Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
GÖRGE
(getauft am
28.08.2014)
Am
28.08. waren über Europa in der mittleren Troposphäre, was etwa 5,5 km Höhe
entspricht, zwei Höhentiefs und ein Höhenhoch bestimmend. Die Höhentiefs
befanden sich mit ihren Zentren westlich von Irland bzw. über Nordwestrussland
und das Höhenhoch über der nördlichen Nordsee. Das Höhenhoch blockierte dabei
die schnelle Ostverlagerung des kräftig ausgeprägten Höhentiefs bei Irland,
sodass dieses nur langsam vorankam. Im Bodenniveau befand sich mit dem Zentrum
ebenfalls westlich von Irland das Tiefdruckgebiet ANGELIKA. Während der
West-Ost-Überquerung der Britischen Inseln bildete sich auf der Rückseite ein
neues Hochdruckgebiet. Aufgrund der Prognosen wurde das Hochdruckgebiet noch am
gleichen Tag auf den Namen GÖRGE getauft.
Am
folgenden Tag wurde das Zentrum von Hoch GÖRGE mit einem Kerndruck von knapp
1021 hPa vor der Nordwestküste der Iberischen Halbinsel analysiert. Da sich das
Hoch GÖRGE auf der Rückseite der Kaltfront von Tief ANGELIKA befand,
beeinflusste es das Wettergeschehen in den nördlichen Regionen von Portugal und
Spanien mit erwärmter subpolarer Meeresluft, sodass es dort deutlich kühler als
in den südlichen Regionen war, z.B. in La Coruna mit
22°C. Im Grenzbereich zur tropischen Festlandsluft wurden beispielsweise in
Lissabon und Barcelona 28°C gemessen. Außerhalb der Luftmassen von Hoch GÖRGE
war es in Madrid mit 34°C und in Sevilla mit 38°C deutlich wärmer bzw. heißer.
Aufgrund
der Verlagerung des ehemaligen Hurrikans CRISTOBAL vom Nordatlantik nach Island
statt nach Westeuropa, konnte sich das Hoch GÖRGE am 30.08. weiterhin stabil
nördlich der Iberischen Halbinsel bis nach Frankreich behaupten. Der Kerndruck
hatte sich dabei leicht auf etwa 1023 hPa erhöht. Trotz der weiterhin vorhandenen
subpolaren Meeresluft verzeichneten beispielsweise Bordeaux mit 25°C und Lyon
mit 26°C einen Sommertag, für welchen eine Höchsttemperatur von mindestens 25°C
erreicht werden muss.
Bis
zum 31.08. verlagerte sich ein Höhentief von der Nordsee südwärts nach
Mitteleuropa. Das zugehörige Bodentief ANGELIKA folgte dieser Bewegung, sodass
der Weg für das Hoch GÖRGE nach Osten blockiert war. Das Hoch GÖRGE hielt sich
mit dem Zentrum und einem unveränderten Kerndruck stabil über dem Meeresgebiet
zwischen Irland und Nordspanien. Zusätzlich hatte sich über der Iberischen
Halbinsel ein kleines Hitzetief gebildet. Die von Hoch GÖRGE beeinflussten
Festlandregionen reduzierten sich damit auf Nordspanien bis nach
Südwestfrankreich. La Coruna meldete einen Anstieg der
Höchsttemperatur um 5 Grad auf 29°C, Bordeaux ein weitgehend unverändertes
Niveau mit 24°C.
Hinter
dem weiter nach Osten vorankommenden Tief ANGELIKA konnte Hoch GÖRGE am 01.09.
seinen Einfluss erstmals bis in den Westen Deutschlands ausdehnen. Insbesondere
Frankreich profitierte von sehr sonnigem Wetter. In Paris wurde 24°C als
Tagesmaximum erreicht, in Bordeaux, Toulouse und Marseille waren es 26°C. Im
äußersten Westen Deutschlands blieb der Einfluss des Hochs GÖRGE gering, sodass
bei den registrierten 2 bis 3 Sonnenstunden nur vereinzelt die 20°C-Marke
überschritten wurde, z.B. entlang der holländisch-deutschen Grenze.
Durch
ein neu gebildetes Höhenhoch, welches sich von Spanien nach Irland ausdehnte,
verlagerte sich auch das Zentrum von Hoch GÖRGE am nächsten Tag nach Norden und
beeinflusste erstmals Irland und Großbritannien. Gleichzeitig erhöhte sich der
Kerndruck auf etwa 1025 hPa. Durch Tiefsttemperaturen von verbreitet 14°C bis
10°C und den leicht höheren Wassertemperaturen von Nordsee und Atlantik
bildeten sich häufig Hochnebel und vereinzelt Nebel. Diese lösten sich aber im
Tagesverlauf weitgehend auf, sodass insbesondere in England die Sonne lang anhaltend
scheinen konnte und Höchsttemperaturen von 23°C in London und je 21°C in
Bournemouth und Plymouth ermöglichte. In Schottland blieb es dagegen etwas
kühler, z.B. in Glasgow und Edinburgh mit je 16°C.
Im
Laufe des Tages bildeten das Hoch GÖRGE und das Hoch FRANK mit Zentrum über dem
Baltikum eine Hochdruckbrücke aus. Das Hoch GÖRGE verlagerte sich dabei mit dem
Zentrum zum Skagerrak und erreichte am 03.09. Südschweden. Der Kerndruck
erhöhte sich weiter und wurde mit knapp 1029 hPa analysiert. Aufgrund der
nördlichen Lage des Hochs GÖRGE stellte sich über Deutschland eine östliche
Strömung ein, die subtropische Luftmassen aus Ost- und Südosteuropa
heranführte. Das höchste Tagesmaximum wurde in Potsdam mit 22,2°C registriert,
aber auch in vielen anderen Regionen Norddeutschlands wurde die 20°C-Marke
überschritten. Von Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis
Mecklenburg-Vorpommern schien die Sonne 10 bis 13 Stunden. Im von Tief CLAUDIA
beeinflussten Süden Deutschlands blieb es dagegen teilweise ganztägig trüb ohne
Sonnenschein. Auch in der Südhälfte Skandinaviens stiegen die
Höchsttemperaturen in der warmen Luft verbreitet auf 20°C bis 23°C, z.B. in
Göteborg mit 22°C.
Bis
zum 04.09. vereinigte sich das Hoch GÖRGE mit Hoch FRANK über dem Baltikum. Mit
dem Höhenhoch über der südlichen Ostsee konnte sich Hoch GÖRGE zusätzlich
verstärken und erreichte neben dem höchsten Kerndruck von knapp 1032 hPa auch
die flächenmäßig größte Ausdehnung. Diese erstreckte sich von Irland bis zur Wolga-Region,
sowie von Mittelskandinavien und Finnland bis zu den Alpen und der Ukraine. In
der südöstlichen Strömung konnte sich die Luft über der Nordhälfte Deutschlands
und auch in Teilen Ostbayerns weiter erwärmen und erreichte vereinzelt sogar
Höchstwerte von 25°C, z.B. in Bremen und im
niederbayrischen Metten. Aus Norddeutschland wurden Tagesmaxima von verbreitet
22°C bis 24°C gemeldet. Auch in Dublin und Shannon bestimmte die subtropische
Luft mit ähnlichen Höchstwerten das Wettergeschehen mit spätsommerlichen
Temperaturen. In Frankreich stiegen die Temperaturen bis an die 30°C-Marke
heran, z.B. in Lyon mit 29°C, in Bordeaux und Marseille mit 28°C. Im östlichen
Bereich von Hoch GÖRGE erreichte z.B. in Moskau die Höchsttemperatur 19°C,
obwohl eine Nordströmung mit subpolaren Luftmassen vorherrschte.
Am
folgenden Tag verlor das Hoch GÖRGE aufgrund der von Westen heranziehenden
Tiefdruckgebiete BIGI und CLAUDIA den Einfluss über Westeuropa. Auch über
Deutschland verdrängte Tief CLAUDIA im Tagesverlauf
Hoch GÖRGE nach Osten. In der noch etwas wärmeren subtropischen Luft stiegen
die Höchstwerte in Deutschland auf verbreitet 25°C bis knapp 27°C und damit in
vielen Regionen auf den höchsten Wert seit etwa vier Wochen. Das Zentrum von
GÖRGE wurde über Weißrussland mit einem leicht abgeschwächten Kerndruck von
etwa 1029 hPa analysiert. Dort war es meist windstill bei Tagesmaxima um 21°C.
In Moskau stellte sich mit 22°C ebenfalls eine leichte Erwärmung gegenüber dem
Vortag ein.
Bis
zum 06.09. schwächte sich das zu Hoch GÖRGE gehörende Höhenhoch ab. Dadurch
reduzierte sich nicht nur der Kerndruck von Hoch GÖRGE auf etwa 1023 hPa,
sondern auch der Einflussbereich. Die Höchsttemperaturen erreichten nach
örtlichem Frühnebel und viel Sonnenschein Werte von 20°C in Tallinn bis 28°C in
Odessa.
Die
Ausläufer des Wirbels ex-CRISTOBAL verlagerten sich
bis zum 07.09. in den Bereich von Hoch GÖRGE, lösten sich dort aber im
Tagesverlauf auf. Durch das schwache Höhenhoch und die sich von Westen
annähernden Tiefdruckgebiete reduzierte sich der Kerndruck weiter auf etwa 1021
hPa. Im Bereich des Hochzentrums über dem Baltikum blieben das sonnige Wetter
und das Temperaturniveau mit 20°C bis 23°C gegenüber dem Vortag unverändert.
Vom
08.09. bis zum 11.09. hielt sich das Hoch GÖRGE weitgehend stabil über
Nordwestrussland. Das Zentrum verlagerte sich in diesem Zeitraum nur langsam
nach Osten, während der Kerndruck aufgrund eines kleinen Höhenhochs wieder
ansteigen konnte und am 11.09. einen Wert von knapp 1030 hPa erreichte. Dabei
nahm die Neigung zu Nebel und Hochnebel deutlich zu, dennoch löste sich dieser
am Tage auf und es wurden im Bereich von Hoch GÖRGE bei sonnigem Wetter
Höchsttemperaturen von 18°C bis 24°C gemessen.
Ab
dem 12.09. wurde das inzwischen wieder abgeschwächte Zentrum des Hochs GÖRGE
zwischen dem zentralen Russland und der Ukraine analysiert, hatte aber aufgrund
des von Westen herangezogenen Tiefdruckkomplexes DAGMAR kaum noch Einfluss auf
einen größeren Bereich Osteuropas. Dennoch wurden zwischen Tief DAGMAR und Hoch
GÖRGE aus Süden subtropische Luftmassen herangeführt, die die
Höchsttemperaturen nochmals auf sommerliche Werte ansteigen ließen.
Beispielsweise seien hier Kiew mit 26°C und Moskau mit 24°C angeführt.
Am
14.09. erschien das Hochdruckgebiet GÖRGE mit einem Kerndruck von knapp 1024
hPa und nach einer Lebensdauer von 17 Tagen letztmalig auf der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben
am 02.11.2014 von Matthias Treinzen
Wetterkarte: 04.09.2014
Pate: Görge Deerberg