Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet GERHARD  

(getauft am 18.02.2016) 

 

Am 18. Februar 2016 blockierte ein sehr stark ausgeprägtes Hochdruckgebiet nahe den Azoren den zentralen Atlantik. Die unbenannte Antizyklone war dabei bis in das 500 hPa-Niveau deutlich ausgeprägt und erreichte eine Nord-Süd- und West-Ost-Ausdehnung von jeweils nahezu 3000 km. Das 500 hPa-Niveau befindet sich in einer Höhe von ca. 5,5 km. Im Bodenniveau stieg der Druck auf Werte von ca. 1048 hPa an. Die sonst klimatologisch vorherrschende Westströmung wurde somit unterbrochen. Die Tiefdruckaktivität verlagerte sich deutlich nach Norden und beschränkte sich zu diesem Zeitpunkt größtenteils auf Grönland, Island und Skandinavien. Im Laufe des 18. Februar konnte sich eine Zone hohen Luftdruckes nach Osten in Richtung Spanien verlagern. Dieser Ableger des Azorenhochs wurde daraufhin in der Prognose für den Folgetag auf den Namen GERHARD getauft. Um 01 Uhr MEZ am 19.02. befand sich die Antizyklone mit einem Druck von ca. 1028 hPa über dem Norden Spaniens.

Ein Hochdruckgebiet dreht sich im Uhrzeigersinn. Durch eine absinkende Luftbewegung kommt es zur Wolkenauflösung und freundliches Wetter kann sich meist durchsetzen. Besonders in der Nähe des Zentrums weht der Wind nur sehr schwach oder es ist nahezu windstill.

Die Nacht zum 19. Februar verlief in großen Teilen Spaniens, Portugals und Frankreichs leicht bewölkt oder wolkenlos. Ohne schützende Wolkendecke konnte sich die Luft gebietsweise bis in den Frostbereich abkühlen. Abgesehen von den Küstenbereichen wurden meist 0 bis -4°C registriert. Paris und Madrid konnten beispielsweise -1°C vermelden. Im spanischen Hochland sank die Temperatur bis auf -7°C. Deutlich wärmer mit Tiefstwerten von 12 bis 8°C blieb es im Südosten von Spanien. Dort machten sich Wolken einer Warmfront mit leichten Regen bemerkbar. Tagsüber gestaltete sich das Wetter von der Iberischen Halbinsel bis Südostfrankreich sehr freundlich mit 8 bis 10 gemessenen Sonnenstunden. In großen Teilen Frankreichs und im äußersten Nordwesten von Spanien wurden 3 bis 7 Stunden verzeichnet. Dort näherte sich aus Westen die Warmfront des Islandtiefs XIN, sodass es im Tagesverlauf wolkiger wurde. In der Bretagne konnte beispielsweise nur noch 1 Sonnenstunde erreicht werden. Mit einer insgesamt nordwestlichen Strömung floss indes maritime Polarluft ein. Mit dem Ende Februar schon fortgeschrittenen Sonnenstand konnte sich die Luft tagsüber deutlich erwärmen. Die Höchstwerte erreichten in Spanien und Portugal 11 bis 18°C, im Hochland 7 bis 10°C. Madrid erreichte 12°C, Lissabon 15°C und Barcelona 14°C. In Frankreich wurden 7 bis 14°C gemessen, mit den wärmeren Werten im Südwesten. Deutlich wolkiger blieb es erneut in Südostspanien. Dort blieb der Himmel aufgrund der Warmfront in Küstennähe ganztägig bedeckt mit leichten Regenfällen von 1 bis 2 mm.

Am 20. Februar um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum von Hoch GERHARD knapp nordwestlich von Madrid mit einem nun erhöhten Druck von ca. 1031 hPa. Erneut gab es in der Nacht im zentralen Spanien und Südostfrankreich Nachtfrost von -1 bis -5°C, wie in Madrid mit -2,2°C. Im Tagesverlauf überquerte die Warmfront des Tiefs XIN Frankreich von West nach Ost. Dabei bildete sich eine scharfe Wolkengrenze über dem südlichen Frankreich aus. Während es im Norden und in der Mitte Frankreichs bedeckt blieb, konnten im äußersten Süden 8 bis 10 Stunden Sonnenschein registriert werden. In Aurillac wurde beispielsweise kein Sonnenschein gemessen, im 65 km südlich gelegenen Ort Rodez wurden wiederum 8 Stunden verzeichnet. In den Regionen mit Sonnenschein erwärmte sich die Luft auf 15 bis 18°C, in den übrigen Gebieten wurden 9 bis 13°C gemessen. Auf der Iberischen Halbinsel blieb es am Tag fast wolkenlos mit 9 bis 11 Sonnenstunden. Die Temperaturen stiegen im Vergleich zum Vortag an und erreichten Werte von 13 bis 20°C. Barcelona und Madrid vermeldeten 15°C, Lissabon 18°C und Sevilla 20°C. Im Bereich des Hochdruckzentrums blieb es nahezu windstill - die erreichten 24-stündigen Spitzenböen lagen bei nur 15 bis 25 km/h.

Um 01 Uhr MEZ am 21. Februar wurde die Antizyklone GERHARD mit einem Druck von ca. 1032 hPa über dem Nordosten von Spanien analysiert. Ein zweites Zentrum konnte zwischen Tunis und Tripolis festgestellt werden, sodass sich eine Hochdruckbrücke ausbilden konnte. In der nun maritimen Subtropikluft blieb es im Einflussgebiet des Hochs nachts weitgehend frostfrei. Nur im spanischen Hochland wurden 0 bis -3°C gemessen, sonst blieb es meist bei Minima von 6 bis 1°C und 12 bis 7°C nahe der Küste. Von Südfrankreich über die Iberische Halbinsel bis Tunesien konnten erneut 8 bis 10 Sonnenstunden verzeichnet werden. Die erreichten Höchstwerte lagen nochmals höher als am Vortag und erreichten fast schon frühsommerliche Werte. In der gesamten Südhälfte Frankreichs wurden 17 bis 23°C gemessen. Spitzenreiter war die Stadt Le Luc mit 23,3°C. Damit wurde im Februar ein Sommertag, der bei mindestens 25,0°C erreicht wird, nur knapp verfehlt. Auch in Spanien erreichte man milde 15 bis 23°C. Am wärmsten mit 23,3°C war es in Puerto de Mogan gefolgt von Sevilla mit 22,8°C.

Am 22. Februar um 01 Uhr MEZ befand sich das Zentrum des Hochdruckgebietes über Tunesien mit einem Druck von ca. 1028 hPa. Bereits um 13 Uhr MEZ betrug der Druck im Zentrum, welches sich nun nördlich von Sizilien befand, nur noch knapp 1022 hPa. Bis zum Abend löste sich das Hoch GERHARD komplett auf. Die Wetteraktivität beschränkte sich auf Süditalien und Sizilien. Bei schwachem Wind konnten 3 bis 6 Sonnenstunden und 15 bis 20°C gemessen werden.

 


Geschrieben am 19.04.2016 von Dennis Schneider

Berliner Wetterkarte: 21.02.2016

Pate: Gerhard Eberl