Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet GABI

(getauft am 10.03.2019)

 

Am 10.03.2019 begann sich der östliche Teil des Azorenhochs in Richtung Südwesteuropa auszudehnen. Dabei baute sich in diesem Bereich in einer Höhe von ca. 5,5 km ein schwacher Warmluftvorstoß nach Norden auf, auch Höhenkeil genannt, welcher diesen Teil des Azorenhochs steuerte und ihn in seiner Entwicklung stärkte. Im Laufe des Tages sollte sich ein eigenständiges Hochdruckzentrum über der Biskaya ausbilden, welches sich in der Folge komplett vom Azorenhoch abspalten konnte. Daher wurde die Antizyklone in der Prognose für den 11.03. von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen GABI getauft. Der Name Azorenhoch kommt von der Inselgruppe Azoren, die zu Portugal gehören und westlich der Iberischen Halbinsel liegen. Das oftmals in der Region gelegene Hochdruckgebiet entsteht südwestlich der gleichnamigen Inselgruppe und ist Teil des subtropischen Hochdruckgürtels des Nordatlantiks. Zusammen mit dem sogenannten Islandtief spielt das Azorenhoch eine entscheidende Rolle für die Wetterentwicklungen in Europa.

Am 12.03. um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, erstreckte sich das Hochdruckgebiet von den Azoren ausgehend über Deutschland, die Alpen und Großbritannien über Frankreich, dem westlichen Mittelmeer und Spanien bis nach Nordafrika und sorgte in seinem Einflussbereich für milde Temperaturen. Dabei wurden in Berlin beispielsweise maximale Temperaturen von 10°C gemessen und bis zu 28°C an der Ostküste Spaniens in Xativa. Im Zentrum traten maximale Luftdruckwerte von etwa 1030 hPa auf. Der Himmel war aufgrund der absinkenden Luftmassen innerhalb eines Hochdruckgebietes klar und die Sonne schien im Tagesverlauf, so wurden in der Münchner Innenstadt 7:11 oder am Flughafen in Stuttgart 8:14 Sonnenstunden gemessen. Im weiteren Tagesverlauf bewegte sich das Hochdruckgebiet weiter nach Osten, wobei es von dem aus Nordosten kommenden Tiefdruckgebiet FRANZ eingegrenzt wurde.

Am folgenden Tag befand sich Hochdruckgebiet GABI mit dem Zentrum über Ungarn, Rumänien, Bulgarien und erstreckte sich vom Adriatischen Meer bis zum Schwarzen Meer und nördlich bis Riga. Dabei lag der Druck im Zentrum bei ungefähr 1020 hPa. Es wurden am 13.03. beispielweise in Bukarest Höchsttemperaturen von 10,2°C oder am Garsebach bei Meißen 10,8°C gemessen. Im restlichen Einflussgebiet wurden trotz der vorherrschenden Polarluftmasse sehr milde Temperaturen gemeldet. Aufgrund des klaren Himmels und somit verstärkter Abstrahlung sanken in der Nacht die Temperaturwerte, so zum Beispiel in Bukarest auf -1,8°C.

Bis zum 14.03. verlagerte sich Antizyklone GABI weiter nach Nordosten, wobei das Zentrum um 00 Uhr UTC mit ungefähr 1020 hPa über dem südlichen Teil der Ukraine lag. Das gesamte Hochdruckgebiet erstreckte sich vom Mittelmeer über Istanbul und dem Schwarzen Meer bis nach Moskau und brachte durch die Drehung im Uhrzeigersinn an der Westflanke die mildere Atlantikluft aus dem Süden in den Osten Europas. So wurde beispielsweise als 12-stündiger maximaler Temperaturwert 7,3°C in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gemessen.

Zum 15.03. verlagerte sich das Zentrum weiter nach Norden in den Westen Russlands, befand sich dort westlich des Urals über Wolgograd und wanderte langsam weiter Richtung Nordosten. Das Einzugsgebiet erstreckte sich von der Ukraine bis in den hohen Norden Westrusslands. Der maximale Zentrumsdruck lag bei etwa 1025 hPa. Vorwiegend blieb es im Einzugsgebiet bewölkt, aber trocken und mild bei sehr geringen Windgeschwindigkeiten. So wurden in Moskau beispielsweise maximale Temperaturen von 5,0°C gemessen.

In den folgenden Tagen zog das Hochdruckgebiet weiter Richtung Nordosten, auf Höhe des Urals und des westsibirischen Tieflandes, wobei der Druck im Zentrum am 18.03. um 00 Uhr UTC nochmals auf circa 1030 hPa ansteigen konnte. Mit zunehmender Entfernung schwand jedoch der Einfluss der Antizyklone GABI auf das Wettergeschehen Europas. Auch die Etablierung der Tiefdruckgebiete HEINZ und IGOR über Mitteleuropa verkleinerten ab der Märzmitte das Einflussgebiet des Hochs GABI.

Am 19.03.2019 um 00 Uhr UTC wurde das Hoch GABI letztmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert bevor es den Analysebereich verließ.