Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
IGNAZ
(getauft
am 24.04.2012)
Am
24.04. bildete sich über Marokko ein neues Hochdruckgebiet, welches noch am
gleichen Tag in der Prognose für den Folgetag auf den Namen IGNAZ getauft
wurde. In einem allgemein niedrigen Luftdruckniveau über Nordwestafrika hatte
Hoch IGNAZ, obwohl es ein Ableger des Azorenhochs war, bei seiner Entstehung
nur einen Kerndruck von etwa 1015 hPa. In seinem nördlichen Bereich befand sich
noch Subpolarluft, die trotz ihrer Erwärmung auf dem Weg zum westlichen Mittelmeer
z.B. in Algier nur eine Höchsttemperatur von 22°C zuließ.
Am
folgenden Tag erreichte die Kaltfront von Tief PETRA mit Zentrum über den
Britischen Inseln Spanien und Frankreich. Gleichzeitig setzte sich die
Verlagerung von Hoch IGNAZ nach Süditalien fort, sodass auf seiner westlichen
Seite die Strömung zunehmend auf Südwest bis Süd drehte. Damit war der Weg frei
für wärmere Luft aus Nordafrika, die in den folgenden Tagen bis nach Südeuropa
geführt werden konnte. So wurde als Tagesmaxima in Algier schon 25°C gemessen,
ebenso wie in Tunis. In Tripolis stieg die Höchsttemperatur bis auf 30°C, wo am
Vortag noch 25°C registriert wurde.
In
der Höhe von ca. 5,5 km bildete sich über Westeuropa ein Kaltlufttrog, ein
Vorstoß kalter Luft nach Süden, aus, der vom Europäischen Nordmeer bis zur
Insel Madeira südwestlich von Portugal reichte. Damit stellte sich ab dem
26.04. in der Höhe eine Strömung ein, die kalte Luft von Südgrönland bis zu den
Azoren, nach Portugal und nach Spanien transportierte. Gleichzeitig wurde mit
der Antizyklone IGNAZ tropische Luft nach Algerien und subtropische Luft über die
Westküste des Mittelmeeres geführt. Durch die wärmere Luftmasse und mit Hilfe
der Sonneneinstrahlung stieg die Temperatur in Algier auf 26°C und in Tunis auf
32°C. Gleichzeitig bildete sich östlich von Malta am Übergang des Libyschen und
Ionischen Meeres ein weiteres Zentrum.
Das
Hochdruckgebiet IGNAZ erreichte am 27.04. seine flächenmäßig größte Ausdehnung
und erstreckte sich vom Norden Algeriens bis nach Bulgarien, sowie vom Norden
Italiens bis nach Kreta. Mit 1021 hPa wurde ebenfalls der höchste Kerndruck
verzeichnet. Die Stationen in Italien meldeten auch hier verbreitet Höchstwerte
von 20 bis 23°C.
Währenddessen
bildete sich über Weißrussland aus der Antizyklone IGNAZ ein neues
Hochdruckgebiet mit dem Namen JANTO aus. Obwohl das Hoch IGNAZ keine
Abschwächungstendenzen zeigte, erschien es an diesem Tag letztmalig auf der
Berliner Wetterkarte, da es sich mit dem Hoch JANTO zusammenschloss und dieses
am nächsten Tag als alleiniges Hochdruckgebiet weitergeführt wurde. An diesem
Tag setzte sich, wie erwartet, die subtropische Luft auch über Italien durch,
sodass z.B. in Neapel mit 26°C und Florenz mit 27°C deutlich höhere Tagesmaxima
gegenüber dem Vortag erreicht wurden. Auch in Zagreb, Belgrad und Budapest
wurden bei viel Sonnenschein 26 bis 27°C gemessen.
Mit
dem Vordringen der subtropischen Luftmasse durch das Hoch IGNAZ und fortgeführt
durch die Antizyklone JANTO wurde für Südosteuropa ein sehr warmer Wetterabschnitt
eingeläutet.
Geschrieben am 05.06.2012 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 27.04.2012
Pate: Christian Bücherl