Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet GERD

(getauft am 20.08.2016)

 

Anfang der dritten Augustdekade etablierte sich über dem Nordatlantik ein Höhenhoch in der mittleren Troposphäre, das sich in den folgenden Tagen weiter nach Osten verlagerte und so das Wetter in Europa beeinflusste. Korrespondierend dazu befand sich am 20. August 2016 ein Hochdruckgebiet am Boden. Dieses wurde noch an diesem Tag in der Analyse auf den Namen GERD getauft. Mit einem Luftdruck von etwas über 1020 hPa lag das Zentrum von Hoch GERD etwas östlich der Azoren.

In den nächsten Tagen verlagerte sich das Hoch GERD unter Intensivierung weiter nach Osten. Am 22. August reichte das Einflussgebiet von Zentralspanien und der Biskaya über Frankreich bis zur Schweiz und den Süden Deutschlands. Durch das Absinken von Luftmassen in einem Hochdruckgebiet, wird die Wolkenbildung gehemmt und die Wolkenauflösung begünstigt. Damit schien vor allem auf der Iberischen Halbinsel sowie in Frankreich im Vergleich zum Vortag mit bis zu 13 Stunden fast den ganzen Tag die Sonne. Dies führte zu einem Temperaturanstieg innerhalb eines Tages von etwa 5 Grad, wie in Toulouse von 27,5°C auf 31,2°C oder in Soria von 28,3°C auf 33,1°C an diesem Tag.

Im Südwesten Deutschlands brachte die Warmluftzufuhr ebenfalls höhere Temperaturen von verbreitet über 20°C. So konnte mit Erreichen von 25°C an einzelnen Stationen ein Sommertag verzeichnet werden, wie in Riegel mit 25,4°C oder in Saarbrücken mit 25,2°C.

Bis zum Folgetag baute sich der Höhenrücken, der sogenannte Keil, weiter auf und reichte vom nördlichen Afrika bis zur Nordsee. Diese Verstärkung brachte auch eine leichte Intensivierung von etwas über 5 hPa des Hochs GERD mit sich. Das Zentrum befand sich am 23. August um 02 Uhr MESZ mit einem Druck von 1030 hPa am Nordrand der Alpen. Das Einflussgebiet umfasste ganz Mitteleuropa, wobei die Kaltfront des Tiefs IRMTRAUD über dem Nordatlantik über Norddeutschland zog und dort zu leichten Niederschlag führte. Mit Ausnahme dieser Region wurde in Deutschland und in den Benelux-Staaten oftmals ein Sommertag verzeichnet. So wurden aus Stuttgart 27,6°C, aus Offenbach, Kronach und Werl je 28,0°C, aus Brügge 29,4°C und aus Rotterdam 28,1°C gemeldet. Insbesondere in Frankreich und an wenigen deutschen Stationen wurde verbreitet ein „Heißer Tag“ registriert, wofür die Maximaltemperatur mindestens 30°C betragen muss. In Bad Mergentheim und in Saabrücken betrug die Höchsttemperatur 30,4°C, in Paris 32,8°C und in Clermont-Ferrand 33,5°C.

Bis zum nächsten Tag verlagerte sich das Zentrum von Hoch GERD bei geringer Abschwächung leicht nach Nordosten über Sachsen. Von Schweden über Dänemark, Deutschland, Polen und Tschechien bis zu den Alpen konnte fast überall die astronomisch maximale Sonnenscheindauer registriert werden. Durch den Zustrom subtropischer Luftmassen lag die Höchsttemperatur oftmals bei 30°C oder darüber, wie in Geilenkirchen mit 34,1°C oder in Hannover mit 31,1°C. Weiter östlich stiegen die Werte auf ein nicht ganz so hohes Niveau, dennoch wurde oftmals ein Sommertag verzeichnet, wie in Holbaek in Dänemark mit 25,8°C, im schwedischen Hastveda mit 25,1°C, in Prag mit 27,3°C, in Brno mit 25,7°C und im polnischen Opole mit 25,5°C.

Bis zum 25. August erstreckte sich der Keil weiter nach Norden mit Zentrum über Mitteleuropa und transportierte weiter Luftmassen aus Afrika nach Europa. Durch diese Warmluftzufuhr und das großflächige Höhenhoch wurde auf der Iberischen Halbinsel, in Frankreich, Italien, der Schweiz und Deutschland vielerorts ein Heißer Tag beobachtet, teilweise stiegen die Temperaturen auch auf über 36°C, wie in Paris mit 36,6°C. Auch in Deutschland wurde an einzelnen Stationen im Westen nochmals eine Tropische Nacht verzeichnet, die Tiefsttemperatur bleibt dabei über 20°C, wie zum Beispiel in Salzuflen mit 20,6, in Düsseldorf mit 21,3°C und in Lüdenscheid mit 20,2°C. Das Zentrum von Hoch GERD befand sich über Polen mit einem kaum veränderten Luftdruck von etwas über 1025 hPa und erstreckte sich von Frankreich, den Alpen, den Karpaten bis zum Bottnischen und Finnischen Meerbusen und den baltischen Staaten. An vielen Stationen wurden an diesem Tag keine Wolken beobachtet und die Luft erwärmte sich im äußersten Osten Deutschlands, Österreichs, Tschechiens und Polens auf über 25°C. In den baltischen Staaten blieb es hingegen etwas kühler, in Vilnius wurde 23,6°C, in Riga 23,5°C und in Tallinn nur 22,8°C als Höchsttemperatur gemessen.

Das Zentrum von Hoch GERD lag am Folgetag mit einem unveränderten Druck etwas südöstlich von Minsk. Mit einer Ausdehnung von den Alpen über die Karpaten und der Ostsee bis zu den baltischen Staaten wurden weite Regionen Mittel- und Osteuropas beeinflusst. Mit dem Voranschieben des Hochs GERD nach Nordosten wurden die erwärmten subtropischen Luftmassen weit nach Norden transportiert. Im Süden Schwedens wurde vielerorts ein Sommertag verzeichnet und ein einigen Stationen wurde sogar die 30°C-Marke überschritten, wie in Örebro mit 30,0°C, in Hastveda mit 30,1°C oder in Norköpping mit 32,7°C. In den baltischen Staaten erwärmte sich die Luft an diesem Tag auch verbreitet über 25°C, wie in Riga mit 26,7°C oder in Vilnius mit 26,4°C, aber auch in Minsk und Brest stiegen die Werte auf 26,5°C bzw. 26,7°C. In Deutschland hielt die warme Wetterlage weiter an. Mit Ausnahme vom äußersten Nordwesten, wo sich die Kaltfront des Tiefs JANETT näherte, wurden meist über 30°C erreicht. In Sachsen-Anhalt wurden die höchsten Temperaturwerte registriert, in Gardelegen stieg die Temperatur auf 36,8°C und in Magdeburg auf 36,5°C.

Im Laufe des Tages schwenkte die Achse des Keils weiter nach Osten, reichte jedoch nicht mehr soweit nach Norden wie an den Tagen zuvor. Am Boden verlagerte sich das Hoch der Höhenströmung folgend bis zum 27. August ebenfalls weiter nach Süden, mit Zentrum einige Kilometer westlich von Kiew. Der Einflussbereich erstreckte sich von den Alpen über die Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Währenddessen wurden die subtropischen Luftmassen weiter nach Osteuropa transportiert. Damit wurde auch in der Ukraine und in Weißrussland an diesem Tag Temperaturwerte um 30°C registriert, wie in Sarny im Nordwesten der Ukraine mit 31,5°C oder in Pinsk und Brest im Süden Weißrusslands mit 30,8°C bzw. 30,2°C. Auch im Zentralpolen gelegenen Plock wurden 30,8°C gemessen. In Warschau wurden 29,4°C, in Minsk 28,8°C, in Budapest 28,6°C, in Kiew 28,0°C und in Bukarest ebenfalls 29,4°C registriert.

Bis zum 28. August schwächte sich das Hoch GERD leicht auf einen Druck im Zentrum von knapp 1020 hPa ab, beeinflusste jedoch immer noch das Wetter von den Karpaten und der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Bei ganztägig wolkenlosen Bedingungen in diesem Raum und der weiter anhaltenden Warmluftzufuhr wurden noch höhere Temperaturwerte als an den Vortagen registriert. An mehreren Stationen wurde am Morgen um 05 Uhr MESZ leichter Bodennebel beobachtet bei Tiefstwerten der Temperatur um 14°C. Beispielsweise bildeten sich in Terespol Schwaden von Bodennebel bei einer Tiefsttemperatur von 11,3°C, tagsüber stieg die Temperatur auf 31,1°C an. In der Ukraine, in Moldawien und auch in Rumänien lag das Temperaturniveau im Vergleich zu den Vortagen an einem überwiegenden Teil der Stationen bei über 30°C, wie in Kiew mit 32,3°C. In Bukarest wurde eine Höchsttemperatur von 31,8°C gemessen. Durch die Nähe zum Schwarzen Meer und der dadurch vorhandenen Feuchtigkeit bildeten sich an der rumänischen Küste einzelne Gewitter, die innerhalb von 3 Stunden bis 19 Uhr MESZ in Fetesti 11 mm und Ademclisi 14 mm brachten.

Das Höhenhoch zog bis zum darauffolgenden Tag unter Abschwächung weiter nach Osten. Dies hatte zur Folge, dass sich auch das Hoch GERD am Boden abschwächte und nur noch einen Druck von etwas unter 1020 hPa aufwies. Vor allem in Weißrussland, in der Ukraine, in Moldawien und in Rumänien hielt das warme Wetter weiter an. So wurden erneut hohe Temperaturwerte gemeldet, wie in Gomel mit 30,8°C, in Dnjepopetrovsk im Südosten der Ukraine mit 35,5°C, in Kischinau mit 30,1°C oder in Galati mit 30,3°C.

Von Westen näherte sich die Kaltfront des Tiefs KITTY und führte kühlere Luftmassen mit sich, die den warmen Witterungsabschnitt beendete. Zudem nahm im Laufe des Tages der Einfluss des Höhenhochs weiter ab, so dass sich das Hoch GERD auflöste und am Folgetag nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 

 

Geschrieben am 04.09.2016 von Daniela Schoster

Berliner Wetterkarte: 25.08.2016

Pate: Gerd Sell