Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet HILDI

(getauft am 08.03.2013)

 

Im Laufe des 08.03. spaltete sich von dem nach Osten ziehenden Hoch GISELA über Skandinavien ein Teilhoch ab, welches noch am gleichen Tag in der Prognose für den Folgetag auf den Namen HILDI getauft wurde. In der mittleren Troposphäre, in ca. 5,5 km Höhe, lag südwestlich des Zentrums ein Höhenhoch, welches sich von Mitteleuropa bis nach Island erstreckte. Das Zentrum eines kräftigen Höhentiefs lag dagegen über dem Nordural. Dazwischen bildete sich ein starker Strömungsbereich aus, der von Ostgrönland über Skandinavien und Westrussland bis zum mittleren Ural reichte. Über Hoch HILDI herrschte somit in der Höhe eine starke Nordwestströmung vor, während sich im Bodenniveau das Zentrum gut ausbilden konnte und am nächsten Tag mit einem Kerndruck von knapp 1026 hPa analysiert wurde.

Das Hochdruckgebiet HILDI lag am 09.03. über dem zentralen skandinavischen Gebirge und führte so, wie schon das Vorgängerhoch GISELA, auf seiner Südostseite arktische Kaltluft von der Ostsee nach Nordostdeutschland. Das Tiefdruckgebiet YORICK, welches zur gleichen Zeit über der Mitte Deutschlands lag, wurde durch Hoch HILDI in seiner Verlagerung nach Nordosten gebremst. Damit bildete sich über Deutschland eine Luftmassengrenze aus, die vom Ruhrgebiet bis zum Thüringer Wald verlief. Südlich davon wurden zur Mittagszeit 10 bis 15°C gemeldet, nördlich davon in der Nordost- bis Ostströmung nur -1 bis 3°C. Diese Temperaturen entsprachen auch weitgehend den Höchsttemperaturen des Tages. Im Bereich des Zentrums von Hoch HILDI gab es verbreitet Eistage, z.B. in Trondheim und Oslo, wo die Höchsttemperatur mit -1°C bzw. -3°C nicht über den Gefrierpunkt stieg. In der folgenden Nacht gingen die Temperaturen in den genannten Städten bis auf -16°C bzw. -13°C zurück, im Norden und Nordosten Deutschlands blieb es unter dichten Wolken mit -1 bis -4°C bei leichtem Frost. Da sich die Antizyklone HILDI bis nach Finnland und dem Baltikum ausdehnen konnte, wurden die tiefsten Werte aus diesen Regionen gemeldet, z.B. aus Tallinn mit -18°C, Helsinki mit -20°C und Jyväskylä mit -26°C.

Bis zum 10.03. blieb das Hochdruckgebiet HILDI stationär und erstreckte sich von der Westküste Norwegens bis nach Nordwestrussland, sowie vom Nordkap bis nach Norddeutschland und Polen. Der Kerndruck erhöhte sich durch das sich ostwärts verlagernde Grönlandhoch leicht auf knapp 1027 hPa. In der Nordhälfte Deutschlands wurde unter dem Einfluss der Antizyklone HILDI nochmals ein Eistag registriert, bei dem die Höchsttemperatur unter dem Gefrierpunkt bleibt. Das tiefste Maximum wurde bei Angermünde mit -4°C gemessen. Gleichzeitig lagen in der Nordhälfte Deutschlands verbreitet noch 10 bis 20 cm Schnee. Nur wenig kälter war es in den bereits genannten Städten, wo noch in der Nacht strenger Frost herrschte. In Helsinki, Jyväskylä und Tallinn wurden Höchstwerte von -5 bis -7°C erreicht.

Im Laufe des Tages nahm der Tiefdruckeinfluss über Skandinavien zu, sodass Hoch HILDI nach Osten gedrängt wurde. Das Zentrum lag am 11.03. mit einem Kerndruck von nur noch 1019 hPa zwischen Tallinn und Moskau. Auch in der mittleren Troposphäre waren nun Höhentiefs bestimmend, sodass sich das Hoch HILDI leicht abschwächte. Es erstreckte sich nur noch vom Baltikum und Weißrussland bis über das westliche Russland. In einigen von der Antizyklone beeinflussten Regionen gab es neben einer weiteren eisigen Nacht bis unter -17°C, z.B. in Moskau und Riga, und Höchsttemperaturen von maximal -3°C, wie in Tallinn und Königsberg, leichte bis mäßige Schneefälle. Diese wurden durch heranziehende Ausläufer von Tiefdruckgebieten nördlich des Hochs ausgelöst.

Gleichzeitig wurde das Hochdruckgebiet HILDI mit einem Kerndruck von 1016 hPa weiter nach Osten abgedrängt und lag am 12.03. über dem zentralen Ural. Dort gelangte es in den Bereich arktischer Festlandsluft, die noch etwas kälter war als die Luftmassen über dem Baltikum. Die Stadt Perm lag zu diesem Zeitpunkt im Zentrumsbereich von der Antizyklone und meldete nach einer -22,4°C kalten Nacht nur eine Höchsttemperatur von -6,4°C.

Am 13.03. konnte sich Hoch HILDI nochmals flächenmäßig vergrößern und erstreckte sich an diesem Tag vom Weißen Meer bis zum Kaukasus, sowie vom Baltikum über den Ural bis nach Westsibirien. In der mittleren Troposphäre war weiterhin ein Höhentiefkomplex mit Zentrum über der Kolahalbinsel bestimmend, auf dessen Südostseite das Bodenhoch HILDI lag. An der Wetterstation in Perm wurde bei nur wenigen Schleierwolken mit -21,4°C erneut eine Tiefsttemperatur von unter -20°C gemessen. Am Tage konnte sich die Luft bei fast ununterbrochenem Sonnenschein auf -5,1°C erwärmen.

Am folgenden Tag wurde das Hochdruckgebiet HILDI durch Ausläufer des über Südeuropa liegenden Tiefdruckgebietes XAVER und einem schwachen Tiefdruckgebiet über Finnland weiter nach Osten abgedrängt. Dabei setzten sich insbesondere in der Ukraine und dem Südwesten Russlands deutliche mildere Luftmassen durch. Hoch HILDI konnte sich dagegen mit Zentrum über Westsibirien durch die dort weiterhin vorherrschende arktische Luftmasse und einem neuen Höhenhoch verstärken, sodass sich der Kerndruck am 15.03. auf 1027 hPa erhöhte. Im Verlauf des 16.03. verlagerte sich Hochdruckgebiet HILDI vollständig nach Westsibirien und tauchte daher an diesem Tag letztmalig auf der Berliner Wetterkarte auf.

 


Geschrieben von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 09.03.2013

Pate: Hildi Olk