Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HARTMUT

(getauft am 21.02.2018)

 

Die Geschichte von HARTMUT begann, als sich am 20.2. das Hoch FRITZ über Skandinavien nach vorübergehender Vereinigung mit dem stationären Polarhoch wieder abtrennte. Kurz darauf, am 21.2., wurde das verbliebene, wieder alleinstehende Polarhoch auf den Namen HARTMUT getauft, da in den Folgetagen eine Südverlagerung mit Einfluss auf das mitteleuropäische Wettergeschehen zu erwarten war. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Kern des Hochs mit 1045 hPa noch über dem Franz-Josef-Land am nördlichen Rand der Berliner Wetterkarte.

Bis zum 23.2. änderte sich an dieser Situation nicht viel, da ein Tief über der Barentssee eine Verlagerung oder Ausbreitung des Hochs zunächst blockierte. Dieses Tief löste sich aber schon bald auf und Überbleibsel davon gliederten sich dem sich ebenfalls abschwächenden Tief RENATE über Nordrussland an, während sich der Schwerpunkt des Hochs FRITZ von Skandinavien zum Baltikum verlagerte. Damit war der Weg frei für eine Ausweitung des Polarhochs HARTMUT nach Süden, welches zum 24.2. ein zweites Zentrum mit bis zu 1040 hPa über dem Norden Skandinaviens ausbildete. Von nun an erlangte das Hoch eine für Mitteleuropa wetterwirksame Bedeutung und zwar in Form einer länger andauernden Kaltluftzufuhr aus dem kontinentalen Russland, die bereits vom inzwischen aufgelösten Hoch FRITZ eingeleitet wurde. Die bisher überwiegend mäßigen Nachtfröste erreichten im östlichen Niederdeutschland jetzt auch vereinzelt strenge Werte von -10°C und weniger, wobei sich auch tagsüber gebietsweise Dauerfrost mit ganztägigen Temperaturen unter 0°C einstellte.

Am 25.2. verlagerte sich das polare Hauptzentrum der Antizyklone HARTMUT vom Franz-Josef-Land zur Barentssee zwischen Spitzbergen und Nowaja Zemlja. An diesem Tag erreichte der Kerndruck beider Zentren den vorläufigen Maximalwert von 1050 hPa. Unter dem überwiegend klaren Himmel in der Südosthälfte Deutschlands etablierten sich inzwischen strenge Nachtfröste mit örtlich unter -15°C, selbst im Flachland wurde ein Tiefstwert von -14,5°C registriert, wie beispielsweise im brandenburgischen Baruth. In Berlin-Dahlem trat am 25.2. auch der erste Eistag, ein Tag mit Temperaturmaxima unter 0°C, des gesamten Winters auf. Das war außergewöhnlich spät, denn es wurde der bisher späteste Eintrittstermin vom 6.2.1975 gleich um ganze 19 Tage überschritten.

Da es im Übergang zu diesem kalten Witterungsabschnitt keine signifikanten Schneefälle gab, herrschte im Tiefland der berüchtigte Kahlfrost, welcher ohne schützende Schneedecke schnell in die Böden eindrang. In Berlin-Dahlem beispielsweise lag die 0°C-Grenze bereits 15 cm tief. In den folgenden Tagen gefroren auch viele Gewässer, insbesondere im Osten Deutschlands, wie z.B. das flächenmäßig sehr große Oderhaff und selbst kleinere Flüsse, wie die thüringische Mulde in ihrem Oberlauf.

Am 26.2. vereinigten sich die zwei Zentren von HARTMUT wieder zu einem kompakten Hoch, welches zum 27.2. seinen Schwerpunkt auf Lappland konzentrierte. Dabei verstärkte es sich erneut auf über 1050 hPa, mit einem Maximum von 1052 hPa über der Halbinsel Kola.

Es folgte eine leichte Südverlagerung mit weiterer Verstärkung, die am Morgen des 28.2. in einem maximalen Druck von 1054 hPa über Finnland gipfelte. Südlich des Zentrums hatte sich mittlerweile kontinentale Arktikluft aus dem Norden Sibiriens bis nach Südskandinavien und Polen vorgearbeitet. Die nächtlichen Tiefstwerte erreichten nun in den Mittelgebirgen -20°C oder weniger, im nördlichen Ostdeutschland gebietsweise unter -15°C. Am 28.2. wurden in Marnitz im südlichen Mecklenburg -17,4°C gemessen, in Lübeck sogar -20,1°C. Als Gründe für diesen isolierten Tiefstwert können der relativ geringe Wind und das Vorhandensein einer ungewöhnlich hohen Schneedecke im Vergleich zum Umland genannt werden. Vorangegangene, teils kräftige Schneeschauer, die seit einigen Tagen von der +3°C warmen Ostsee ins küstennahe Land hineinzogen, welche durch die enorme Konvektion, die durch das Überströmen von hochreichend kalter Luft über der verhältnismäßig warmen Wasseroberfläche der Ostsee angetrieben wurde, warfen in schmalen Schneisen teils enorme Schneemengen ab. So lagen an jenem Morgen in Lübeck ganze 24 cm, in Bad Schwartau etwas nördlich sogar 38 cm, während es im größeren Umland nur wenige Zentimeter waren und südlich von Mecklenburg-Vorpommern weiterhin blanke Böden das Landschaftsbild dominierten.

Im Bereich der von Russland hereinwehenden arktischen Kaltluftzunge dehnte sich das Hoch HARTMUT am 1.3. von Skandinavien ausgehend schließlich nach Osten aus, wobei es sich wieder etwas abschwächte, im Zentrum über Mittelschweden aber immer noch einen Luftdruck von bis zu 1045 hPa erzeugte. Das schneefreie Eis der Berliner Kleinseen erfreute viele Schlittschuhläufer. Das tückische: die Ende Februar schon recht kräftige Sonne sorgte für recht unterschiedliche Eisstärken, die auf dem Schlachtensee und der Krummen Lanke in den schattigen Bereichen der Südufer etwa 15 cm erreichte, während sich an den sonnigen Nordufern trotz Kälte abschnittsweise gar kein Eis bildete!

Zum 2.3. spaltete sich das Hoch HARTMUT unter weiterer Abschwächung in zwei neue Zentren auf, wobei das eine über Skandinavien mit einem Druck von 1031 hPa verblieb und das andere ins südliche Russland mit einem Druck von 1034 hPa abdriftete, wo es am 3.3. mit nur noch 1027 hPa über das Uralgebirge nach Westsibirien verschwand und damit den Analysebereich der Berliner Wetterkarte verließ. Auch die Antizyklone HARTMUT I, ab 4.3. wieder als alleinstehendes Hoch HARTMUT bezeichnet, schwächte sich nun deutlich ab, wobei der Schwerpunkt mit etwa 1018 hPa wieder in Richtung Lappland wanderte und dem über dem Ostatlantik und den Britischen Inseln lauernden Tiefdruck-Komplex ULRIKE-VERENA eine Chance gab, nach Osten vorzudringen.

Bis zum 5.3. setzte schließlich in ganz Deutschland von Westen her ein Luftmassenwechsel ein und die unverhoffte Dauerfrostphase des ansonsten sehr milden Winters verabschiedete sich im Norden Deutschlands mit gefährlichem Glatteisregen, der hier in die letzte bodennah verbliebene Kaltluft fiel. Doch schon am 6.3., als nur noch ein letzter Rest des Hoch HARTMUT über Finnisch Lappland weilte, stiegen die Temperaturen verbreitet auf über +10°C. Am Morgen des 7.3. war das schon seit 5.3. namentlich nicht mehr erwähnte Hochdruckgebiet dann gänzlich verschwunden, da es sich von den umgebenden Druckfeldern nicht mehr abhob.