Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
HELIDA
(getauft am 09.02.2021)
Zu
der Zeit, wo das Hoch HELIDA die Bühne der Berliner Wetterkarte betrat,
herrschte bereits Hochspannung – zumindest für Winterfreunde im Publikum. Denn
es hatte sich eine sogenannte Grenzwetterlage eingestellt. Über Skandinavien,
Grönland und dem Nordmeer befand sich bodennah eine ausgedehnte Hochdruckzone,
derer die Zentren GISELA I und II zugehörig waren, welche aufgrund von
bodennaher Auskühlung entstanden. Hochs sind Wirbel, die sich neben hohem
Luftdruck durch Rotation im Uhrzeigersinn auszeichnen. Dementsprechend wurden
an der Ostflanke des Hochdruckkomplexes GISELA I und II arktische Luftmassen
nach Süden geführt. Gleichzeitig befand sich das Tief TRISTAN über
Mitteleuropa, sodass sich an der Grenze zwischen Hoch GISELA I/II und Tief
TRISTAN ein starker Druckgegensatz aufgebaut hat, der zu hohen
Windgeschwindigkeiten führte. Das Tief TRISTAN advehierte
warme, feuchte Luftmassen nach Süddeutschland und den Alpenraum. Am 09.02.2021
meldete die Station Sontra südöstlich von Kassel als Minimaltemperatur -25,6°C,
während die Temperatur in Leibstadt an der schweizerisch-deutschen Grenze auf
gerade mal 0°C absank. Doch in der Folge einer Hochdruckneubildung sollte es
noch kälter werden und damit entschieden sich die Meteorologen der Berliner
Wetterkarte für die Taufe dieses neuen Hochs, welches in der Prognose am
10.02.2021 erstmalig auf der Bodenwetterkarte mit dem Namen HELIDA erscheinen
wird. Und so war es dann auch: das sich hinter einer schwachen Luftmassengrenze
nördlich der beiden Zentren von Tief GISELA durch Absinken über Mittelnorwegen
gebildete Hoch HELIDA blickte mit einem Kerndruck von etwa 1025 hPa am 10.02.
um 01 Uhr MEZ das erste Mal hinter dem Vorhang hervor. Zunächst im Duett mit
dem Hoch GISELA, welches südwestlich von HELIDA gelegen war, und anschließend
im Solo verschob Hoch HELIDA die angesprochene Luftmassengrenze weiter nach
Süden und führte nun auch dem Süden Deutschlands vor, was wirklicher Winter
ist.
Aber
der Reihe nach: Der erste Akt von HELIDA am 10.02. begann mit leichtem
Schneegriesel und um -20°C über Mittelnorwegen. Zum 11.02. verlagerte sich das
Hoch HELIDA leicht nach Süden, befand sich mit einem Druck von etwa 1035 hPa
mit dem Zentrum über Südnorwegen und erstreckte sich im Westen bis zur
Okklusionsfront eines Tiefs, welche nahe der norwegischen Küste verlief, im
Süden bis zur Kaltfront von Tief VOLKER, welche sich südlich der Alpen befand,
teilweise verwellte diese und erstreckte sich schon bis ans Mittelmeer. Im
Osten reichte das Hoch bis weit nach Russland. Zum 12.02. verlagerte sich das
Hoch HELIDA noch weiter nach Süden und befand sich zwischen dem nach Osten
abgezogenen Tief VOLKER und dem nachfolgenden Tief WOLFRAM, welches mit seinen
Ausläufern bis nach Westfrankreich reichte. Dabei begann der Tag über
Nordostdeutschland mit teils dichtem Nebel, v.a. in den östlichen
Mittelgebirgen fiel mäßiger bis starker Schneefall,
während in Teilen Bayerns gefrierender Regen bzw. Sprühregen fiel und sich
Glatteis bildete. Im Berliner Raum betrug die Schneehöhe 7 bis 9 cm, in
Braunlage im Harz 47 cm und in Schmücke südwestlich von Ilmenau 67 cm. Der
Feldberg im Schwarzwald meldete um 13 Uhr MEZ 108 cm Schnee. Dabei wurde in
ganz Deutschland mit Ausnahme des Schwarzwalds ein Eistag, d.h. Temperaturen
durchgehend unter dem Gefrierpunkt, registriert. Insbesondere in Sachsen-Anhalt
wurden Minimaltemperaturen von unter -20°C gemessen, beispielsweise in
Naumburg/Saale -21,5°C, in Lauchstädt -21,9°C und in Starkenberg-Tegkwitz -24,6°C als nächtliche Tiefsttemperatur.
Zum
12.02. löste sich die Luftmassengrenze im südlichen Alpenraum auf, sodass sich
der Einflussbereich von Hoch HELIDA nach Süden ausdehnen konnte und bis ans
Mittelmeer reichte. Das Zentrum lag weiterhin mit einem maximalen Druck von um
1045 hPa über Südnorwegen. Diese Südwärtsverlagerung
des Hochs geht auch einher mit den niedrigen Temperaturen, welche zur
Bildung sogenannter kalter Hochs, also Hochs mit geringer vertikaler
Erstreckung, führen. Die Tiefstwerte lagen verbreitet unter -15°C, z.B. wurden
in Weißenburg -17,6 und in Bad Neunkirchen -18,5°C gemeldet. Im Tagesverlauf
stieg die Temperatur nur vereinzelt über die -5°C-Marke, sodass ganztägig
strenger Frost herrschte, obwohl die Sonne 9 bis 10 Stunden schien und damit
nahe der maximal möglichen Sonnenscheindauer lag. Vereinzelt gab es in den
Mittelgebirgen Nebel oder feuchten Dunst, sonst zeigten sich aber vor allem
Schleierwolken am Himmel.
Zum
13.02. verlagerte sich das Hoch HELIDA weiter südwärts und spaltete sich in
zwei Zentren auf. Das nördlichere befand sich weiterhin über Südnorwegen, das
südlichere über der Nordsee. Dabei neigte sich das Hoch leicht, sodass es sich
von Nordwesten nach Südosten erstreckte. Dadurch wurden keine Luftmassen mehr
aus dem Nordosten angezapft, sondern welche, die über die Ostsee geströmt sind.
Das zeigte sich auch in den Temperaturen, so wurden tagsüber in der Nordhälfte
Deutschlands geringe einstellige Plusgrade erreicht, bspw. in Warnemünde 0,2°C
und bei Greifswald 1,3°C. Die feuchteren Luftmassen führten dabei zu teils
dichtem Nebel wie z.B. bei Güstrow.
Auch
in den folgenden Tagen verlagerte sich das Hoch HELIDA langsam weiter nach
Süden. Dabei zeigte sich der Antagonist Tief XANTHOS von Westen kommend bereits
nahe der Britischen Inseln.
Hier
eine Satellitenaufnahme im sichtbaren Bereich vom 14.02.2021 um 14 UTC. Das
Hoch HELIDA ist an den kleinen wolkenfreien Bereichen von Südskandinavien über
Deutschland bis nach Norditalien zu erkennen. Dabei rauscht von Westen das Tief
XANTHOS heran, welches Musterzyklonen - gültig an den verwirbelten
Wolkenfeldern zu erkennen ist. Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/sat/europa/satellit-hd-15min/20210214-1400z.html
Dabei
baute sich vorderseitig von Tief XANTHOS ein Starkwindbereich über dem
Vereinigten Königreich auf, der sich anschließend weiter nach Nordosten bewegen
sollte. Dabei meldete das auf 773 m gelegene Bealach
Na Ba in Schottland Windgeschwindigkeiten von 161 km/h und Aonach
Mor auf 1130 m 148 km/h. Aber auch in niedriger gelegenen
Regionen, wie St. Bees Head wurden 96 km/h
gemessen.
Das
Tief XANTHOS verlagerte sich am 15. und 16.02. immer weiter nach Osten und
verdrängte das Hoch HELIDA nach Osteuropa. Damit endete auch endgültig die
Grenzwetterlage, denn nun kam gleich eine ganze Schar von Tiefs namens XANTHOS,
YUKON und ZAID mit der sich wiederbelebenden Westwinddrift nach Europa. Mit dem
Hoch HELIDA verschoben sich auch die kalten Luftmassen nach Osten. In Minsk
wurden am 16.02. Tiefstwerte von -23,3°C, in Orsa von
-25,0°C und in Bragin -25,2°C gemessen.
Am
17.02. befand sich das Tief XANTHOS bereits über Dänemark und das Hoch HELIDA
besuchte nun Griechenland und Moldau. Am 18.02. war das Hoch HELIDA mit einem
Zentrumsdruck von um 1020 hPa nahe des Schwarzen Meeres zu finden. Zum 19.02.
verließ es damit die Bühne der Berliner Wetterkarte, während das Heer an
mittlerweile fünf Tiefdruckgebieten endgültig wetterbestimmend für Mitteleuropa
wurde.