Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HANS

(getauft am 23.02.2016)

 

In der zweiten Monatshälfte des Februars verlagerte sich ein Gebiet hohen Luftdrucks am Boden von Nordamerika kommend Richtung Osten über den Nordatlantik. Korrespondierend dazu befindet sich ein Keil in einer Höhe von 5,5 km, also im 500-hPa-Niveau. Angetrieben durch sogenannte Starkwindbänder, auch Polarfrontjetstream genannt, zog das bisher unbenannte Bodenhoch weiterhin gen Osten der westlichen Höhenströmung folgend und nahm somit Kurs auf Europa. Da es in den folgenden Tagen für Teile Europas wetterbestimmend sein sollte, wurde das Hoch am 23. Februar in der Analyse um 00 Uhr UTC, also um 01 Uhr MEZ, auf den Namen HANS getauft. Zu diesem Zeitpunkt lag das Zentrum von Hoch HANS mit einem Druck von etwas über 1025 hPa südlich von Grönland über dem Nordatlantik und besaß eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 500 km und eine West-Ost-Ausdehnung von 1500 km. Der dazu korrespondierende Keil verlagerte sich im Laufe des Tages mit dem Jetstream ostwärts. Ebenso zog auch Hoch HANS circa 500 km Richtung Osten über den Nordatlantik. Zum Folgetag nahm die West-Ost-Ausdehnung etwas ab, da das Hochdruckgebiet von drei Tiefdruckgebieten von Westen, Osten und Süden her eingekeilt wurde. Ein solches Hoch wird auch als Zwischenhoch bezeichnet. Ein Zwischenhoch kennzeichnet ein ortsfestes Gebiet relativ hohen Luftdruckes, welches in einer Kette aufeinanderfolgender Tiefdruckgebiete eingebettet ist. Ein Zwischenhoch sorgt in einer Phase mit wechselhaftem Wetter verursacht durch die umgebenden Tiefdruckgebiete für eine Wetterberuhigung in Form von Aufheiterungen, die allerdings nur von kurzer Dauer sind - oftmals nicht länger als 24 Stunden-, da meist eines dieser Tiefdruckgebiete rasch heranzieht. Dabei kann schon während des Zwischenhocheinflusses der Wolkenaufzug beginnen.

Mit einem leicht abgeschwächtem Luftdruck im Zentrum von etwas über 1020 hPa zog das Hoch HANS mit der Höhenströmung südostwärts bis es sich am 25. Februar um 00 Uhr UTC ein paar Kilometer vor der Südwestküste Irlands befand. Durch die Nähe zu Irland wurden im Südwesten Irlands am Vortag, beeinflusst durch Hoch HANS, 10 Sonnenstunden in Cork-Corcaigh registriert. Entsprechend der Jahreszeit gab es dort also die höchstmöglichste Sonnenstundenanzahl. Durch die Drehung im Uhrzeigersinn gelang feuchte maritime Subpolarluft nordatlantischen Ursprungs nach Irland und Südengland und sorgte dort für Höchsttemperaturen von 7 bis 9°C. Dahingegen wurden in Wales und Schottland nur 3 bis 5°C gemessen, was der arktischen Kaltluftzufuhr von der Westflanke des Tiefs XIN geschuldet war.

Bis zum 26. Februar verlagerte sich das Hoch HANS rasch ostwärts über die Keltische See, die Biskaya, über Frankreich hinweg bis über den Westen bzw. den Süden Deutschlands. Mit einem nahezu gleichgebliebenen Druck von etwas unter 1020 hPa beeinflusst die Antizyklone HANS mit Hochdruckwetter Südengland, die Beneluxländer, den Westen und Süden Deutschlands und den Norden Frankreichs. In der vergangenen Nacht klarte es in Südwestdeutschland verbreitet auf, so dass es leichten bis mäßigen Frost gab. Östlich von Pforzheim an der Station Mühlacker ging die Tiefsttemperatur auf bis zu -6,5°C zurück. Im Norden Deutschlands hielt sich dagegen verbreitet eine geschlossene Wolkendecke, so dass es meist frostfrei blieb. Im Tagesverlauf wiesen die südlichen Einflussgebiete des Hochs HANS durch eine Front von Tief YUKI über Italien wolkenreiches und wenig sonnenscheinreiches Wetter auf. In den nördlichen von der Antizyklone beeinflussten Regionen schien dagegen 4 bis 8 Stunden die Sonne, wie z.B. 5 Stunden in Paris und 8 Stunden in Orleans. Von Charlwood bis Nottingham gab es 4 bis 7 Sonnenstunden und in Mitteldeutschland 4 bis 6, wobei in Rheinlandpfalz und Hessen verbreitet 7 Stunden, in Geisenheim sogar 9 Sonnenstunden registriert wurden. In Nord- und Mitteldeutschland schien in einigen Regionen keine Sonne, da diese Regionen im Einflussbereich von Tief XIN im Norden lagen. Am längsten schien die Sonne in Süddeutschland. In Bayern und Baden-Württemberg wurden bis zu 10 Sonnenstunden verzeichnet. In Rheinessen und Nordfriesland sowie an der Ostseeküste kamen örtlich 6 bis 9 Stunden Sonnenschein zusammen. Kühle Subpolarluft nordeuropäischen Ursprungs wurde im Uhrzeigersinn in den Einflussbereich von Hoch HANS geführt und sorgte für diese Jahreszeit für normal temperierte Höchsttemperaturen von 3 bis 7 °C. Die deutschlandweit höchste Temperatur wurde mit 7,4°C im baden-württembergischen Rheinau-Memprechtshofen in der Ortenau gemessen. Ähnlich mild wurde es mit 7,2°C in Schleswig. Auf dem Brocken wurde bei gelegentlichem Sonnenschein leichter Dauerfrost mit -3,6°C und auf der Zugspitze mäßiger Dauerfrost mit -7,0°C gemeldet. Die Kaltluft brachte besonders in der Nordhälfte wiederholt Schauer, die nicht nur in den Mittelgebirgen, sondern gebietsweise bis in tiefe Lagen als Schnee, teils auch Graupel oder Hagel niedergingen. Um 06 Uhr UTC lag am Flughafen Berlin-Schönefeld eine 1 cm und weiter östlich am Observatorium Lindenburg eine 2 cm hohe Schneedecke.
In der Nacht herrschte landesweit leichter bis mäßiger Bodenfrost. So wurde z.B. an den Stationen Berlin Tegel und Tempelhof eine Erdbodentemperatur von -9°C gemeldet. In höheren Lagen wie auf dem Brocken und im Erzgebirge wurden -10 bis -15°C in Carlsfeld gemessen.

Um 00 Uhr UTC des 27. Februars befand sich das Zentrum des Hochdruckgebildes HANS mit einem leicht gesunkenen Luftdruck auf etwas über 1015 hPa über der nordwestlichen Ukraine. Das Hoch HANS dehnte sich in der Nord-Süd-Ausrichtung von Warschau bis zu dem Dinarischen Gebirge und in der West-Ost-Ausrichtung von Berlin bis zu den östlichen Karpaten aus. Besonders für Deutschland war die Antizyklone HANS wetterbestimmend. So gab es vor allem in den zentralen und westlichen Teilen 9 bis 10 Stunden Sonnenschein. Daher stieg auch die Temperatur im Südwesten örtlich bis nahe 10°C, wie z.B. in Mannheim. Ebenso wurde der Südwesten Polens mit 6 bis 9 Sonnenstunden und große Gebiete Ungarns und der Slowakei mit 6 bis 10 Stunden Sonne durch den vorherrschenden Hochdruck beeinflusst. Verbreitet trat wiederholt in Deutschland leichter bis mäßiger Nachtfrost auf, lediglich im Berliner Raum verhinderte eine zähe Wolkendecke einen Temperaturrückgang unter den Gefrierpunkt.

Zum nächsten Nachttermin um 00 Uhr UTC war das Hoch HANS nach einer geringfügigen Verlagerung gen Osten über dem Zentrum der Ukraine angelangt und erstreckte sich bei einem erhöhtem Bodendruck von circa 1030 hPa von Moskau bis zum Schwarzen Meer. Das Bodenhoch HANS verstärkte sich aufgrund der Verlagerung auf die Vorderseite eines sich im Laufe des vorangegangenen Tages entwickelten kleinen Keils über dem Grenzgebiet Polen-Weißrussland. Durch die Absinkprozesse, die auf Vorderseiten von Keilen stattfinden, konnte sich das Hoch HANS verstärken. Dabei wurden in der Südhälfte der Ukraine sowie in Rumänien Tageshöchstwerte von 7 bis 13°C, in Transsilvanien sogar bis 15°C gemessen. In diesen Gebieten gab es eine Zufuhr warmer, trockener Luftmassen der mittleren Breiten. Dahingegen strömte von Nordeuropa kühlere Subpolarluft heran und brachte von Moskau bis zur Nordhälfte der Ukraine nur noch Höchstwerte von 0 bis +5°C. Im Laufe des Nachmittages fielen in Weißrussland erste Niederschläge in Form von Schnee. Ursache waren vom Westen her herannahende Tiefausläufer von dem Tiefdruckgebiet ZISSI mit dem Zentrum südlich von Katalonien liegend. So kamen Schneemengen von 1 bis 5 cm, an der Station Lyntupy im Westen von Weißrussland bis zu 10 cm zusammen. Die Antizyklone HANS verlagerte sich unter Verstärkung weiter nach Osten und konnte zum 00 Uhr UTC Termin des 29. Februars nur noch als Druckgebilde am Rand der Berliner Wetterkarte zwischen Moskau und Wolgograd lokalisiert werden. Dort bildete es ein Hochdruckband mit einem anderen Hochdruckgebiet, das sich vom Schwarzen Meer kreisförmig über Westrussland erstreckte. Im Westen und Osten war es von Tiefausläufern umgeben, so dass es dort vielerorts stark bewölkt war. Innerhalb dieses Hochdruckbandes waren allerdings durch Absinkprozesse nur wenige Wolken vorhanden. Durch die damit verbundene Auskühlung ging die Temperatur in dieser Nacht verbreitet auf -1 bis -7°C, lokal bis -9°C zurück. Letztmalig konnte Hoch HANS am 29. Februar mit einem Luftdruck von etwas über 1030 hPa über Südwestrussland analysiert werden, ehe die Antizyklone HANS im Tagesverlauf über den Ural hinweg in Richtung Westsibirien zog und somit den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ.

 

 

Geschrieben am 23.06.2016 von Lisa-Marie Schulze

Berliner Wetterkarte: 26.02.2016

Pate: Hans Guido Beiche