Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HELGE

(getauft am 12.03.2020)

 

Während Mitte März die Tiefdruckgebiete HANNA und GISELA das Wetter Mitteleuropas bestimmten, wurde am 12.03. in der Prognose für den folgenden Tag ein Hochdruckgebiet analysiert, welches in den Folgetagen auch Einfluss auf Mitteleuropa haben sollte. Dieses auf den Namen HELGE getaufte Hoch entstand infolge eines Vorstoßes maritimer Luft aus Süden.

Am Freitag, dem 13.03. um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, wurde das Zentrum des Hochs HELGE mit über 1025 hPa Maximaldruck über der Biskaya analysiert. Während es sich im Tagesverlauf der Höhenströmung folgend nach Nordosten verlagerte, zeigte es sich aber noch nicht stark wetteraktiv.

Am folgenden Tag, dem 14.03., konnte die Antizyklone HELGE an der Südspitze Norwegens analysiert werden. Der maximale Druck betrug dabei knapp über 1020 hPa, sie hatte sich also etwas abgeschwächt. Eingegrenzt von den Tiefs GISELA I und GISELA II im Osten sowie unbenannten Tiefs im Westen umfasste das Einflussgebiet zu Tagesbeginn lediglich die Nordsee vom Süden Norwegens über Dänemark bis Deutschland sowie die Ostküste Großbritanniens. Aufgrund der absinkenden Luftbewegung in einem Hochdruckgebiet zeigt sich der Himmel oftmals wolkenfrei sowie niederschlagsfrei. So auch im Einflussgebiet des Hochs HELGE. Im norwegischen Bergen schien den ganzen Tag die Sonne, was ein Ausnahmetag war, da die Tage zuvor Regen fiel und die Tage danach wieder stark bewölkt waren. Aber auch in Putbus in Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich der Himmel weitestgehend wolkenfrei.

Am 15.03. um 00 Uhr UTC konnte das Zentrum des Hochs HELGE mit verstärkten mehr als 1030 hPa über Warschau analysiert werden. Das Einflussgebiet hatte sich, auch verbunden mit der Verstärkung, vergrößert. Nun umfasste es Mittel- und Osteuropa vom Süden Frankreichs über Deutschland und die Alpen bis nach Weißrussland sowie vom nördlichen Balkan bis nach Oulu im Norden Finnlands. Erneut blieb es verbreitet niederschlags- und wolkenfrei. Durch die fehlenden Wolken kommt es tagsüber zu einer starken Einstrahlung der Sonne und somit zu einer Erwärmung, jedoch ist die Abkühlung bei klarem Himmel nachts genauso stark. Es entstehen starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Gut zu beobachten war dies an vielen Messstationen. In Berlin-Tempelhof erwärmte sich die Luft bei einer Sonnenscheindauer von 9,7h auf 12,1°C und stürzte dann in der Nacht ab auf -0,9°C. Dies bewirkte eine Temperaturdifferenz von 13 Grad. Im rumänischen Sibiu gab es einen Unterschied von 11,2 Grad bei maximalen 9,4°C bei 8,2h Sonnenschein. Noch größer war die Differenz am Flughafen der tschechischen Stadt Ostrava nahe dem Zentrum. 11,1h Sonne führten zu einer Erwärmung auf 10,2°C, welche ohne Sonnenschein nachts auf -5°C fielen, was einem Unterschied von 15,2 Grad entspricht.

Sich recht stationär verhaltend befand sich das Hochdruckgebiet HELGE um 00 Uhr UTC des 16.03. nur leicht südlich im Vergleich zum Vortag. Das Zentrum konnte mit einem Druck von mehr als 1035 hPa über Rumänien analysiert werden. Erneut zeigte sich das Einflussgebiet, welches sich mit dem Zentrum etwas nach Südosten verlagert hatte, sehr sonnig und trocken. Verbreitet wurde zweistellige Höchsttemperaturen erfasst, die nur durch die geographischen Gegebenheiten auch mal einstellig sein konnten. Ein weiterer Effekt, welcher bei Hochdruckgebieten oftmals auftritt, war nun gut sichtbar. Während Tiefs sich gegen den Uhrzeigersinn drehen, bewegen sich die Luftmassen bei einem Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn um das Zentrum. Durch die Lage von kälteren Luftmassen im Norden Europas und wärmeren Luftmassen im Süden Europas, aufgrund der globalen Luftmassenverteilung, werden kühlere Luftmassen an der Ostflanke der Hochs nach Süden geführt und wärmere Luft an der Westflanke nach Norden. So entstanden Unterschiede von bspw. 13,2°C zu 3,5°C zwischen dem polnischen Krakau an der Westflanke und dem russischen Mzensk an der Ostflanke, wobei beide Orte etwa halbtägig Sonnenschein melden konnten. Die Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht trat dennoch an beiden Orten ausgeprägt auf. Krakau maß nachts Tiefsttemperaturen von -6,1°C, also eine Differenz von fast 20 Grad, während in Mzensks die Temperatur auf -5,9°C sank, was einer Differenz von noch immer 9,4 Grad entspricht.

In den beiden darauffolgenden Tagen beeinflusste die Antizyklone HELGE noch Osteuropa, insbesondere den Raum um das Schwarze Meer herum. Mit dem hohen Zentrumsdruck von über 1030 hPa brachte es dem Einflussgebiet nochmals sonnige Tage und klare Nächte, die aber auch danach nicht nachlassen sollten.  Dem ungarischen Debrecen brachte Hoch HELGE nochmal täglich über 11h Sonne, sowie Maximaltemperaturen von 14,5°C bzw. 17,7°C, die sich nachts um fast 20 Grad auf -2,9°C bzw. 0,9°C verringerten. Aber auch die Ukraine, fast zentral im Einflussgebiet gelegen, maß im Norden in Charkow 8-9h Stunden Sonnenschein und Maximaltemperaturen von steigenden 9°C und folgenden 11°C. Auf der Halbinsel Krim, auf dem Berg Ai-Petri, wurden 10,8h bzw. 10,9h Sonne gemessen. Aufgrund der Höhe von über 1000m blieben die Temperaturen so dennoch im Bereich um 0°C. Einen sehr hohen Temperaturanstieg zwischen dem 17. und 18.03. erfuhr die weißrussische Stadt Bobruisk, nämlich von 6,1°C auf 13,3°.

Ab dem 19.03. konnte Hoch HELGE nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert werden, da es das Analysegebiet in Richtung Asien verließ. Nachfolgend gewann das Tief KARAKET sowie die Hochs INGOLF und JÜRGEN an Bedeutung für das Wetter Europas, insbesondere Mitteleuropas.