Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HANNE

(getauft am 12.02.2015)

 

Am 10.02.2015 bildete sich über der Ostküste Grönlands ein kleinräumiges Hochdruckgebiet, welches um 01 Uhr MEZ des Folgetages einen zentrumsnahen Druck von 1002 hPa aufwies. Im weiteren Verlauf stellte das Hoch eine Verbindung zu einem Warmluftvorstoß in 5,5 km Höhe her, welcher auch als Keil bezeichnet wird und in diesem Fall nur schwach ausgeprägt war. Am nördlichen Rand der nach Osten weisenden Höhenströmung verlagerte sich der Keil mitsamt dem Bodenhoch langsam über die Grönlandsee. Da das Hoch Einfluss auf Mitteleuropa nehmen sollte, wurde es daraufhin am 12.02. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen HANNE getauft.

Zum Nachttermin des 13.02. befand sich die Antizyklone HANNE mit ihrem Zentrum und einem Druck von knapp über 1015 hPa mittig über dem Seegebiet zwischen der Ostküste Grönlands und der norwegischen Insel Jan Mayen. Im Bereich eines Hochdruckgebietes sinkt die Luft großräumig ab und erwärmt sich dabei, wobei wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann und dies in Wolkenauflösung resultiert. Das Hoch HANNE hatte es jedoch schwer sich an diesem Tag mit seinem Einfluss gegen die Ausläufer und deren Wolkenfelder umliegender Tiefdruckgebiete durchzusetzen. Dennoch fand es über Zentralskandinavien Anschluss an ein über Westfinnland liegendes, unbenanntes Hochdruckgebiet und sorgte so dort zwar für einigen Sonnenschein, führte aber auch arktische Meeresluft heran, die die Temperaturen absinken ließ. Während tags zuvor im schwedischen Haparanda noch eine Höchsttemperatur von +4°C erreicht wurde, lag das Maximum nun bei einem Wert von -2°C. Auch im finnischen Rovaniemi fiel der Höchstwert von +1°C am Vortag auf -5°C herab.

Der Höhenströmung folgend zog das Hoch HANNE mit unverändertem Druck im Zentrum bis zum Folgetag weiter nach Osten und wurde um 01 Uhr MEZ über der Norwegischen See analysiert. Das Hoch blieb weiterhin nur schwach ausgeprägt, wodurch sich der Hochdruckeinfluss auch an diesem Tag nicht gänzlich durchsetzen konnte.

Im Laufe des Tages begann sich allerdings der Keil in der Höhe nach Norden auszudehnen und verstärkte damit auch die Entwicklung der korrespondierenden Hochdruckzelle HANNE. Diese verlagerte sich weiter nach Südosten und befand sich mit ihrem Zentrum in der Nacht zum 15.02. über dem Bottnischen Meerbusen. Die Verstärkung des Hochs HANNE ließ sich einerseits an dem auf ca. 1032 hPa angestiegenen Kerndruck und andererseits an der größeren Ausdehnung des Einflussbereichs erkennen. Das Hoch HANNE erstreckte sich von Dänemark bis zur Halbinsel Kola und von der Westküste Norwegens bis nach Archangelsk an der Südostküste des Weißen Meeres, wobei vor allem die Süd- und Ostflanke der Antizyklone teilweise von Luftmassengrenzen umliegender Tiefdruckgebiete überlagert wurden. Aufgrund der Wolkenauflösung unter Hochdruckeinfluss kann die Wärme nachts stark ausstrahlen, wodurch die Temperatur am Boden deutlich sinkt. Dabei kommt es vor allem im Herbst und Winter vermehrt zu Nebel- und Hochnebelbildung, da die Luft soweit abkühlt, dass die in ihr enthaltene Feuchtigkeit kondensiert. So bildete sich in der Nacht über weiten Teilen Ost- und Mitteleuropas eine geschlossene Hochnebeldecke. Diese löste sich mit Unterstützung der Sonne meist bis zum Mittag auf. Gebietsweise blieb sie aber erhalten und dämpfte damit einen Temperaturanstieg. In Warschau wurden an diesem Tag nur maximal 0°C gemessen, obwohl tags zuvor der Höchstwert noch 9°C betrug. Auch in Teilen Süddeutschlands konnte sich die Sonne nicht durchsetzen. Während die Temperatur in Cottbus und Lüdenscheid noch knapp über 10°C anstieg und in Wipperfürth nahe Wuppertal sogar 13°C verzeichnet wurden, konnten weiter südlich nur -2,2°C in Weinbiet, -2,3°C in Ulm und -2,6°C in Stötten als Maximum registriert werden. Im Vergleich dazu blieb vor allem Finnland im Bereich teils sehr strengen Frosts. So fiel die Temperatur in der vorangegangenen Nacht beispielsweise in Salla Naruska auf ‑34,1°C und erreichte im Tagesverlauf nur einen Höchstwert von 13,7°C.

In der mittleren Atmosphäre fand bis zum 16.02. ein ausgeprägtes Höhenhoch, welches zuvor das steuernde System für das Hoch GABRIELA darstellte, an dem zur Antizyklone HANNE gehörenden Keil Anschluss. Dadurch fand eine weitere Verstärkung des Hochs statt, welches sich um 01 Uhr MEZ dieses Tages mit seinem Zentrum und einem Druck von etwa 1045 hPa nahe Sankt Petersburg über der russischen Küste am Finnischen Meerbusen befand. Auch der Einflussbereich vergrößerte sich nochmals und umfasste nun ein Gebiet von der südlichen Balkan-Halbinsel bis zum Weißen Meer und von der Mitte Deutschlands bzw. der Nordsee bis zum Uralgebirge. In Finnland strömten nun zwar nicht mehr arktische Luftmassen ein, jedoch trat im Zuge der herangeführten polaren Luft in großen Teilen des Landes weiterhin teilweise sehr strenger nächtlicher Frosts auf. In Tohmajärvi wurden -26,8°C und in Joutseno -26,5°C als Minimum gemessen. Am Tage blieben die Temperaturen im Bereich von leichtem bis mäßigem Frost. In Deutschland machte sich die Polarluft ebenfalls bereits in der Nacht bemerkbar. Bis auf den Norden fiel die Temperatur fast überall unterhalb des Gefrierpunkts. Die niedrigsten Werte wurden dabei mit Ausnahme der Bergstationen in Garmisch-Partenkirchen mit -7,5°C, in Fritzlar mit -6,2°C und in Bamberg bzw. Freudenstadt mit jeweils ‑5,9°C gemessen. Die in der Nacht entstandene Hochnebeldecke löste sich nicht in allen Teilen des Landes auf, wodurch nur in einem Breiten Streifen von der niederländischen Grenze und dem Ruhrgebiet bis zum Fichtelgebirge sowie auf den Bergen Sonnenscheindauern von über 8 Stunden verzeichnet wurden. Dennoch erreichte auch in diesem Gebiet die Temperatur nicht das Niveau vom Vortag, was vor allem auf die einfließende Polarluft zurückzuführen ist. Die landesweiten Maxima wurden hierbei in Klippeneck mit 9,5°C, in Oberstdorf mit 8,6°C, am Flughafen Münster/Osnabrück mit 8,3°C, in Garmisch-Partenkirchen mit 8,1°C und in Gera mit 8,0°C registriert. An der Ostflanke des Hochs wurde außerdem kalte arktische Luft bis zum Schwarzen Meer geführt, wodurch die Temperatur dort teilweise deutlich abfiel. Sinferopol meldete an diesem Tag zum Beispiel nur maximal -2°, obwohl die Höchsttemperatur vom Vortag bei 11°C lag. Auch in Odessa stieg sie nicht über den Gefrierpunkt hinaus.

Die Antizyklone HANNE zog bis zum Folgetag weiter nach Süden, wo sie den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte. Zum Nachttermin wurde das Zentrum mit einem Druck von ca. 1047 hPa nordöstlich von Minsk analysiert. Der Einfluss des Hochs reichte zu diesem Zeitpunkt von Griechenland bis nach Karelien und vom Nordosten Deutschlands bis nach Westsibirien. In der Nacht sank aufgrund der kühlen polaren Luft in Deutschland die Temperatur nun fast überall unterhalb des Gefrierpunktes. Mit -9,7°C in Oberstdorf und ‑7,4°C in Stötten trat vor allem im Süden des Landes mäßiger Frost auf. Auf der Ostflanke des Hochs HANNE strömten weiterhin arktische Luftmassen nach Süden, wodurch nächtliche Minima von -10°C in Odessa und Kiew, -12°C in Moskau, -13°C in Minsk und -16°C in Wolgograd verzeichnet werden konnten. Auch im Tagesverlauf stiegen die Temperaturen in Osteuropa nur selten über den Gefrierpunkt. Dabei konnten Höchstwerte von -1°C in Moskau, -6°C in Sinferopol und -9°C in Wolgograd registriert werden. In Deutschland zogen von Westen her die Ausläufer des Tiefs ROD mit Zentrum über Spitzbergen und damit dichte Wolkenfelder heran. Dadurch konnte sich der Sonnenschein nur im Nordosten und Osten des Landes sowie im Osten Bayerns durchsetzen und schien dort zeitweise über 8 Stunden lang. So beispielsweise in Doberlug-Kirchhain, wo 8 Stunden Sonnenschein und eine Höchsttemperatur von 8,0°C gemessen wurden. In Cottbus betrug die Einstrahlungsdauer sogar insgesamt 8,6 Stunden, wobei die Luft sich auf 9,0°C erwärmte.

In der Höhe schwenkte der Keil im Laufe des Tages mit seiner Achse nach Osten     und schwächte sich dabei ab. Am Boden verlagerte sich hinter den Ausläufern des Tiefs ROD gleichzeitig die Hochdruckzelle ISA vom Ostatlantik bis über die Bretagne und breitete sich bis zum 18.02. auch bis nach Deutschland aus. Getrennt durch die Luftmassengrenze bildete dieses mit der Antizyklone HANNE eine Hochdruckbrücke, die von den Azoren über Mitteleuropa bis zum Raum Moskau reichte. Das Hoch HANNE befand sich dabei auf 1044 hPa leicht abgeschwächt mit Zentrum über der westlichen Ukraine. Der Einfluss dehnte sich um 01 Uhr MEZ von Griechenland bzw. der Türkei bis nach Weißrussland und von Österreich bis westlich von Wolgograd aus. In der Nacht trat vor allem im Osten Europas nochmals mäßiger bis starker Frost auf, wie in Kiew und Moskau mit Minima von jeweils -10°C oder in Wolgograd mit -21°C. Die kalten Luftmassen reichten ebenfalls schon bis nach Griechenland und die Türkei, wo die Temperatur in Saloniki auf -2°C und in Ankara auf -9°C sank. Die arktische Luft schob sich währenddessen weiter nach Osten, wodurch sie sich am Tage in Ost- und Südosteuropa im Vergleich zu den Vortagen erwärmen konnte. In Österreich fiel sie hingegen herab, wie in Innsbruck, wo mit 5°C insgesamt 8 Grad weniger als tags zuvor gemessen wurden. Auch in Griechenland und in der Türkei wurden geringere Höchstwerte verzeichnet. Auf Rhodos registrierte man bei einem Maxima von 8°C 6 Grad weniger und in Izmir waren es mit nun 3°C sogar 7 Grad. Aus Ankara konnte derweil nur eine Höchsttemperatur von -3°C gemeldet werden, in Istanbul lag sie bei -1°C.

Mit der Ostverlagerung und Ausbreitung des Hochs ISA und dem dazugehörigen Höhenkeil wurde die Hochdruckzelle HANNE über weiten Teilen Osteuropas verdrängt und befand sich am Folgetag über dem Südural. Auch der Zentrumsdruck schwächte sich ab und betrug nun etwa 1025 hPa. Den Einfluss auf das europäische Wettergeschehen verlor die Antizyklone damit komplett und verlagerte sich im Laufe des 19.02. unter Abschwächung weiter nach Osten und konnte deshalb am darauf folgenden Tag nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.

 

 

Geschrieben am 06.03.2015 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 16.02.2015

Pate: Hanne Kwiatkowski