Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
HANNEKE
(getauft
am 16.09.2019)
Die Vergabe von Namen an
Hoch- und Tiefdruckgebiete wird von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte
nur für Druckgebilde durchgeführt, die einen Einfluss auf die Großwetterlage
über Europa haben. Viele Hochdruckgebiete entstehen aus dem Azorenhoch, welches
eines der dynamischen Druckgebiete im europäischen Raum darstellt und ein entscheidender
Faktor für die Nordatlantische Oszillation ist.
Am 15.09. befand sich das
Zentrum des ehemaligen Azorenhochs GAIA I etwa 1000 km westlich von Frankreich.
Im Laufe des Abends spaltete sich von diesem Hochdruckgebiet ein weiteres
Hochdruckzentrum ab, welches von der Westwinddrift erfasst wurde. Dadurch war
die Verlagerungsrichtung unterschiedlich im Vergleich zu GAIA, weshalb dieses
Hochdruckzentrum separat benannt werden sollte und auf der Analysekarte vom
16.09. um 02 Uhr MESZ auf den Namen HANNEKE getauft wurde.
Zu diesem Zeitpunkt lag
das Hoch HANNEKE mit seinem Zentrum rund 1000 km westlich der Nordwestküste
Irlands mit einem Druck von über 1025 hPa. Die Antizyklone erstreckte sich vom
Zentrum aus 1000 km nach Westen, 300 km nach Süden bis zu einer Kaltfront, ca.
500 km nach Osten und 500 km nach Norden bis zu einer weiteren Kaltfront. Am
Nachmittag erreichte der Hochdruckeinfluss den nördlichen Teil Irlands und
Schottland, weshalb dort am Abend zumindest zeitweise die Sonne schien. In Leuchars, nördlich von Edinburgh, registrierten die Messinstrumente
fast 9 Sonnenstunden. In direkter Umgebung von Liverpool waren es immerhin 6
Sonnenstunden. Trotz der weiterhin intensiven Globalstrahlung war es in Großbritannien
kühl. In der Nacht zum 17.09. gab es große Temperaturunterschiede zwischen dem
Norden Großbritanniens und dem Süden. In London war die emittierte Strahlung geringer,
weshalb sich die Temperatur auf etwa 10°C abkühlte. Im Vergleich dazu sank die
Temperatur auf den 1100 Meter hohen Aonach Mòr auf -0,3°C.
Am folgenden Tag lag die
Antizyklone HANNEKE über Irland mit einem Druck im Zentrum von weiterhin über 1025
hPa. Das intensive Hochdruckgebiet verdrängte die Ausläufer von Tief IGNAZ I,
sodass die Auswirkungen der Kaltfront aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit in
Westeuropa kaum merkbar waren. Stattdessen war es in Großbritannien und Frankreich
sehr sonnig bei bis zu 12 Sonnenstunden in der englischen Stadt Lyneham. Trotzdem war es in Großbritannien mit maximal 20°C
in London nicht außergewöhnlich warm. In der Nacht bildete sich aufgrund der
starken Ausstrahlung leichter Nebel oder feuchter Dunst. Hierfür ist eine
Feuchtigkeitsquelle notwendig, weil feuchter Dunst erst ab einer Feuchtigkeit
von mindestens 80% möglich ist. Bei Nebel hingegen liegt in der Regel eine
relative Feuchtigkeit von 100% vor. Beispielsweise meldete die Station in Coleshill in Zentralengland feuchten Dunst um 05 Uhr MESZ.
Die Antizyklone HANNEKE
verlagerte sich zum nächsten Tag bis nach Wales und hatte dabei ihren Druck im
Zentrum um 5 hPa auf über 1030 hPa intensiviert. Zudem weitete sich der
Hochdruckeinfluss auf Frankreich und Westdeutschland aus. In Nordfrankreich
sorgte dieser für anhaltenden Sonnenschein von bis zu 12 Stunden in Paris und
Nantes. Zusätzlich wurde es zunehmend auch in Deutschland heiter bis sonnig.
Vereinzelt schien die Sonne an der Grenze zu Frankreich ebenfalls 12 Stunden in
Trier, Saarbrücken und Karlsruhe. In Südfrankreich wurde an einigen Stationen
ein weiterer Hitzetag gemessen, welcher eine Höchsttemperatur von mindestens
30°C vorweisen muss. In Nîmes erreichte die Temperatur 32,5°C und in Carpentras 31,5°C. Am Schnalstaler
Gletscher, welcher auf der Landesgrenze zwischen Österreich und Italien liegt,
stiegen die Höchstwerte in 3035 Metern Höhe auf über 6°C an. Dementsprechend
lag die Frostgrenze im hochalpinen Bereich bei 3500 bis 3800 Metern, weshalb
die Gletscher weiter an Eismasse verloren. In der Nacht gab es in Deutschland
Bodenfrost in einigen Regionen. In Nürnberg-Netzstall sank die Temperatur auf
-0,6°C, in Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb auf -2,4°C und in Bad
Königshofen im Grabfeld auf -1,1°C.
Auch am 19.09. lag die
Antizyklone HANNEKE um 02 Uhr MESZ über der Irischen See mit einem Druck von
über 1030 hPa. Dadurch erhöhte sich die Maximaltemperatur in England um einige
Kelvin, wobei es aufgrund des maritimen Einflusses des Atlantischen Ozeans
weiterhin gemäßigt war bei 22°C in London. Besonders in den Südalpen war es
weiterhin zu warm für die Jahreszeit. In der Nähe von Bozen wurden bis zu
26,8°C in Gargazon gemessen. Zudem war es besonders
in Zentralfrankreich weiterhin sehr trocken. Dort hatte es seit 2 Wochen kaum
Niederschlag gegeben, was zu einer weiteren Verschärfung des Wassermangels im
Boden führte.
Am nächsten Tag
erstreckte sich das Zentrum von Hoch HANNEKE von München bis nach London mit
einem Druck von weiterhin 1030 hPa. Trotzdem war es in Deutschland zeitweise
bewölkt und kühl, da die Ausläufer der Warmfront von Tief JÜRGEN Deutschland
überquerten. Stattdessen war es in Westfrankreich deutlich wärmer, da dank der
Rotationsrichtung eines Hochdruckgebiets, mit dem Uhrzeigersinn, warme und
trocken Luftmassen von Südspanien angeströmt wurden. In den französischen
Städten Bordeaux und Cognac stiegen die Temperaturen auf 31,0°C.
In den folgenden Tagen
verlagerte sich das Hoch HANNEKE weiter nach Osten bis zum Schwarzen Meer. Dort
traf es auf eine stationäre Front eines über Asien verorteten Tiefdruckgebiets
und schwächte sich bis zum 23.09. stetig ab. Durch die Verlagerung nach Osten
kam der Westen Deutschlands nochmals in eine südliche Strömung, und die
Höchsttemperaturen erreichten am 22.09. besonders im Ruhrgebiet nochmals fast
30°C. Abschließend näherte sich am 23.09. aus Westen das Frontsystem von der
Zyklone KLAUS, während sich der Druck der Antizyklone HANNEKE im Laufe des
23.09. anpasste und das Druckgebiet am 24.09. nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte verzeichnet werden konnte.