Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HELMUT

(getauft am 30.08.2010)

 

Am 30. August 2010 wurde ein Hochdruckgebiet, das sich über Nordwesteuropa gebildet hatte, auf den Namen HELMUT getauft. Es erstreckte sich in Nord-Süd-Richtung von Island bis zur Biscaya und in West-Ost-Richtung von Grönland bis zu den Britischen Inseln. In seinem Kern wurde ein Luftdruck von über 1025 hPa gemessen.

Am nächsten Tag lag das Hochdruckgebiet HELMUT mit seinem Kern über den Britischen Inseln. Im 500 hPa-Niveau, das einer Höhe von etwa 5,5 Kilometern entspricht, war korrespondierend dazu ein Hochdruckkeil zu erkennen, dessen Achse von Spanien bis nach Irland reichte. In Deutschland machte sich von Westen zunehmend der Einfluss des Hochs HELMUT bemerkbar, wobei bedingt durch die Lage an dessen Ostseite die Strömung aus nördlichen Richtungen kam und somit maritime Subpolarluft einfloss. Das Absinken der Luft in Folge des hohen Luftdrucks führte in der Westhälfte Deutschlands zwar zu längerem Sonnenschein, gleichzeitig erwärmte sich die Luft auf 18 bis 20°C. Am 1. September 2010 befand sich das Hochdruckgebiet HELMUT über der Nordsee. Mittags lag das Zentrum mit über 1021 hPa zwischen England und den Niederlanden. Durch den weiteren Zustrom kühler Luftmassen wurde es in Deutschland mit maximal 21°C am Oberrhein wiederum mäßig warm. Am Folgetag hatte das Hoch HELMUT eine Ausdehnung vom Ärmelkanal bis vor die nordnorwegische Küste, wobei über Dänemark eine schwache Kaltfront eines nordskandinavischen Tiefs in die Hochdruckzone hineinreichte und deren Einfluss dort abschwächte. So war es in Norddeutschland und im Süden Skandinaviens gebietsweise wolkig bis stark bewölkt, es fiel aber nur wenig Niederschlag. Bis auf einige Wetterstationen vor allem im Südwesten Deutschlands blieben die Tageshöchsttemperaturen unter 20°C.

Am 3. September 2010 hatte das Hoch HELMUT seine Position nur unwesentlich verändert, allerdings war die zuvor angesprochene Kaltfront nicht mehr wetteraktiv. In Deutschland gab es vor allem im Norden viel Sonnenschein, zum Beispiel in Schleswig 10, in Greifswald 10,6 und in Seehausen in der Altmark 11,2 Stunden. Im Süden Deutschlands hielten sich verbreitet dichtere Wolken und so wurde dort nur ein Bruchteil der Sonnenscheindauer des Nordens gemessen. Somit war die Verteilung der Höchsttemperaturen recht ausgeglichen. Am wärmsten mit jeweils rund 23°C wurde es in Konstanz am Bodensee, in Freiburg im Breisgau sowie in Bendorf nördlich von Koblenz am Mittelrhein.

Zum 4. September verlagerte sich das Hochdruckgebiet HELMUT mit seinem Schwerpunkt nach Skandinavien. Über der Mitte Norwegens wurde ein Kerndruck von über 1025 hPa gemessen. In den Folgetagen verstärkte sich das Hoch weiter, so dass sich am 5. September 2010 die 1025 hPa-Isobare, also die gedachte Linie gleichen Luftdrucks mit 1025 hPa, innerhalb derer der Luftdruck noch höher war, schon über die Südhälfte Skandinaviens, Teile der Nord- und Ostsee und Norddeutschland erstreckte.

Am nächsten Tag war der Luftdruck über Nordnorwegen, wo sich nun das Zentrum des Hochs HELMUT befand, auf über 1030 hPa angestiegen. In Deutschland stellte sich eine östliche bis südöstliche Strömung ein, in der Subpolarluft von Osten herangeführt wurde. Bei ähnlichen Temperaturen wie an den Vortagen, also im Norden unter und im Süden teilweise über 20°C, war es in fast ganz Deutschland sonnig mit zum Teil über 12 Stunden Sonnenschein. Weiter nördlich, wie in Dombestein in Norwegen, ca. 150 Kilometer nördlich von Bergen, wo 23,7°C erreicht wurden, oder im lappländischen Vidsel mit einer Höchsttemperatur von 19,6°C, gab es spätsommerliches Wetter. Der Kern des Hochdruckgebietes HELMUT hatte sich mittlerweile mit der 1025 hPa-Isobare über weite Teile Skandinaviens und bis nach Nordwestrussland ausgedehnt. Tiefdruckgebiete wurden weit um das Hoch herum gelenkt, entsprechend der Form der Druckverteilung wird diese Wetterlage auch Omega-Wetterlage genannt, nach dem griechischen Buchstaben Ω.

Auch am nächsten Tag erwärmte sich die Luft in Nordeuropa besonders an der Westseite des Hochs wieder beachtlich. Im norwegischen Trondheim stieg die Temperatur auf 22,8°C, in Vidsel auf 22,5°C. Damit war es dort so warm wie in Bordeaux oder Porto, wo 23 bzw. 22°C Höchsttemperatur erreicht wurden. Vom 8. bis zum 10. September 2010 zog das Hochdruckgebiet HELMUT weiter nach Osten und erstreckte sich jenseits des 30. östlichen Längengrades vom Schwarzen Meer bis zum Eismeer. Im Zentrum, das von Karelien bis fast in die Ukraine reichte, betrug der Luftdruck am 10. September über 1030 hPa. In Moskau stieg die Temperatur auf milde 20°C, es war aufgrund der praktisch nicht vorhandenen Luftdruckunterschiede im Zentrum des Hochs zeitweise windstill, und der Himmel war leicht bewölkt bis wolkenlos. In den Folgetagen, als sich das Hoch stabil über weiten Teilen Osteuropas befand, gab es bis nach Deutschland überwiegend freundliches und warmes Wetter mit Höchsttemperaturen nahe oder knapp über 25°C, wie in Mannheim am 12. September  2010 mit 25,6°C, und auch in Russland war es mit Werten um 20°C eher sommerlich als herbstlich. Bis über die Monatsmitte erstreckte sich das Hochdruckgebiet HELMUT über Osteuropa und besaß einen Kerndruck von über 1025 hPa. Am 17. September war das Hochdruckgebiet HELMUT zum letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte über dem südlichen Ural zu erkennen.

 


Geschrieben von Heiko Wiese.

Ausgewählte Berliner Wetterkarte: 05.09.2010

Pate: anonym