Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet GISELA

(getauft am 06.03.2013)

 

Im Laufe des 06.03. bildete sich auf der Rückseite des von Skandinavien nach Nordwestrussland abziehenden Tiefdruckgebietes WOLFGANG über Südnorwegen ein neues Hochdruckgebiet. Dieses wurde am gleichen Tag in der Prognose für den Folgetag auf den Namen GISELA getauft und einen Kerndruck von knapp 1020 hPa.

Das Hochdruckgebiet GISELA konnte am 07.03. erstmals der Bodenwetterkarte analysiert werden. Es dehnte seinen Einflussbereich leicht nach Süden aus und erreichte gegen Mittag die Nordhälfte Polens sowie die deutsche Ostseeküste. Auf der Südseite wurde dabei trockenere arktische Kaltluft von der nördlichen Ostsee und dem Baltikum herangeführt. In Verbindung mit dem abziehenden Tief WOLFGANG frischte der Wind zusätzlich kräftig auf, sodass z.B. am Kap Arkona in Spitzen 49 Knoten, was ca. 90 km/h entspricht, und damit Windstärke 10 gemessen wurde. Die Temperatur um 13 Uhr MEZ lag dort aufgrund der von Hoch GISELA advehierten Kaltluft nur bei 2°C, während in Berlin-Dahlem 10°C und im Westen Deutschlands 14°C registriert wurden. Eine weitere Besonderheit zeigte sich in den Windrichtungen. Während am Kap Arkona im Bodenniveau Nordostwind vorherrschte, wurde in 5,5 km Höhe, wo sich etwa die 500-hPa-Druckfläche befindet, mäßiger West- bis Südwestwind gemessen.

In dieser Ebene bildete sich von Trondheim bis St. Petersburg eine scharfe Luftmassengrenze aus. Diese trennte einen Komplex von kalten Höhentiefs, die sich über der Barentssee gebildet hatten, und wärmen Luftmassen über Mittel- und Südosteuropa voneinander. Dabei schob sich der Höhentiefkomplex in seinem Scheitelpunkt über St. Petersburg weiter nach Süden voran, sodass sich die Luftmassengrenze von einer West-Ost-Richtung in eine Nordwest-Südost-Richtung änderte.

Im Bereich des Zentrums der Antizyklone GISELA stiegen die Temperaturen am 07.03. leicht über den Gefrierpunkt und sanken in der folgenden Nacht durch die vorherrschende Ausstrahlung aufgrund des meist leicht bedeckten oder klaren Himmels deutlich in den Frostbereich, z.B. in Oslo nach +1°C auf
-11°C und in Uppsala von +2°C auf -15°C. Nordöstlich des Zentrums bildete sich aufgrund der Luftmassengrenze ein unbenanntes Tiefdruckgebiet aus, welches nicht nur Schneeschauer sondern auch arktische Kaltluft aus Richtung Spitzbergen heranführte. Daher wurden trotz hohem Luftdruck und der Nähe zum Zentrum von GISELA in der Stadt Jyväskylä in Südfinnland Schneeschauer beobachtet und nach einer Höchsttemperatur von -7°C in der Nacht zum 08.03. eine Tiefsttemperatur von -21°C gemessen.

Am 08.03. reichte das Zentrum von Hochdruckgebiet GISELA von Südschweden bis zum Baltikum bei einem Kerndruck von 1023 hPa. An diesem Tag brachte GISELA dem Nordosten Deutschlands zum letzten Mal kalte Luft aus Nordost bis Ost und Höchsttemperaturen unter 5°C. Über weiten Teilen Finnlands gab es aber weiterhin Dauerfrost mit einstelligen Minusgraden als Höchsttemperatur, z.B. in Helsinki mit -2°C und Rovaniemi mit -8°C.

Mit der leichten Südverlagerung der Luftmassengrenze, die nun von Trondheim über Kopenhagen bis nach Moskau reichte, gelangte nun Hoch GISELA in diesen Strömungsbereich und wurde am 09.03. zwischen Moskau und Wolgograd analysiert. Das kleinräumige namenlose Tiefdruckgebiet lag nun nordwestlich von GISELA und trennte es von dem Nachfolger Hoch HILDI über Skandinavien. In Moskau stieg die Temperatur nach -17°C in der Nacht auf -3°C an, in St. Petersburg von -13°C auf -6°C und in Wolgograd von -11°C auf -3°C. Damit wurde in alle drei genannten Städten ein Eistag verzeichnet, das heißt die Maximaltemperatur blieb unter dem Gefrierpunkt.

Das Hochdruckgebiet GISELA folgte auch am 10.03. der Höhenströmung nach Osten und lag mit dem Zentrum über dem Südural. Mit einem Kerndruck von etwa 1029 hPa erreichte Hoch GISELA ihren bisher höchsten Wert und wurde nun zu einem kräftigen Kältehoch. Als Beispiel sei hier die Station in Perm angeführt, bei der es sich in der Nacht bis auf -19°C abkühlte und als Tagesmaxima nur -7°C erreicht wurde.

Aufgrund der weiter nach Osten voranschreitenden Verlagerung konnte das Hochdruckgebiet GISELA an diesem Tag letztmalig auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 06.05.2013 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 07.03.2013

Pate: Gisela Buße