das Druckgebiet FRIEDERIKE nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte erwähnt wurde.