Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet HARALD
(getauft am 27.08.2020)
Am 27. August
wurde auf der Bodenwetterkarte um 01 Uhr MEZ ein Ausbruch nach Norden,
ausgehend vom stationären Azorenhoch, verzeichnet. Dieses Gebiet, von hohem
Luftdruck gekennzeichnet, konnte in der Mitte des Nordatlantiks verortet werden
mit einem Zentrumsdruck von 1020 hPa. In einer Höhe von 5,5 km, dies entspricht
in etwa der Höhe der 500 hPa-Karte, konnte ein schwacher Hochdruckkeil, also
ein Warmluftvorstoß nach Norden, analysiert werden mit einem Einflussbereich
vom Zentrum des Nordatlantiks ausgehend bis nach Südgrönland. Östlich des auf
der Bodenwetterkarte befindlichen noch nicht getauften Hochs konnte das
Tiefdruckgebiet LYNN vor den Britischen Inseln verortet werden. Auf der
Prognosekarte für den folgenden Tag zu 12 UTC wurde eine Ausdehnung des
zentralen Hochs über dem Nordatlantik prognostiziert. Da dies einen absehbaren
Einfluss auf das europäische Wetter haben würde, wurde die Antizyklone von den
Meteorologen der Berliner Wetterkarte noch am selben Tag auf den Namen HARALD
getauft.
Am 28. August
um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Hochdruckgebiet HARALD, an diesem Tag
erstmals namentlich erwähnt, Richtung Norden. Das Einflussgebiet bezog sich nun
auf den nördlichen Nordatlantik, die südliche Küste Grönlands sowie auf Island.
In das südliche Gebiet des Hochs HARALD reichte eine Okklusionsfront des Tiefs
LYNN, welches sich über dem Süden der Britischen Inseln befand. Eine
Okklusionsfront ist eine Mischfront, die die Charaktereigenschaften einer Warm-
und Kaltfront in sich vereint. Sie entsteht, wenn die
schneller ziehende Kaltfront die langsamere Warmfront einholt und die
Luft der Warmfront anhebt. Die Warmluft hebt sich an, da die Dichte geringer
ist als die der Kaltluft. In der 500-hPa-Karte konnte nun ein ausgeprägter
Hochdruckkeil mit leichter östlicher Verlagerung nach Europa verortet werden.
Am 29. August
konnte um 01 Uhr MEZ sowohl in der 500-hPa-Karte wie auch in der
Bodenwetterkarte eine Verlagerung Richtung Europa erfasst werden. Der Einfluss
des Hochs HARALD reichte zu dem Zeitpunkt von Island bis zu den Britischen
Inseln ausgenommen von Südostengland. An diesem Tag verbündete sich das Hoch
HARALD mit dem über Grönland stationären Hochdruckgebiet, welches sich
außerhalb des verfügbaren Ausschnittes der Berliner Wetterkarte befand. Beide
Zentren wiesen einen Luftdruck von 1025 hPa auf. Europa wurde zu dem Zeitpunkt
wettermäßig beherrscht von den drei Tiefdruckgebieten LYNN über dem
Küstenbereich der Benelux-Länder, MARLIS über Norditalien sowie Tief KIRSTEN,
etwa 200 km nördlich von Moskau. An diesem Tag lag die Höchsttemperatur in Reykjavik
bei 12,3°C. Durch die Drehrichtung im Uhrzeigersinn von Hoch HARALD strömten
aus Süden feuchte Luftmassen heran, die dafür sorgten, dass sich der Himmel
dort größtenteils bedeckt hielt und es sich aus diesem Grund auch in der Nacht
kaum auskühlte, so dass die tiefste Temperatur sich mit 12,1°C kaum von der
maximalen Temperatur am Tage unterschied. Bei schwachem Süd- im Verlauf auf
West drehenden Wind mit Böen der Stärke 6 Bft gab es
nur leichten Niederschlag über den Tag verteilt mit einer Niederschlagssumme innerhalb
24 Stunden von 0,4mm.
Am vorletzten
Tag des Augustes verlagerte sich Hoch HARALD nur leicht östlich, aber die
Verbindung zum Hoch über Grönland schwächte zusehends ab. Die Antizyklone wurde
nach Westen hin von Tiefdruckausläufern begrenzt. Im Gegensatz zum Vortag löste
sich Hoch HARALD vom stationären Azorenhoch ab und beeinflusste nun die
Regionen rund um Norwegen, Island, den Britischen Inseln, Westfrankreich und
die Iberische Halbinsel mit einem sich bereits etwas abgeschwächten Zentrumsdruck
von 1020 hPa. Der
Hochdruckeinfluss sorgte für eine leichte Erwärmung der Luft von 15°C am Vortag
auf 17°C, somit gab es einen Temperaturanstieg von 2 Kelvin auf den Britischen
Inseln. Es wurden Tiefsttemperaturen zwischen 5,3°C in Gurteen
bis 8,3°C am Roches Point gemessen. Über den Tag
verteilt gab es ca. 5 Sonnenstunden in Shannon bis knapp 8 Stunden Sonnenschein
in Cork bei wechselnder Bewölkung.
Am 31. des
Monats August um 01 Uhr MEZ konnte das Zentrum über dem Ärmelkanal mit einem
unveränderten Luftdruck von 1020 hPa verortet werden. Das Einflussgebiet bezog
sich nun hauptsächlich auf die Biskaya, den Britischen Inseln und Norwegen. In
Mitteleuropa wirkten zu diesem Zeitpunkt noch Fronten von den Tiefs LYNN und
MARLIS. Auf den Britischen Inseln wurden Höchsttemperaturen von 15°C bis 19°C
gemessen, wie beispielsweise 15,3°C in Boulmer sowie
19,1°C in Plymouth bei Wind aus Südost. Die Sonnenscheindauer am Tag fiel lokal
sehr unterschiedlich aus, so wurden in Cherbourg nur 3,06 Stunden, in Liscombe schon doppelt so viele Stunden mit 6,12 und in
Valley schließlich 12 Sonnenstunden gemessen.
Am Ersten des
Monats September um 01 Uhr MEZ verlagerte sich das Zentrum mit etwa 1020 hPa
über der Nordsee. Das Einflussgebiet war nun Großbritannien, Norwegen, Schweden
und Dänemark sowie Nordfrankreich und die Benelux-Länder. In den
Morgenstunden wurde von den Wetterstationen in Nordfrankreich Nebel gemeldet,
im Tagesverlauf konnten dann keine signifikanten Wetterzustände mehr
registriert werden. Die Höchsttemperaturen waren beispielsweise 18,8°C in Dinard wie ebenfalls in Caen und 22,8°C in Brest an der
Atlantikküste. Bei nordöstlichem Wind mit Böen der Stärke 6 wurden
Tiefsttemperaturen von 9,3°C in Dieppe vom Thermometer abgelesen. Ähnliche
maximale Temperaturen wurden in Südnorwegen gemeldet, wie am Leuchtturm auf Lindesnes Fyr mit 16,6°C sowie
15,2°C in Landvik. Die minimalen Temperaturen lagen
zwischen 12,1°C auf Lindesnes Fyr
und 4°C in Kristiansand. Auch an diesem Tag wurde eine unterschiedliche Anzahl
von Sonnenstunden gemessen, wie zum Beispiel 4,58 Stunden in Rouen und bis zu
11,3 Stunden in Saint-Brieuc. An diesem Tag gab es keinen Niederschlag, was auf
den Hochdruckeinfluss von Hoch HARALD zurück zu führen ist.
Im Verlauf
der folgenden Tage verlagerte sich Hoch HARALD über Nordskandinavien hinweg bis
vor das Uralgebirge bei einem nochmals leicht ansteigenden Zentrumsdruck von
1025 hPa auf 1030 hPa. Am 01. September wurde im Wintersportort Kuusamo eine
Höchsttemperatur von 10,4°C gemessen sowie 13,9°C auf Kokkola
Tankar bei südlichem bis
südöstlichem Wind und heiterer Bewölkung. Die Tiefsttemperaturen fielen
aufgrund der recht nördlichen Lage kühl bis frostig aus, wie beispielsweise
-1,8°C in Vaala Pelso sowie
4,1°C am Flughafen von Rovaniemi.
In den
folgenden Tagen ließ sich die Antizyklone stationär über Nordwestrussland
nieder und die Höchsttemperatur schwankte im Einflussbereich von Hoch HARALD
zwischen 14 und 19°C und die Tiefsttemperatur zwischen 0 und 16°C.
Vom 08. zum 09. September wurde Hoch HARALD von denen aus Westen herannahenden Ausläufern von Tief OTTILIE weiter nach Osten Richtung Sibirien verdrängt, also aus dem Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte heraus, so dass der Name des Hochs inklusive des Zentrums am 09. September nicht mehr auf den Analysekarten der Berliner Wetterkarte zu finden waren. Nach einer für Hochdruckgebiete doch recht langen Lebensdauer von insgesamt 12 Tagen gehörte Hoch HARALD demnach zu den langlebigen Antizyklonen.