Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet IGNATIUS
(getauft am 27.12.2018)
Neben dem kräftig ausgeprägten
Keil in der Höhe, unter dem sich die Antizyklone HUGO über Mitteleuropa
etablieren konnte, prägte sich Ende Dezember ein weiterer Hochkeil über dem
Atlantik zwischen den Azoren und der Iberischen Halbinsel aus, welcher subtropische
Warmluft nach Norden transportierte. Korrespondierend zu diesem Hochkeil konnte
sich auch am Boden Hochdruck durchsetzen. Da dieser für die nächsten Tage in
Europa wetterbestimmend werden sollte, wurde in der Prognose für den 28.
Dezember das Hochdruckgebilde auf den Namen IGNATIUS getauft.
Bis zum 28. Dezember erfuhr der
von den Azoren bis nach Großbritannien gerichtete Höhenkeil eine deutliche
Kräftigung, sodass sich auch im Bodendruckfeld die umfangreiche Hochdruckzone
verstärkte, die sich vom Atlantik bis zum Mittelmeerraum erstreckte und bereits
einen Luftdruck von etwas über 1030 hPa im Zentrum aufwies. Da sich die Hochdruckzelle
IGNATIUS im Bereich der Azoren über dem Nordatlantik ausbildete, bezeichnet man
das Hoch auch als Azorenhoch. Während sich das Bodenhoch HUGO von Süddeutschland
über die Alpen bis über Norditalien verlagerte, schwächte es sich im
Tagesverlauf ab und löste sich schließlich auf. Seinen Platz nahm nun das
Hochdruckgebiet IGNATIUS ein, welches sich am Tag nach der Taufe als typischer
Azorenableger in Richtung Mitteleuropa ausbreitete. In Spanien brachte es
einerseits recht freundliches Wetter mit bis zu 9 Sonnenstunden in Madrid und
Maximalwerten um 14°C mit sich. Andererseits stellte sich gebietsweise aufgrund
des schwachen Windes nahezu ganztägig Nebel und Hochnebel ein, sodass sich die
Luft dort kaum erwärmen konnte, z.B. in Talavera De La Reina unweit von Madrid,
wo es die Tageshöchsttemperatur nicht über 5°C schaffte. Auch in Frankreich
konnten unter dem Hochdruckeinfluss große Temperaturunterschiede festgestellt
werden. So blieb beispielsweise im Nordosten unter einer dichten Nebeldecke die
Temperatur oft im leichten Frostbereich, wie z.B. in Charleville-Mézières mit
-1,6°C. Derweil schien im Westen der Bretagne rund 6 Stunden und an der
Mittelmeerküste rund 7 Stunden die Sonne, sodass sich die Luft im Nordwesten
auf 10 bis 11°C und am Mittelmeer auf für diese Jahreszeit milde 15°C erwärmen
konnte. Zuvor noch durch Hoch HUGO beeinflusst übernahm Hoch IGNATIUS nun langsam
auch die Regie in Deutschland, zumal es sich im Tagesverlauf bis Mitteleuropa
ausweitete. So befand sich der Südwesten Deutschlands in der gleichen Lage wie
Nordostfrankreich: Von Hessen über Rheinland-Pfalz bis ins Saarland lösten sich
Nebel und Hochnebel gebietsweise kaum auf, sodass es in diesen Gebieten mit
leichtem Frost kalt blieb. Dagegen wurden an der Ostflanke des Hochs mit dessen
Drehrichtung im Uhrzeigersinn wie bereits in den vorangegangenen Tagen
wolkenreiche und durch die Nordsee erwärmte Luftmassen in den Norden Deutschlands
geführt. In diesen Regionen blieb es für diese Jahreszeit mild bei
Tageshöchstwerten zwischen 5°C in der Lausitz und 9°C auf Helgoland und
Tiefstwerten in der darauffolgenden Nacht von 4 bis 7°C.
Bis zum Morgen des 29. Dezember
verlagerte sich der Schwerpunkt der Antizyklone IGNATIUS bis über Frankreich
mit einem Zentrumsdruck von ca. 1035 hPa. Dabei blieb die Inversionswetterlage
über Frankreich im windschwachen Hochdruckzentrum erhalten, was bedeutet, dass
obere Luftschichten also nicht wie sonst kälter, sondern wärmer sind als die
unteren. So wurden beispielsweise am frühen Morgen über Paris im
850-hPa-Niveau, also in ca. 1500 m Höhe, ca. +7°C gemessen, während am Boden
nur Maxima von rund 2°C verzeichnet wurden. Während in der Nordhälfte
Deutschlands die Höchsttemperatur weiterhin zwischen 6 und 10°C lag, wurde es
im Südwesten deutlich milder als zuletzt. Gab es vor allem in Hessen,
Rheinland-Pfalz und im Saarland am 28. Dezember noch verbreitet einen Eistag,
also einen Tag, wo die Lufttemperatur stets unter 0°C blieb, stieg die
Temperatur am 29. Dezember dort meist auf +1 bis +2°C. Frost am Tage gab es vor
allem in höheren Lagen des Bayerischen Waldes und des Schwarzwaldes. Insgesamt ließen sich nur wenige
Sonnenstunden in Deutschland verzeichnen. Dies war zum einen der
Inversionswetterlage geschuldet. Hochnebel und teils auch zähe Nebelfelder
dominierten das Land und ließen keinen Sonnenschein durchdringen. Einzig in
hohen Lagen über der Hochnebeldecke wie z.B. auf der Zugspitze oder auf dem
Feldberg im Schwarzwald schien jeweils 5 Stunden die Sonne. Zum anderen
verhinderten zahlreiche Wolkenfelder mit zeitweiligen Niederschlägen von
Tiefausläufern, die an der Nordflanke von Hoch IGNATIUS ostwärts gesteuert
wurden, den Sonnenschein.
Zum 30. Dezember hatte sich der
Gradient zwischen dem Höhenrücken über Westeuropa und dem Langwellentrog über
Osteuropa verstärkt, sodass das Hochdruckgebiet nahezu stationär an Ort und
Stelle verblieb und nicht weiter gen Osten voranschreiten konnte. Stattdessen
gerieten Tiefausläufer an der Nordostflanke des Hochs vom Nordatlantik nach
Mitteleuropa. Hoch IGNATIUS positionierte sein Zentrum mit nahezu
gleichbleibendem Luftdruck von ca. 1035 hPa weiterhin im Bereich Frankreich,
Biskaya, Nordspanien und Südengland. Während es in großen Teilen Deutschlands,
bis auf die Küstenregionen, sowie in Nordfrankreich und Großbritannien zu wenig
Sonnenschein kam, da diese Gebiete unter dem Einfluss der Ausläufer von Tief
YVETTE und ZEETJE standen, konnte sich die Sonne in Südfrankreich, insbesondere
in der Mittelmeerregion, bis zu 8 Stunden und in Spanien weiträumig 7 bis 9
Stunden lang durchsetzen, was der maximal möglichen Sonnenscheindauer in dieser
Jahreszeit entspricht. In subtropischen Luftmassen stiegen die Temperaturen in
Spanien landesweit auf 14 bis 19°C an. Vereinzelt wurde auch die 20-Grad-Marke
erreicht, z.B. in Andalusien, oder sogar überschritten wie im Nordosten
Kataloniens, wo knapp 22°C gemessen wurden. Auch Deutschland befand sich
weiterhin in einer von der Nordsee erwärmten Luftmasse, sodass in der
Nordhälfte von Ost nach West milde 6 bis 9°C und in der Südhälfte etwas kühlere
2 bis 7°C vermeldet wurden.
Der letzte Tag des Jahres 2018
endete mit einer Luftdruckverteilung, die bezeichnend für das gesamte Jahr war:
Ein in der Höhe sowie am Boden ausgeprägtes Hochdruckgebilde blockierte das
Vordringen von Tiefdruckgebieten vom Nordatlantik nach Europa bzw. lenkte sie
an dessen Nordflanke ostwärts weiter. Wie häufig Hochdruckgebiete im Jahr 2018
bestimmend waren, zeigt sich auch an der Anzahl der getauften Hochs: Mit der
Antizyklone IGNATIUS wurde das 61. Hoch des Jahres getauft. Durchschnittlich
sind es etwa 55 Hochs innerhalb eines Kalenderjahres. Am frühen Morgen des 31.
Dezembers befand sich Hoch IGNATIUS an der gleichen Position wie am Tag zuvor.
Auch der Luftdruck im Zentrum, welches sich über der Bretagne befand, blieb mit
ca. 1035 hPa gleich. Nachdem die Warmfront von Islandtief ZEETJE über
Deutschland hinweggezogen war, dehnte sich der Einfluss von Hoch IGNATIUS bis
nach Mitteleuropa aus. An der Nordostflanke wurden weiterhin durch die Nordsee
mit Feuchtigkeit gespeiste Luftmassen herangeführt, die für zahlreiche kompakte
Bewölkung sorgten. So ließ sich die Sonne abermals nur an der Mittelmeerküste
Frankreichs sowie in Spanien mit 7 bis 9 Stunden blicken. Die Silvesternacht
bescherte Norddeutschland teils mäßigen Sprühregen. Ansonsten vollzog sich der
Jahreswechsel meist trocken, jedoch hinderte teils dichter Nebel im Südwesten
die Sicht auf das Feuerwerk. Auch in den restlichen Landesteilen ergab sich
durch feuchten Dunst oft keine gute Sicht auf das Lichtspektakel. Außer in den
höheren Lagen der Mittelgebirge und im Alpenraum ging Deutschland bei leichten
Plusgraden bis auf vereinzelte Ausnahmen im Südosten Bayerns schneefrei ins
neue Jahr.
In der Nacht zum 1. Januar 2019
bildete sich über Island ein neues Hoch aus, welches auf den Namen ANGELA
getauft wurde. Diese Antizyklone nahm im Tagesverlauf das bisher
wetterbestimmende Hoch IGNATIUS auf und war fortan das neue auf Mitteleuropa
Einfluss nehmende Hochdruckgebiet. Somit trat Hoch IGNATIUS das letzte Mal am
1. Januar 2019 als eigenständiges Druckgebilde auf dem Analysebereich der
Berliner Wetterkarte auf und war das letzte Hoch, welches im Jahr 2018 getauft
wurde.