Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet GERD

(getauft am 19.02.2018)

 

Hinter der Kaltfront des Tiefs TIFFANY zog von der Nordostküste der USA ein Hochdruckgebiet über dem Atlantik in Richtung Europa und wurde anhand der Analysekarte vom 19.02.18 um 01 Uhr MEZ, was 00 Uhr UTC entspricht, auf den Namen GERD getauft.

Zu dieser Uhrzeit lag das Hoch über dem zentralen Nordatlantik mit dem Zentrum etwa 2300 km westlich der Iberischen Halbinsel. Dort wurde ein Druck von rund 1028 hPa gemessen. Die Antizyklone breitete sich zwischen dem Tiefdruckgebiet TIFFANY bei Island und einem weiteren Tief unweit von Neufundland über dem Atlantik nordwestlich der Azoren aus. In diesem Gebiet herrschte trockenes, aber trotz des Hochdruckeinflusses wolkiges Wetter, weil die Warmfront des Tiefs bei Neufundland nicht weit entfernt war.

Bis zum 20.02.18 um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Hochdruckgebiet GERD nach Osten und befand sich mit dem Zentrum 800 km südwestlich von Irland. Somit erreichten die östlichen Gebiete des Hochs über dem Nordwestatlantik die Südwestküste Irlands. Bei wechselnd bewölktem Himmel wurden so zum Beispiel am Flughafen Shannon bei Limerick knapp 6,5 Sonnenstunden gemessen. Dazu stieg dort die Lufttemperatur in einer maritimen Polarluftmasse auf 10,3°C oder am Flughafen von Cork auf 9,3°C.

Am 21.02.18 erreichte das Hochdruckgebiet GERD dann die Britischen Inseln. Um 01 Uhr MEZ befand sich die Antizyklone mit dem Zentrum über Irland, wo ein Druck von 1032 hPa herrschte. Somit hatte sich das Hoch im Vergleich zum Vortag verstärkt. Der Einflussbereich reichte vom Südosten Islands im Norden bis zur Biskaya im Süden sowie von verschiedenen Frontensystemen 600 km westlich von Irland bzw. über der Nordsee und dem Westen Englands. In der Nähe der Kaltfrontokklusion in England war es teilweise den ganzen Tag über bewölkt mit höchstens rund 0,25 Sonnenstunden in Nottingham. Ansonsten gab es wegen der absinkenden Luftbewegung und der damit einhergehenden Wolkenauflösung über dem Vereinigten Königreich, Irland und Nordwestfrankreich. Zum Beispiel kamen so gut 8,5 Sonnenstunden in Dundrennan im Süden Schottlands und in Camborne in der Grafschaft Cornwall sowie knapp 10 Sonnenstunden in Rennes zusammen. Die Höchsttemperaturen stiegen auf Werte zwischen 4,5°C am Lake Vyrnwy in Wales, 7°C in Coleshill bei Birmingham und 9,7°C in Lorient.

Einen Tag später lag das Hoch bereits über Südnorwegen. Das Zentrum befand sich mit einem Druck von etwa 1031 hPa bei Oslo. Begrenzt wurde die Antizyklone GERD vom Hochdruckgebiet FRITZ über dem Ostseeraum und dem Tief TIFFANY über dem Europäischen Nordmeer. Weiterhin beeinflusste Hoch GERD das Wetter über den Britischen Inseln und zusätzlich über dem Süden Norwegens, Belgien und den Niederlanden. Vorlaufende Wolkenfelder der Fronten über dem Nordatlantik verringerten die Sonnenscheindauer vor allem über Teilen von England. An der Station Filton Private bei Bristol waren es nur 1,75 Stunden Sonnenschein oder knapp 2,5 Sonnenstunden in Leeming zwischen Sunderland und Sheffield. Im Gegensatz dazu waren es wieder 8,5 Sonnenstunden in Camborne oder knapp 10 Stunden in Caen. Durch die östliche Strömung gelang polare Luft bis weit nach Westeuropa. So betrugen die Höchstwerte in Rouen und in Kenley vor den Toren Londons jeweils 4,1°C und 3,4°C in Charleroi. Dort, wo die Luft im Anschluss über den Atlantik leicht erwärmt wurde, erreichten die Temperaturen bis zu 9,1°C im südirischen Valentia oder 6,9°C auf der Isle of Men.

Bis zum 23.02.18 verlagerte sich das Zentrum des Hochs GERD kaum, mit einem Druck von knapp über 1030 hPa hatte es sich aber weiter leicht abgeschwächt. Auch am Wirkungsbereich änderte sich im Vergleich zum Vortag wenig. Ebenfalls ähnlich war demzufolge auch die Verteilung des Sonnenscheins mit kompakteren Wolken über Teilen Englands und viel Sonne entlang der Nordsee und dem Ärmelkanal. Beispielsweise waren es nur knapp 0,5 Stunden am Londoner Heathrow Airport, etwa 8,75 Stunden Sonne in Bournemouth und gut 9,25 Sonnenstunden in List auf Sylt. Mit der Stationärität des Hochdruckgebietes GERD änderte sich somit auch eigentlich nichts an der Luftströmung und den Maximaltemperaturen. So waren es höchstens 2,5°C in Brüssel, 3,8°C in Weybourne bei Norwich, 5,6°C an der Station Stavanger-Sola oder 9,2°C in Valentia.

Mit der Ausbildung des Hochdruckgebietes HARTMUT II über Nordskandinavien, dem Vorankommen verschiedener Fronten über dem nördlichen Atlantik nach Osten und der Verstärkung des Orkanwirbels bei Grönland löste sich das Hoch GERD bis zum 24.02.18 auf und war nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte eingezeichnet.