Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
GÜNTER
(getauft am
20.02.20)
Eine Hochdruckbrücke erstreckte sich
zu Beginn der dritten Februardekade 2020 von den Azoren nach Westeuropa. Anhand
der Prognosekarte für den 21.02.20 um 13 Uhr MEZ wurde diese Antizyklone auf
den Namen GÜNTER getauft.
An diesem Tag um 01 Uhr MEZ lag der
Kern des Hochs GÜNTER kurz hinter der Kaltfront des Tiefdruckgebietes WILTRUD
über der Biskaya. Dort wurde ein maximaler Druck von knapp 1033 hPa gemessen.
Hinter der erwähnten Kaltfront bzw. vor der Passage des Wirbels XANTHIPPE II
kam es im Einflussbereich des Hochdruckgebietes zu längerem nächtlichen
Aufklaren über Teilen der Britischen Inseln und längerem Sonnenschein über
Frankreich. Rund 10 Stunden betrug die Sonnenscheindauer in Clermont-Ferrand,
St. Étienne und Aurillac. Dazu betrugen die Höchsttemperaturen in Atlantikluft
beispielsweise 13,3°C in Cognac, 10,6°C in Angers oder 11,6°C in Rennes. In
Wechselwirkung mit den kräftigen Tiefdruckkomplexen über dem Nordatlantik und
dem Nördlichen Eismeer war der Druckgradient über den Britischen Inseln sehr
ausgeprägt, wodurch dort mitunter Sturmböen auftraten.
Am östlichen Ende einer
Hochdruckbrücke, die von den Azoren bis zu den Karpaten reichte, befand sich
das Hoch GÜNTER einen Tag später mit dem Zentrum über dem östlichen Alpenraum.
Bei annähernd unverändertem Kerndruck erstreckte sich der Einflussbereich der
Antizyklone GÜNTER von den Alpen und Italien nach Osten bis zu den nördlichen
Karpaten. Der meiste Sonnenschein wurde dabei im Alpenraum registriert, wie zum
Beispiel in Bozen mit rund 7,5 Stunden Sonne, oder in Zürich mit 9 Stunden.
Wegen der nur noch geringen Luftbewegung im Bereich des Hochs GÜNTER bildeten
sich in Italien und entlang der Adria Dunstfelder. Durch die morgendliche
Sonneneinstrahlung stieg diese relativ feuchte Luft auf und es bildeten sich
kompaktere Quellwolken und resultierend daraus waren es lediglich 1,5
Sonnenstunden in Pisa, 6,5 Stunden in Amendola und 8,25 Stunden in Podgorica.
Die Höchsttemperaturen lagen dazu bei 16,9°C in München, 15,4°C in Novo Mesto
oder 16,5°C in Split.
Am 23.02.20 um 01 Uhr MEZ lag der
Kern des Hochs GÜNTER über dem Nordosten Spaniens unweit der Pyrenäen. Bei
einem dortigen Zentrumsdruck von circa 1036 hPa erstreckte sich der Einflussbereich
der Antizyklone von der Iberischen Halbinsel und dem Süden Frankreichs im
Westen bis nach Griechenland im Osten über weiten Teilen des Mittelmeerraumes.
Neben durchweg sonnigen Gebieten im Bereich der für Hochdruckgebiete typischen
absinkenden Luftbewegung herrschte aufgrund des sehr schwachen Windes teils
dichter Nebel. Besonders in Spanien lag die Sonnenscheindauer verbreitet bei
10,75 Stunden auf Ibiza, in Sevilla oder in Madrid. Weiter östlich verbarg sich
die Sonne gebietsweise den ganzen Tag hinter dem Nebel und Hochnebel, wie in
Ferrara, Florenz und Catanzaro. Dort stieg die Temperatur auch lediglich auf
12,8°C in Rimini, 14,0°C in Piacenza oder 14,6°C in Split. Wo den ganzen Tag
über die Sonne schien, und begünstigt durch den Zustrom von Luft aus
Nordafrika, war es viel wärmer mit maximal jeweils 25,2°C in Córdoba und
Sevilla.
Bis zum
darauf folgenden Tag verlagerte sich das Hochdruckgebiet GÜNTER ein wenig nach
Nordosten in den Südwesten Frankreichs. Beim dortigen Kern wurde ein maximaler
Druck von rund 1033 hPa gemessen. Da sich über dem Alpenraum eine
Tiefdruckrinne ausbildete, verringerte sich der Einflussbereich des Hochs
GÜNTER auf die Iberische Halbinsel und die Südhälfte von Frankreich. Der meiste
Sonnenschein wurde weiterhin in Spanien registriert, mit zum Beispiel jeweils 9,75
Sonnenstunden in Alicante oder Llerena. Dort, wo sich in einzelnen Gegenden in
Spanien und weiten Teilen Südfrankreichs der erneut auftretende Nebel nicht so
rasch auflöste, kamen nur 2,25 Stunden Sonne in St. Girons und 1 Stunde in
Bordeaux zusammen. Mancherorts, wie beispielsweise in Albi oder Bilbao, schien die
Sonne gar nicht. Die Höchsttemperaturen lagen hierbei in kontinentaler
Subtropikluft bei 25,1°C in Nîmes und 25,6°C in Aldover im Nordosten Spaniens.
Wo die Luft zuerst noch über die kühlere Biskaya transportiert wurde oder die
Station im Nebel lag, erreichte die Temperatur nur 14,0°C in Bordeaux oder
10,9°C in La Rochelle.
Da sich die Kaltfront des Tiefs ZEHRA
nach Südosten verlagerte und die erwähnte, sich leicht abschwächende,
Tiefdruckrinne am Ort verharrte, schwächte sich die Antizyklone GÜNTER bis zum
nächsten Tag deutlich ab. Weil kein Zentrum mehr erkennbar war, war dieses Hoch
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte eingezeichnet.