Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet GUNDMAR

(getauft am 21.08.2020)

 

Mitte August 2020 wurde die europäische Großwetterlage von dem steuernden Tiefdruckgebiet JANTRA westlich der Britischen Inseln dominiert. Am 21. August wurde rückseitig dessen Kaltfront für den Folgetag die Entwicklung eines Hochdruckgebiets prognostiziert, das entsprechend der alphabetischen Reihenfolge von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen GUNDMAR getauft wurde.

 

Hoch GUNDMAR war dann auch gleich auf der Bodenwetterkarte des 22. August erstmals eingezeichnet und lag mit seinem Zentrum um 00 Uhr UTC, also 02 Uhr MESZ, über dem Norden Spaniens. In seinem Einflussgebiet kam durch großräumiges Absinken der Luft meist ein wolkenloser Himmel zustande, mit einer Sonnenscheindauer von bis zu 13 Stunden auf der gesamten Iberischen Halbinsel. Nur im Umkreis von Santander hielt sich beständiger Hochnebel und bescherte der Stadt bei maximal 22°C einen Tag mit nur 30 Minuten Sonnenschein. In Teilen Nordspaniens fand durch den Luftmassenwechsel ein Temperatursturz statt, wie zum Beispiel in Pamplona, wo nach einer Höchsttemperatur von fast 35°C am 21. August am 22. August nur noch maximal 27°C gemessen wurden. Im Süden des Landes hatte die Kaltfront von Tief JANTRA keinerlei Einfluss mehr, die Höchsttemperatur überschritt dort an beiden Tagen teils die 40-Grad-Marke.

 

Am 23. August begann das Hochdruckgebiet GUNDMAR allmählich sich vom Azorenhoch abzuspalten und wurde auf der Bodenwetterkarte von 00 Uhr UTC mit rund 1020 hPa über dem Osten Frankreichs analysiert. Aufgrund einer beständigen westlichen Höhenströmung wurde es jedoch an einer vollständigen Entfaltung gehindert und verblieb den Tag über unter leicht fluktuierender Ausbreitung relativ stationär. Dabei war der Wettercharakter nach Südosten zunehmend sonnig, in Marseille schien die Sonne über 12,5 Stunden. Über dem Zentralmassiv sorgte die orographisch bedingte Hebung einer maritimen Luftmasse für lockere Bewölkung und nur noch etwa 5 bis 8 Stunden Sonnenschein, das Temperaturniveau war mit maximal 25 bis 30°C jahreszeitentypisch.

 

Am darauffolgenden Tag konnte sich durch eine leichte Verwellung der Höhenströmung Hochdruckeinfluss in Frankreich stärker behaupten. Nun schien auch im Zentrum des Landes sowie in der Westschweiz die Sonne ununterbrochen. Auch in Karlsruhe wurden noch 9 Stunden gemessen, im oberbayrischen Fürstenzell sogar über 11 Stunden, da das Hochdruckgebiet GUNDMAR im Tagesverlauf nach Osten über Süddeutschland zog.

 

In der Nacht auf den 25. August lag das Zentrum der Antizyklone GUNDMAR direkt über Süddeutschland. Dadurch stellte sich eine klare, windstille Nacht ein, die eine starke Abkühlung der bodennahen Luft ermöglichte. Die Station Nürnberg-Netzstall registrierte eine Minimaltemperatur von nur 5,2°C, und auch auf der Schwäbischen Alb wurden ähnliche Werte erreicht. Ein anfangs deutschlandweit meist wolkenloser Himmel wurde sehr bald von Nordwesten von den Ausläufern des über Großbritannien ziehenden Tiefs KIRSTEN überzogen. Am wenigsten Einfluss hatten diese im Südosten Bayerns, dort zeigte sich der Hochdruckeinfluss erneut durch über 10 Sonnenstunden. Diese Marke wurde auch in Tschechien, Österreich und dem Südwesten Polens überschritten. Dabei stieg die Temperatur in Wien bis auf 27°C.

 

Bis 00 Uhr UTC am 26. August hatte das Tiefdruckgebiet KIRSTEN mit ihrem Frontensystem Hoch GUNDMAR deutlich weiter nach Osten gedrängt, so dass das Hoch sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit einem Kerndruck von etwa 1015 hPa über Ungarn befand. Während das ungewöhnlich frühe Sturmtief KIRSTEN über die Nordsee fegte, kam es trotz des nicht besonders kräftig ausgeprägten Hochs GUNDMAR fast im gesamten Südosten Europas nur zu wenigen Wolken, mit über 10 Sonnenstunden flächig zwischen Athen und Kraków. Die Höchsttemperaturen lagen zumeist im Bereich zwischen 25 und 30 °C.

 

Auf der Bodenwetterkarte des 27. August wurde Hoch GUNDMAR dann zum letzten Mal analysiert. Der Luftdruck im Grenzgebiet zwischen Griechenland und Bulgarien betrug zu diesem Zeitpunkt abermals rund 1015 hPa. Ehe sich bis zur darauffolgenden Bodenwetterkarte die Luftdruckgegensätze ausglichen, wurde es auf der Westseite der Balkanhalbinsel noch einmal sehr heiß, mit einer Höchsttemperatur von 36,7°C in der griechischen Kleinstadt Konitsa.

 

Insgesamt war das Hochdruckgebiet GUNDMAR ein erfrischend kühles Hochdruckgebiet am Ende des deutlich zu warmen August 2020, das besonders Frankreich, Süddeutschland, dem Alpenraum und der Balkanhalbinsel einige Tage freundliches Wetter bei zumeist durchschnittlichen Temperaturen bescherte.