Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
GAIA
(getauft
am 11.09.2019)
Am 10.09.2019 befand sich
über dem westlichen Nordatlantik und Ostkanada ein ausgedehntes Hochdruckgebiet
mit einem Kerndruck von über 1025 hPa. Dieses lag innerhalb der starken Westwinddrift,
welche auf der 500-hPa-Karte, was einer Höhe von ca. 5,5 km entspricht, ersichtlich
ist. Am 11.09. hatte sich die Antizyklone weiter ausgebreitet, sodass eine
längere Lebensdauer prognostiziert wurde. Deshalb entschieden sich die
Meteorologen der Berliner Wetterkarte das Hochdruckgebiet auf der Prognosekarte
vom 11.09. für den Folgetag auf den Namen GAIA zu taufen.
Am 12.09. lag das Zentrum
des Hochs GAIA 1000 km südöstlich von Neufundland mit einem Druck von über 1025
hPa. Diese Zugrichtung ist normalerweise typisch für Tiefdruckgebiete. Daher
ist diese Wetterlage mit einer einem Hochdruckgebiet eher selten. Das
Hochdruckgebiet erstreckte sich im Norden über 1000 km bis südlich von
Grönland, im Westen 500 km bis zu einer Warmfront, im Süden 700 km bis zu einer
weiteren Warmfront und im Osten 1000 km bis zur gleichen Warmfront. Am Abend
des 12.09. erreichte der Hochdruckeinfluss Irland, wobei der Einfluss kaum an
den Messwerten erkennbar war.
Am 13.09. um 00 Uhr UTC
bzw. 02 Uhr MESZ befand sich das Hoch GAIA 700 km südwestlich von Irland mit
einem Druck im Zentrum von über 1035 hPa. Somit hatte sich der Druck im
Vergleich zum Vortag um 10 hPa intensiviert. Die Antizyklone GAIA weitete ihren
Hochdruckeinfluss auf das Vereinigte Königreich, die Beneluxländer und Nordwestdeutschland
aus. Besonders auf den Britischen Inseln wurden verbreitet zweistellige
Sonnenstunden gemessen. Dort schien die Sonne bis zu 12 Stunden in London und
Bristol und 11 Stunden in der irischen Hauptstadt Dublin. Des Weiteren wurden
10 Sonnenstunden auf der ostfriesischen Insel Borkum registriert. Die
Temperaturen waren niedriger als am Vortag, weil in der vorherigen Nacht eine
Kaltfront Mitteleuropa überquerte und die Luftmasse deutlich abkühlte. In
London wurden beispielsweise lediglich 21°C erreicht. In der Nacht zum 14.09.
gab es große Temperaturunterschiede innerhalb Großbritanniens. In einigen Ortschaften
wie Shobdon und Rostherne sank die Temperatur auf
unter 4°C. Im stark versiegelten London ist die Ausstrahlung dementsprechend
schwächer, weshalb dort eine Minimumtemperatur von 12,1°C nicht unterschritten
wurde. Zudem meldeten einige Stationen feuchten Dunst oder Nebel wie in Charlwood, welche um 05 Uhr MESZ Nebel meldete.
Am folgenden Tag lag das
Zentrum der Antizyklone GAIA über London mit einem Druck im Zentrum von über 1035
hPa. Von Nordwesten näherte sich mit hoher Geschwindigkeit das Frontsystem des Tiefs
IGNAZ. Dadurch wurde der Einflussbereich des Hochdruckgebiets GAIA Richtung Norden
und Nordwesten abgegrenzt, weshalb sich das Hochdruckgebiet im Laufe des Tages etwas
abschwächte. Trotzdem war es insbesondere in Deutschland, Dänemark und
Ostfrankreich heiter bis sonnig mit oftmals 11 bis vereinzelt 12 Sonnenstunden.
In Potsdam schien die Sonne beispielsweise 11,5 Stunden und in Essen sogar fast
12 Stunden. Zusätzlich stieg die Höchsttemperatur auf 24,9°C in Innsbruck an.
Auf den alpinen Gletschern befand sich die Frostgrenze bei über 4.100 Metern,
weshalb die Gletscher nochmals hohe Ablationen aufzeigten. Auf dem
Brunnenkogel, welcher zum Pitztaler Gletscher gehört und fast 3.500 Meter hoch
ist, wurden warme Temperaturen von 8,7°C gemessen. Damit war die Temperatur im
Vergleich zum langjährigen Mittel deutlich zu warm für September. In der Nacht
gab es einige Nebelfelder, welche besonders in Süddeutschland und Polen
auftraten. Zudem gab es eine erhebliche Abkühlung in Polen auf 3,3°C in Łódź und 3,7°C in Kielce.
Zum 15.09. entwickelte
sich ein zweites Hochdruckzentrum, welches mit einer römischen Ziffer
identifiziert wird. Das westliche Zentrum befand sich südwestlich von England.
Das zweite Zentrum war nordöstlich von Wien verortet. Die beiden
Hochdruckzentren waren über eine Hochdruckbrücke mit einem Druck im Zentrum von
1030 hPa verbunden. In Ostfrankreich, Deutschland und den östlich angrenzenden
Ländern war es nochmals heiter mit viel Sonnenschein. Insbesondere in
Süddeutschland erreichte die Höchsttemperatur am Rhein bis zu 29,8°C in Müllheim.
In der Nacht sorgten Vorboten der Kaltfront von Tief IGNAZ II dafür, dass es
lokal kaum abkühlte. Dadurch wurde in einigen Orten südlich der Alpen eine
tropische Nacht, also eine Nacht mit einer Minimaltemperatur über 20°C, registriert,
was für September ungewöhnlich ist. Auch in St. Chrischona bei Basel in 500
Metern Höhe sank die Temperatur nur auf 19,8°C.
Am folgenden Tag überquerte
diese Kaltfront Norddeutschland, weshalb dort zunehmend Schauer einsetzten,
welche im Laufe des Vormittags auf Süddeutschland übergriffen. Deswegen
schwächte sich der Hochdruckeinfluss deutlich auf über 1020 hPa ab. Aufgrund
des instabilen Hochdruckgebiets GAIA konnte die Antizyklone nun in 3
verschiedene Zentren aufgeteilt werden. In Frankreich wurde es durch die starke
Globalstrahlung, verbunden mit der großen Landmasse, nochmals heiß mit
Temperaturen von über 30°C. Nördlich von der Küstenlinie zum Mittelmeer zeigte
das Thermometer 34°C in Carpentras und 33°C in Nîmes
an. Etwas weiter nördlich, in Mende auf 900 Metern Höhe, sank die
Minimumtemperatur in der Nacht auf 14,3°C. Damit lag der Temperaturunterschied
zwischen dem Tag und der Nacht bei fast 20 Kelvin.
Am 17.09. wurde nur noch
das westliche Hochdruckzentrum, südwestlich von Irland, benannt. Allerdings
verknüpfte sich dieses mit der Hochruckzone HANNEKE, weshalb das Hoch GAIA im
weiteren Verlauf nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte benannt wurde.