Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HILDEGARD

(getauft am 29.06.2011)

 

Am 25.06. bildete sich über der Labradorsee ein neues Hochdruckgebiet mit einem anfänglichen Kerndruck von etwa 1025 hPa. Dieses entstand westlich eines Kaltlufttroges in der Höhe, dessen Scheitelpunkt bis zu den Azoren reichte und so in den kommenden Tagen die Zugrichtung des Hochs nach Südosten bestimmte. Am 27.06. erreichte die Antizyklone ihre flächenmäßig größte Ausdehnung über dem Nordatlantik. Sie erstreckte sich in Nord-Süd-Richtung vom Süden Grönlands bis zu den Azoren, sowie in West-Ost-Richtung von Neufundland bis fast nach Irland und zur Iberischen Halbinsel.

Die Azoren gelangten zuerst in den Einflussbereich dieses Hochdruckgebietes. Allerdings floss durch die nördliche Lage des Zentrums und der antizyklonalen Drehung, d. h. im Uhrzeigersinn, erst kühlere Luft aus dem Nordosten bis Osten zur Inselgruppe. Dennoch blieben die Tiefstwerte dank des Atlantiks mit 18°C in einem recht milden Niveau, stiegen aber am Tage nicht über 21°C. Mit der weiteren Verlagerung nach Osten drehte dort der Wind auf Südost, sodass wärmere Luft von der afrikanischen Nordwestküste zu den Azoren gelangte und die Höchstwerte auf 23 bis 24°C stiegen.

Am 29.06. wurde das Hochdruckgebiet schließlich auf den Namen HILDEGARD getauft und erreichte im Laufe des Tages mit der östlichen Seite West- und Südwesteuropa. In dem windschwachen Bereich von Hoch HILDEGARD konnten die Höchsttemperaturen auf der Iberischen Halbinsel bis auf 39°C z.B. in Sevilla ansteigen. Aber auch in Madrid war es mit 35°C sehr heiß. In der folgenden Nacht sanken die Werte kaum ab, sodass an beiden genannten Stationen ein Minimum von 24°C registriert wurde.

Da sich in der Höhe kein markanter Höhenkeil ausbildete, blieb eine weitere Verstärkung von Hoch HILDEGARD aus. Das Hochdruckgebiet musste sich somit der vorherrschenden langsamen Verlagerung nach Osten der Kaltlufttröge über dem Nordatlantik und über Mitteleuropa, welcher sich noch zusätzlich zu einem Kaltlufttropfen entwickelte, unterordnen. Im Bodenniveau war das Hoch HILDEGARD somit vom Tief IANTO im Osten und im Westen von einem unbenannten Tief umgeben. Am nächsten Tag weitete sich das Einzugsgebiet des Hochs auf Großbritannien und den Nordwesten Frankreichs aus. Auch dort machte sich die, mit der Antizyklone herangeführte, maritime Subpolarluft vom Nordatlantik bemerkbar. So meldete Brest an der französischen Küste am frühen Morgen des 01.07. eine Tiefsttemperatur von 8°C, bei leicht bewölktem Himmel und schwachem Wind aus nordöstlichen Richtungen. Im Gegensatz dazu lag Nizza noch außerhalb des Einflusses des Hochs und meldete im selben Zeitraum eine Tiefsttemperatur von 23°C bei wolkigem Himmel und Wind aus Nordwest.

In der Nacht zum 02.07. beeinflusste die Antizyklone HILDEGARD erstmalig das Wettergeschehen in Deutschland. Allerdings gelangten auf ihrer Ostseite auch hier zunächst recht kühle Luftmassen von der Nordsee mit zum Teil auch stürmischen Wind nach Deutschland. Die Tiefstwerte reichten von 13°C bei dichter Bewölkung an der Nordseeküste bis hin zu Werten um 5°C bei längerem Aufklaren entlang des Rheins und in Teilen Baden-Württembergs. Dort stiegen die Tageshöchstwerte auch auf 20°C bei 13 bis 14 Stunden Sonnenschein, während der übrige Teil Deutschlands mit verbreitet ergiebigen Schauern und Höchstwerten von 13 bis 14°C auf der Rückseite von Tief JÖRG über der Ostsee vorlieb nehmen musste. Auch am 03.07. gestaltete sich das Wetter über Deutschland ähnlich wie am Vortag.

In den nächsten Tagen lag das Hochdruckgebiet HILDEGARD nahezu stationär und mit annähernd gleichbleibendem Kerndruck über der Nordsee und hinderte das spätere Tief KURT am weiteren Vorankommen nach Westen. Erst als dieses sich deutlich verstärkte, wurde die Antizyklone HILDEGARD verdrängt. So lag das Hoch am 06.07. mit seinem Zentrum bei Prag. Im weiteren Verlauf schwächte sich der Kerndruck weiter ab und das Hochdruckgebiet wurde von der Zyklone KURT und dem neu entstandenen Tief LEON nach Osten Richtung Schwarzes Meer verdrängt. Bereits am nächsten Tag wurde das Hoch HILDEGARD nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte analysiert.

 

 


Geschrieben am 13.09.2011 von Matthias Treinzen

Wetterkarte: 01.07.2011

Pate: Gerald Steffens