Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HEIKE

(getauft am 16.02.11)

 

Am 16. Februar 2011 entstand über der Barentssee eine Hochzelle mit einem Kerndruck von 1035 hPa, die auf den Namen HEIKE getauft wurde. Die Antizyklone zog in Richtung Süden und befand sich zwei Tage später mit ihrem Zentrum über Finnland. In der Nacht trat dort, ebenso wie in einigen Teilen Mittelschwedens, verbreitet sehr strenger Frost unter -30°C auf. Auch in den zentralen Teilen von Russland setzte sich die bereits vorangegangene extreme Kälte weiter fort, wo in einigen Gebieten südlich von Moskau die Temperatur in der Nacht unter -30°C sank.

Im Bereich des Wirbels HEIKE über Skandinavien setzte sich am 19. Februar das extrem kalte Wetter weiter fort, in Lappland lag die Höchsttemperatur gebietsweise unter -20°C, in Haparanda und in Kiruna wurden z.B. nur -24°C erreicht. Am Rande der Antizyklone breitete sich die sehr kalte arktische Luft langsam von Nordosten her nach Deutschland aus. An diesem Tag erreichte die Vorderseite des Hochdruckgebietes HEIKE Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, sodass die Temperatur am Mittag in Berlin -3°C betrug. Dabei fiel aus der hochnebelartigen Bewölkung gelegentlich Schneegriesel. Im Westen und Süden Deutschlands blieb es dagegen weitgehend frostfrei, am Tage stieg die Lufttemperatur bis geschlossener Bewölkung am Rhein bis 5°C, im Breisgau bei Sonnenschein auch darüber.

Am darauf folgendem Tag stand weiterhin der Norden und Osten Deutschlands unter dem Einfluss des kräftigen, über Südskandinavien gelegenen, Hochdruckgebietes, sodass dort leichter Schneegriesel registriert wurde. Nördlich der Mittelgebirge setzte sich zunehmend kontinentale Subpolarluft, d.h. trocken-kalte Luft, durch, in der es am Vormittag verbreitet Sonnenschein gab. An der Nordseeküste wurden seit Sonnenaufgang bis 14 Uhr MEZ bis zu            5 Stunden Sonne erfasst. Im Berliner Raum waren es fast 4 Stunden. Mehr Sonne schien in Berlin – Dahlem bisher nur an vier Tagen im Februar.

Mit der kontinentalen Subpolarluft wurden auch die niedrigen Temperaturen aus dem östlichen Bereich des Hochs HEIKE nach Deutschland gelenkt. So wurde in Berlin – Dahlem vor Sonnenaufgang ein Minimum von -5,5°C gemessen, entlang der Oder und in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns lagen die Tiefstwerte der Nacht um -9°C. Wesentlich kälter war es im aufgeklarten Bereich der Antizyklone, so wurden im Süden Skandinaviens unter -20°C registriert. Oslo meldete -24°C, in Uppsala waren es -26°C. Etwas milder war es direkt an der etwa 1°C warmen Ostsee, so sank in Stockholm die Temperatur nur auf -14°C. Wesentlich kälter wurde es in Zentralrussland, so traten in der weiten Umgebung von Moskau Tiefstwerte unter -30°C auf.

In dem windstillen und wolkenfreien Zentralbereich der Antizyklone, dessen Druck mittlerweile bei 1035 hPa lag, schwächte sich der Frost kaum ab. In Finnland betrugen die Minima häufig wieder -30°C, selbst in Helsinki sank am Morgen die Temperatur bis -28°C. Auch im Baltikum herrschte mit Tiefstwerten zum Teil unter -25°C strenge Kälte, Minimum von Kunda an der estnischen Ostseeküste -27,9°C. Mehr und mehr setzte sich die Kaltluft auch in Polen durch, wo in den nordöstlichen Landesteilen örtlich -20°C unterschritten wurden, beispielsweise lag das Minimum von Torun/Thorn bei -20,6°C. An der Nordflanke des Hochs HEIKE setzte sich allerdings von Südwesten her milde Luft durch, in der am Morgen des 21. Februars auf Spitzbergen am Flughafen von Svalbard die Temperatur bis +2°C anstieg.  Die sehr kräftige Antizyklone deckte einen Tag später mit ihrem Einflussbereich nicht nur den europäischen Teil Russlands, sondern auch ganz Skandinavien und weite Teile Mittel- und Südosteuropas ab. Der Luftdruck im Zentrum des Hochdruckgebietes stieg derweil auf 1045 hPa. Auch am 23. Februar behielt das umfangreiche und sehr kräftige Hochdruckgebiet über Russland im Bodendruckfeld seinen bis nach Skandinavien und Mitteleuropa reichenden Hochdruckkeil, dabei war es in weiten Teilen Nord-, Ost- und Mitteleuropas gering bewölkt oder wolkenlos.

Der Luftdruck im Zentrum der kräftigen Antizyklone hatte sich in den beiden darauffolgenden Tagen über Russland sogar auf über 1055 hPa verstärkt. In ihrem Bereich setzte sich das außerordentlich kalte Winterwetter fort,  bemerkenswert war auch die bisherige Dauer dieser Kältewelle von 14 Tagen. Schwerpunkt der Kälte war wiederum die Wolgaregion, dort sank die Temperatur in der vorangegangenen Nacht erneut vielerorts unter -30°C wie in Ulyanovsk mit -34°C. Temperaturwerte unter -30°C wurden aber auch weiterhin in Finnland und Schweden beobachtet, so meldete die Station Uppsala bei Stockholm einen Tiefstwert von -30°C, in Nikkaluokta sank die Temperatur sogar auf -43°C. Das extrem kalte Wetter setzte sich auch in Polen weiter fort. Begünstigt durch die relativ schwache Luftbewegung über der zentralen Ostsee hatte die Vereisung der südlichen und mittleren Ostsee außergewöhnlich schnelle Fortschritte gemacht. So zeigte sich die Insel Gotland umgeben von Treibeis und die komplette Danziger Bucht war ebenfalls von Treibeis bzw. Neueis bedeckt. Vor Rügen und Usedom hatte die Eisbedeckung ebenso stark zugenommen und die komplette polnische Küste war ebenfalls vereist.

Das östliche Mitteleuropa lag am 26. Februar weiterhin im Bereich eines ausgeprägten Keiles des mit seinem Kern zum Ural gezogenen Hochs HEIKE, das sich um etwa 5 hPa abgeschwächt hatte. In den zentralen und östlichen Teilen Russlands herrschte tagsüber strenger Frost, in Kasan stieg die Temperatur z.B. nur bis -18°C. Die Westgrenze des Gebietes mit Dauerfrost lag über dem Westen Polens, im Osten des Landes gab es somit in der Nacht Tiefstwerte unter -10°C, in Suwalki wurden -14,6°C gemeldet, dort lag auch noch eine 16 cm hohe Schneedecke. 

Am Folgetag lag die ausgedehnte Antizyklone unverändert mit Kern über dem Osten Russlands und hatte sich wieder westwärts nach Skandinavien ausgeweitet. Mittlerweile hielt sich das starke Hochdruckgebiet HEIKE seit 10 Tagen über Nord- und Osteuropa. Dabei gab es im Bereich der Wolga in der Nacht erneut starken Frost unter -30°C. Das Hoch zog schließlich ostwärts und verschwand am 2. März von der Berliner Wetterkarte.          

 


Geschrieben von Sabrina Schmidt

Berliner Wetterkarte: 20. Februar 2011

Pate: Stefan Teichler