Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet IKER

(getauft am 09.09.2010)

 

Eine stabile Blockadelage bestimmte in der ersten Septemberwoche 2010 das Wetter in Mitteleuropa. Das Hoch HELMUT, das mit seinem Zentrum langsam von der Nordsee nach Skandinavien zog, beförderte immer wieder kühle polare Luft aus Norden nach Deutschland und führte die Tiefdruckgebiete des Atlantiks an seiner westlichen Flanke in einem großen antizyklonalen Bogen nach Osteuropa. Die Situation entwickelte sich ab dem 08.09. weiter als ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet die Britischen Inseln erreicht hatte und zwei Tiefausläufer (FE I und FE II) in getrennten Richtungen nach Osten entsandte. FE II stieß über Frankreich in den Golf von Lyon ins Mittelmeer vor, und der schwächere FE I den Ärmelkanal entlang in die Ostsee. Zwischen diesen beiden Wirbeln konnte auf der Rückseite der beide verbindenden Kaltfront am 09.09. über der nördlichen Iberischen Halbinsel und Südwestfrankreich ein Hochdruckgebiet entstehen: IKER.

So lag der Schwerpunkt des Hochdruckgebiets am 10.09. mit einem maximalen Kerndruck von ca. 1024 hPa über Frankreich und Südwestdeutschland, wo es Freiburg bereits 10,6 Stunden Sonnenschein brachte. Am 11.09. hatte sich IKER sich auf 1022 hPa abgeschwächt, erreichte nun seine maximale Ausdehnung, die von der Westküste Frankreichs über Deutschland und Polen entlang der Ostseeküste bis nach Finnland verlief. Östlich wurde es von Hoch HELMUT durch die sich abschwächende Okklusionsfront von FE I getrennt. Dabei schien im Süden und Osten Deutschlands und im Norden und Westen Polens die Sonne häufig länger als 10 Stunden pro Tag. An einigen Stationen in Deutschland wurden sogar 12 Stunden Sonnenschein registriert, wie etwa in Lahr am westlichen Schwarzwaldrand.

Am 12.09. hatte sich IKER weiter in nordöstliche Richtung mit nahezu gleich gebliebenem Druck bewegt. Sein Einflussgebiet umfasste im Süden den Alpenkamm und wurde in des Weiteren durch die Städte Wien und Berlin, im Osten und Norden nach wie vor durch die Okklusionsfront, begrenzt. Diese reichte nun ungefähr von Bratislava über Warschau, Tallinn und Wilna nach Helsinki. Bedingt durch die geringe Bewölkung konnte es nachts in Süddeutschland jedoch auch stark auskühlen. In Bayern lagen die Minima am Morgen des 12.09. gebietsweise nur bei 5°C, auf dem Lechfeld ging die Temperatur sogar bis auf 3°C zurück.

Die 25°C-Schwelle wurde nur ganz vereinzelt überschritten, so beispielsweise in Mannheim, wo die Temperatur bis 25,6°C stieg. Häufig lagen die Höchstwerte aber nur geringfügig unter 25°C, wie in Cottbus mit 24,7°C oder in Frankfurt/Main mit 24,6°C.

Am 13.09. schließlich hatte sich die östliche Okklusionsfront vollständig aufgelöst, sodass IKER mit dem russischen Hochdruckgebiet HELMUT vereinigt wurde und als eigenständiges Druckgebilde wieder aus der Berliner Wetterkarte verschwand.

Geschrieben von Paul Becherer am 29.09.2010

Berliner Wetterkarte: 11.09.2010

Pate: anonym