Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
FRITZ
(getauft
am 17.02.2018)
In Folge des stetigen Ausgleichs
zwischen warmer Luft in der Äquatorregion und kalter Luft an den Polen
entstehen in der Atmosphäre Wellen mit Wellenlängen von mehreren tausend
Kilometern. Diese Wellen zeigen sich hauptsächlich an der sogenannten
„Polarfront“ zwischen subtropischen und polaren Luftmassen, welche höhenmäßig
in der unteren bis mittleren Troposphäre, also bis etwa 5 km über dem Boden zu
finden ist. Verhältnismäßig milde Luftmassen werden dabei als Wellenberge nach
Norden geführt und als Keile bezeichnet. Wellentäler sind angefüllt mit kühler,
polarer Luft, die nach Süden strömt und werden Tröge genannt. Am 17. Februar
2018 verstärkte sich ein Höhenkeil mit Achse über der Grönlandsee bis über
Skandinavien und die Nordsee. Dieser sollte sich bis zum folgenden Tag nach
unten bis zum Boden ausweiten und dabei ein neues Hochdruckgebiet über
Nordeuropa entstehen lassen. Das nun entstandene Hoch wurde auf den Namen FRITZ
getauft.
Um 01 Uhr MEZ des 18. Februar wurde
der Hochdruckkern FRITZ über Finnland analysiert. Die Ausdehnung war mit
ungefähr 800 km noch recht gering und bezog sich nur auf Nordskandinavien und
Teile Nordwestrusslands. Dabei war Hoch FRITZ allerdings Teil einer Hochdruckbrücke
mit mehreren Zentren, welche sich unterhalb des Höhenkeils von Spitzbergen über
die Ostsee und anschließend über Mitteleuropa bis zum Azorenhoch westlich der
iberischen Halbinsel erstreckte. Mit einem Kerndruck von knapp über 1025 hPa
hob sich Hochdruckgebiet FRITZ jedoch als einzelner Kern ab. Im Tagesverlauf
kam es kaum zu Verlagerung des Kerngebietes. Zwei für Hochdruckeinfluss
typische Faktoren sorgten dabei für Wolkenauflösung. Zum einen bilden sich im
Gegensatz zu Tiefdruckgebieten keine Fronten aus, welche für Wolkenbänder und
Niederschlag sorgen könnten. Zweitens sinkt die Luft großräumig ab, was vor
allem weniger hohe Bewölkung zur Folge hat. Besonders über dem Norden Finnlands
und Norwegens wurden mit 8 bis 9 Stunden die maximal mögliche Sonnenscheindauer
registriert. Über Nordschweden dagegen bildeten sich dennoch dichte tiefe
Wolken, da hier die Luft gegen die Gebirge strömte und dabei orographisch
bedingt angehoben wurde. Aus dieser Wolkendecke fiel über den Tag auch
wiederholt leichter Schnee. Die Stationen Lycksele
und Boden verzeichneten 0,5 und 1 l/m² zwischen 07 und 19 Uhr MEZ. In Vidsel wurden 2 l/m² registriert. Weiterhin streiften die
schwachen Ausläufer eines Tiefs den nördlichen Einflussbereich von Hoch FRITZ,
wodurch in Murmansk im selben Zeitraum 0,2 l/m² und an der Küste im
norwegischen Vardo 2 l/m² gemessen wurden. Die
Höchsttemperaturen lagen im Bereich von -5 bis -15°C. In der Nacht kühlte sich
die Luft weiter ab. In Vidsel wurde eine
Tiefsttemperatur von -11,6°C gemessen. Nicht weit entfernt sanken die
Temperaturen sogar auf unter -30°C, wie im nur 250 km entfernten Nikkaluokta. Grund für diese starken Unterschiede ist die
nächtliche Ausstrahlung, welche im Bereich mit Wolkendecke deutlich geringer
ausfällt, da die Wolken wie eine Decke wirken und die Strahlung absorbieren.
Am Morgen des 19. Februar lag die
Hochdruckzone FRITZ mit ca. 100 km Durchmesser über Nordskandinavien und begann
sich mit einem anderen Zentrum nördlich der Hochdruckbrücke zu verbinden. Der
Druck hatte sich dabei auf etwa 1030 hPa verstärkt. Durch die antizyklonale
Strömung, also im Uhrzeigersinn um das Zentrum von Hoch FRITZ, wurde auf dessen
Westseite weiterhin Luft aus Süden über die Gebirge geführt. Diese hatte vorher
beim Überströmen der milden Ostsee Feuchtigkeit aufgenommen. Aus der
resultierenden Bewölkung fiel weiterer Schnee in Mengen von 0,1 l/m² in
Gallivare bis 2 l/m² in Boden zwischen 07 und 19 Uhr MEZ. Nördlich der Gebirge
war es weiterhin überwiegend sonnig, wobei die noch recht schwache
Sonnenstrahlung kaum ausreichte um die kalte Luft aus der Nacht zu erwärmen und
daher nur Maxima um -13°C erreicht wurden. Im Bereich der milderen Luft von der
Ostsee konnten wie in Boden immerhin
-8°C registriert werden. Auch entlang der Nordküste Norwegens war es
durch den maritimen Einfluss vergleichsweise mild, was zusätzlich durch die
warme Föhn-Luft im Lee der Gebirge verstärkt wurde. In Harstad
wurden sogar an die -3,8°C als Tagesmaximum gemessen.
Im weiteren Verlauf änderten sich
Lage und Stärke der Antizyklone FRITZ kaum. Die Hochdruckbrücke erstreckte sich
nun vom Arktischen Ozean bis Osteuropa und damit auf der Vorderseite des
Höhenkeils, wobei Hoch FRITZ im zentralen Bereich über Skandinavien lag. Dessen
Einflussbereich dehnte sich dabei am 20. Februar etwas nach Süden aus, sodass
der Durchmesser in Nord-Süd Richtung etwa 1200 km betrug. An der Wetterlage
änderte sich ebenfalls wenig. Weiterhin bildeten sich Wolken und Niederschlag
im Einströmgebiet von der Ostsee, also auf der Südwestseite der Antizyklone
FRITZ. Die Wetterstation in Stockholm meldete zwölfstündig bis 07 Uhr MEZ 0,4
l/m² und in den zwölf Stunden darauf 0,2 l/m². Dieser fiel auch hier bei
leichten Minusgraden als Schnee.
Durch ein vorbeiziehendes Tief und
dessen Frontensystem wurde der Einflussbereich von Hoch FRITZ in der Nacht zum
21. Februar in Nordskandinavien verringert. Auch von Westen näherten sich die
Überreste einer Okklusion vom Europäischen Nordmeer bis zur Nordsee. Trotz
weiterhin kräftigen 1030 hPa Kerndruck war Hochdruckzone FRITZ daher an diesem
Tag nur für Schweden und den Bottnischen Meerbusen
von Bedeutung. In Nordschweden schien den ganzen Tag über die Sonne während
weiter südlich erneut leichter Schneefall gemeldet wurde. Die Station in
Uppsala meldete 0,2 l/m² als Schnee zwischen 07 und 19 Uhr MEZ und in Alvdalen waren es 1 l/m².
Anschließend begann sich Hoch FRITZ
nach Süden zu verlagern. Um 01 Uhr MEZ des 22. Februar wurde ein Bereich mit
drei einzelnen Zentren und einer Ausdehnung von etwa 1000 km über der
nördlichen Ostsee analysiert. Der Kaltluftbereich war weiterhin sehr stark
ausgeprägt, da im Bereich des Hochdruckeinflusses zum einen nur schwache
Windgeschwindigkeiten und zum anderen starke Ausstrahlung vorherrschen. Im
schwedischen Alvsbyn beispielsweise sanken die
Temperaturen bis zum Morgen daher auf unter -37°C, aber auch deutlich weiter
östlich, wie in Sankt Petersburg, wurden noch unter -20°C registriert. Tagsüber
setzte sich nun verbreiteter die Sonne durch und nur in Südschweden, wie beispielsweise
in Daglosen oder Alvdalen,
wurde noch leichter Schneefall zwischen 19 Uhr und 07 Uhr MEZ gemessen, danach
blieb es auch dort trocken. Von Norwegen bis Norddeutschland erstreckte sich
die abgeschwächte Okklusion in den Randbereich des Hochdruckgebietes FRITZ und
brachte zum Beispiel in Kvithamar bei Trondheim 2
l/m² und in Warnemünde 0,1 l/m² zwischen 07 und 19 Uhr MEZ.
Bis 01 Uhr MEZ des 23. Februars hatte
sich Antizyklone FRITZ nach Südosten bis über das Baltikum und Westrussland
verlagert. Mit ungefähr 1032 hPa und an die 1500 km Ausdehnung in West-Ost
Richtung hatte es nun die stärkste Ausprägung erreicht. Auf der Südseite wurde
kalte kontinentale Luft aus Osten nach Mitteleuropa transportiert und führte
dort langsam zu Abkühlung. Im zentralen Bereich der Hochdruckzone FRITZ setzte
sich überwiegend die Sonne durch. Im polnischen Ketrzyn
wurden an die 9 Sonnenstunden gemessen. Örtlich bildete sich allerdings auch
hochnebelartige Bewölkung mit Schnee aus. Meist kam dabei keine messbare Menge
über den Tag zusammen, wie zum Beispiel in Minsk. In Sankt Petersburg meldete
sie Station zwölfstündig noch 0,5 l/m² bis 19 Uhr MEZ. Am Vormittag bildete
sich über der Ostsee ein kleines Tief, welches mit seinen Fronten auf das
Baltikum übergriff und dort im selben Zeitraum bis zu 5 l/m² in Ventspils und Klaipeda an
Niederschlag brachte. Schließlich wurde Hochdruckgebiet FRITZ recht zügig bis
zum Folgetag von einem sich ausbreitenden Hoch über Skandinavien aufgenommen
und verschwand damit bis zum Folgetag aus der Berliner Wetterkarte.
Pate: Fritz Steuber