Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet  ILIE

(getauft am 28.03.2008)

 

 

In der Nacht zum 28. März 2008 befand sich Tief QUINTESSA südlich von Island. Ihre Kaltfront reichte weit nach Süden über Irland hinweg bis zu den Azoren. Diese zog aufgrund der starken westlichen Höhenströmung sehr rasch nach Osten weiter, so dass sie schon in der darauf folgenden Nacht Deutschland überquerte. Dabei brachte sie in Berlin leichten Regen und 2,8 Liter je Quadratmeter in 3 Stunden. Auf der Rückseite der inzwischen okkludierten Front bildete sich in der Nacht zum 29.03.2008 über Nordspanien das Hochdruckgebiet ILIE mit einem Kerndruck von 1024hPa, es erschien an diesem Tag das erste Mal auf der Berliner Wetterkarte.

Noch am gleichen Tag wanderte es mit der Höhenströmung nach Osten, wo sich gegen Mittag das Zentrum über dem nördlichen Alpenvorraum ausbildete. Der Kerndruck hatte sich leicht abgeschwächt und erreichte jetzt knapp über 1022hPa. Dabei bescherte ILIE dem mitteleuropäischen Raum im Alpenvorland schönes Frühlingswetter mit viel Sonne und Temperaturen im westlichen Zentrum ILIE I von bis zu 14°C in der Nähe von Dijon in Frankreich und 12°C in München und Salzburg, dem östlichen Zentrum ILIE II. Damit war dieses Gebiet eine Ausnahme des schönen Wetters in Deutschland, denn schon nördlich von Nürnberg blieb es meist noch wolkig bis stark bewölkt und in der Nordhälfte Deutschlands gab es noch viele Schauer bei nur 8-10°C. In den Gipfellagen der Mittelgebirge gab es sogar am Tage noch leichten Frost mit -1°C auf dem Brocken und dem Fichtelberg. In der nachfolgenden Nacht beruhigte sich das Wetter auch im Norden Deutschlands wieder und die Nacht wurde verbreitet klar, so dass die Temperaturen verbreitet auf Werte nur knapp über dem Gefrierpunkt fallen konnten.

Über den Britischen Inseln befand sich zu diesem Zeitpunkt immer noch das Tief QUINTESSA. Dieses hatte sich in der Zwischenzeit in zwei Kerne aufgespaltet. Die vorherige Okklusion war nach Nordosteuropa abgezogen, jedoch führt die Höhenströmung in ca. 5km Höhe dazu, dass weitere Frontensysteme von Westen nach Mitteleuropa unterwegs waren und damit Hoch ILIE langsam nach Osten abdrängten. Aufgrund der Lage von QUINTESSA im Westen und  ILIE östlich von Deutschland konnte sich zwischen den beiden Druckgebilden am 30.03. in ganz Deutschland von Süden her warme Luft subtropischen Ursprungs durchsetzten. Bei teilweise mehr als 10 Stunden Sonnenschein stieg die Temperatur im Westen und Süden Deutschlands vielfach über 20°C (Mühlacker 23,7°C). Auch im Norden wurden fast 20°C erreicht (Maximum von Hamburg-Fuhlsbüttel 18,7°C). Die Gebiete nahe der Oder und auch der Berliner Raum waren dagegen etwas benachteiligt. Hier hielt sich doch längere Zeit kompakte mittelhohe Bewölkung, womit die Sonne am Flughafen Tempelhof nur 1,3 Stunden lang schien, und daher die Temperatur nur einen Höchstwert von 15,2°C erreichte. Mit Ausnahme einiger weniger Stationen im äußersten Nordwesten war damit die Berliner Innenstadt das trübste Gebiet von ganz Deutschland.

Allerdings währte der Frühling nicht lange, denn schon in der Nacht zum 31.03. zog die Kaltfront von Tief QUINTESSA über Deutschland hinweg und verdrängte Hoch ILIE mit dessen Zentrum nach Sophia. Hier erschien ILIE and diesem Tag das letzte Mal auf der Berliner Wetterkarte. Mit einem Kerndruck von nur noch knapp 1020hPa schloss sich ILIE in der nachfolgenden Zeit dem starken russischen Hochdruckgebiet an, welches zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck im Ural von über 1037hPa besaß.

 


Geschrieben am 30.04.2008 von Thomas Schubert

Wetterkarte: 30.03.2008

Pate: Willi Stepp