Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
HARALD
(getauft am
27.08.2016)
Das Hochdruckgebiet HARALD wurde am
27.08.2016 in der Prognose der Berliner Wetterkarte für den Folgetag getauft.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Antizyklone, nach einer retrograden Wanderung,
also entgegen der gewöhnlichen Zugrichtung von West nach Ost, aus der Richtung
Neufundlands kommend über den Nordatlantik wieder auf Europa zu verlagert,
wodurch sich ihre Wetterwirksamkeit für den Vorhersageraum abzeichnete.
Am 28.08.2016 befand sich das Hoch HARALD
schließlich über dem zentralen Nordatlantik, mit einem Zentrumsdruck von über
1025 hPa. Dabei erstreckte sich eine Ausbuchtung seines Einflussbereiches über
das spanische Galicien bis an die Pyrenäen. Da in diesem Bereich Europas noch
Ausläufer des Tiefs KITTY durchzogen, hatte das Hoch HARALD noch keinen großen Einfluss
auf Europa.
Dies sollte sich aber bereits am 29.08.2016
ändern. Mit unverändertem Zentrumsdruck von 1025 hPa befand sich das Zentrum
der Antizyklone HARALD vor der Iberischen Halbinsel. Ihr Einflussbereich reichte
dabei im Osten von Österreich über Paris, Nordirland und weit hinaus über den zentralen
Nordatlantik. Dort bildete sie eine Zone höheren Drucks mit einem bis dato
ungetauften Hoch und verhinderte so das Heranziehen des Hurrikans GASTON, der
zu diesem Zeitpunkt maximale Mittelwindgeschwindigkeiten von über 194 km/h
aufwies, nach Europa. Mit der Näherung des Hochdruckgebietes HARALD auf das europäische Festland beruhigte
sich das Wetter in Nordspanien und Portugal deutlich, im portugiesischen Porto
stiegen die Temperaturen um über 2 Grad von 23,1°C am 28.08. um 13 Uhr UTC,
also 15 Uhr MESZ, auf 25,7°C am 29.08. um 14 Uhr UTC. Gleichzeitig sanken die
Geschwindigkeiten der stündlichen Mittelwinde im Maximum von 28,8 km/h am
28.08. auf 21,6 km/h. Ähnliches wurde auch im nordspanischen Oviedo beobachtet, hier stiegen die Tageshöchsttemperaturen
von 20,1°C am Vortag auf nun 22,2°C. Gleichzeitig zeigte sich, verglichen mit
dem Vortag, wiederholt die Sonne, was sich durch den Wolken auflösenden
Einfluss von Hochdruckgebieten erklären lässt. Zudem blieben die zeitweise
aufgetretenen Sprühregenschauer des Vortages aus. Die Windrichtung änderte sich
währenddessen von zumeist südwestlicher Richtung auf eine ost- bis nordöstliche
Richtung.
Sich weiter nordostwärts
verlagernd hatte das Zentrum des Hochs HARALD am 30.08.2016 die Bretagne
erreicht, das Kerngebiet erstreckte sich dabei im Osten von Amsterdam, im
Norden bis zur Keltischen See, im Westen über die Biskaya bis hinaus über den nördlichen
Ostatlantik und im Süden bis Oviedo. In Oviedo wurde weiterhin ein Temperaturanstieg beobachtet. Dieser
spiegelte sich sowohl in den Tageshöchsttemperaturen, die sich abermals von
22,2°C auf 24,6°C erhöhten, als auch in den Tiefsttemperaturen wider, die von
13,2°C auf 17,1°C, verglichen mit dem Vortag, anstiegen. Nach stärkerem Nebel
in den Morgenstunden, in denen die Sichtweite auf rund 200 m absank, lockerte
sich die Bewölkung auf, sodass rund 10,9 Sonnenstunden zusammen kamen.
Ähnliches wurde auch durch die Station Ouessant-Stiff
auf einer der Bretagne vorgelagerten kleinen Insel
beobachtet. Hier stieg die Tageshöchsttemperatur von 19,7 auf 21,6°C an, wobei
auch in Ouessant nach morgendlichem Nebel die
Bewölkung schnell nachließ und sich über weite Strecken der Nacht sogar
komplett aufgelöst hatte. In Paris bildete sich ab dem Vormittag leichte
Quellbewölkung, nachdem es in der Nacht vom Vortag wolkenlos war und auch in
der Nacht zum Folgetag wieder aufklarte. Dabei stiegen die Temperaturen dennoch
an, sodass sich die Maximaltemperatur von 24,7°C auf sommerliche 26,3°C erhöhte.
Sich immer weiter zu einem Zentralhoch
entwickelnd befand sich das Zentrum der Antizyklone HARALD am 31.08.2016 über
Ostdeutschland, der Tschechei, Polen und Teilen Österreichs sowie Ungarns. Eine
Hochdruckzone mit dem Hoch IAN bildend erstreckte sich der Einflussbereich im
Osten von Kiew, dem südlichen Baltikum bis zum Schwarzen Meer und nach Westen
über Frankreich nördlich vorbei an der Iberischen Halbinsel bis zum über dem
Ostatlantik liegenden Hoch IAN. Dies bescherte Deutschland hochsommerliches
Wetter mit Tageshöchsttemperaturen von bis zu 29,6°C in Mannheim, 26°C in
Berlin-Dahlem und 21,7°C auf Helgoland. Über ganz Deutschland stellte sich
heiteres Wetter ein mit zumeist nur geringfügiger Quellbewölkung, so wurden in Berlin
13,1 Sonnenstunden und bei der Station auf dem Fichtelberg 13,4 Sonnenstunden gemessen.
Der 1.09.2016 markierte somit
einen hochsommerlichen meteorologischen Herbstanfang und den Beginn eines generell
stark ausgeprägten Altweibersommers. Das Zentrum des Hochs HARALD begann sich
langsam abzuschwächen und erreichte einen Druck im Zentrum von 1020 hPa über
den Karpaten. Die von ihm beeinflussten Regionen erstreckten sich im Nordosten
von Russland, im Südosten bis zur
Türkei, und reichte wie am Vortag schon über Mitteleuropa bis zum nun näher
rückenden Hoch IAN, mit dem es eine quer über Europa reichende Hochdruckzone
bildete. Über St. Petersburg zogen Ausläufer des über dem Nordmeer liegenden Tiefs
LILI und sorgten für eine kurzfristige Regenphase. Wo am Vortag noch fast ausschließlich
Sonnenschein vorherrschte, kam es nun zu stärkerer Bewölkung und geringfügigen
Niederschlägen, die über den Tag insgesamt 0,3 l/m² ergaben. Gleichzeitig stieg
dennoch die Höchsttemperatur geringfügig von 18,1 auf 18,2°C. In Ankara sanken
die Tageshöchsttemperaturen zwar um 1,6 Grad von 29,5 auf 27,9°C, dafür stiegen
die Tiefstwerte von 14,6°C auf 15,1°C. Mit 10,8 Sonnenstunden gab es 2 Stunden
Sonnenschein mehr als am Vortag. In Berlin-Tegel wurde nach einer klaren Nacht
die Entwicklung leichter Quellbewölkung beobachtet, die sich zum Nachmittag
zwar verdichtete, sich dann aber ohne Niederschlag zu verursachen auflöste.
Dabei stiegen trotz dieses Bewölkungsanstieges die Höchsttemperaturen von 22,8
auf 27,5°C und die nächtlichen Tiefstwerte von 11,9°C auf 15,4°C. Diese
Beobachtungen wiederholten sich auch in Paris. Am Flughafen Orly stiegen die
Temperaturen von 25, 5°C auf 27,3°C als Tageshöchstwert.
Mit den ersten Stunden des
02.09.2016 hatte das Zentrum des Hochdruckgebietes HARALD die Region um Kiew
erreicht, der Zentrumsdruck befand sich
bei zum Vortag unveränderten 1020 hPa. Der am Vortag eingeleitete
Auflösungsprozess setzte sich weiter fort. Bereits um 06 Uhr UTC konnte das
Hoch HARALD nicht mehr analysiert werden und erschien somit folglich auch nicht
mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben
am 25.10.2016 von Patrick Ilmer
Wetterkarte
: 30.08.
Pate:
Harald Denckmann