Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
ILONKA
(getauft
am 19.02.2021)
Mitte Februar 2021 konnte zunächst
eine Grenzwetterlage beobachtet werden, bei welcher das Hoch HELIDA über
Skandinavien mehreren Tiefdruckgebieten über West-, Süd- und Osteuropa gegenüberstand.
Da im Hoch Luftmassen absinken, bilden sich kaum (tiefe) Wolken, sodass die
bodennahen Luftmassen auskühlen. Diese Auskühlung bewirkt einen Druckanstieg,
welcher das Hoch, welches diese Situation induziert, verschiebt. So auch bei
HELIDA. Dieses wanderte von Nord- über Mittel- nach Südosteuropa und rückseitig
zog eine ganze Armada von Tiefdruckgebieten vom Nordatlantik heran, sodass sich
die Grenzwetterlage auflöste und nun wieder Westwindzirkulation vorherrschend
war. Ein ausgedehnter Trog, also ein Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe
von etwa 5,5 km, welcher mehrere der bodennahen Tiefs fütterte, erstreckte sich
von Grönland bis zur Iberischen Halbinsel und östlich bis nach Mittelfrankreich.
Vorderseitig dieses Troges wurde aufgrund der zyklonalen,
also gegen den Uhrzeigersinn strömenden Luft, warme Luft vom Mittelmeer und
Nordafrika in den Alpenraum geführt. Bereits am 18.02.2021 zeigte sich daher
ein ausgedehnter Keil, also das Gegenstück zu einem Trog (Warmluftvorstoß nach
Norden), in der Höhe.
Am 19.02.2021
wurde dann das Hoch ILONKA getauft, welches sich mit einem Druck von etwa 1025
hPa über Mittelitalien zeigte. Dabei wurde es von den angesprochenen
Tiefdruckgebieten begrenzt und erstreckte sich nördlich bis zu den Alpen und
östlich bis zum Balkan.
Abb.
1: links: Sonnenstunden, rechts: Maximaltemperatur am 19.02.2021. Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/italien/
Unter dem Hochdruckeinfluss wurden
bei 9 bis 10 Sonnenstunden Höchsttemperaturen von über 15°C erreicht.
Beispielsweise meldete der Militärflugplatz Amendola 17,0°C und die an der
Adria gelegene Stadt Pescara 16,4°C. Nur in den küstennahen Regionen wurde die
Sonne morgens durch Hochnebel getrübt.
Zum 20.02. blieb das Hoch ILONKA
nahezu stationär und befand sich um 00 UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, mit
einem unveränderten Druck von rund 1025 hPa weiterhin über Mittelitalien,
erstreckte sich dabei nur noch bis zur nördlichen Adria, wo es schließlich
durch das Tief ARVIN begrenzt wurde. Der Keil, der sich etwas versetzt nach
Westen in der Höhe über dem Bodenhoch ILONKA befand, wurde durch die Advektion
warmer Luftmassen aus Süden weiter verstärkt und erstreckte sich in 500 hPa
bereits bis nach Norddeutschland. Dies zeigte sich auch in den
Höchsttemperaturen: so wurden z.B. in Hannover am 19.02. noch 10,9°C und in Osnabrück
10,0°C gemessen, während es am 20.02. bereits 15,9°C bzw. 15,5°C.
Zum 21.02.
verlagerte sich das Hoch ILONKA etwas nach Norden und befand sich um 00 UTC
etwa über Venezien. Das Tief ARVIN war nach Osten abgezogen, seine Kaltfront
lag etwas östlich der Ostküste der Adria und stellte damit die östliche Grenze
des Hochs ILONKA dar. Die westliche Ausdehnung vergrößerte sich etwas und
reichte über das Tyrrhenische Meer bis nach Korsika. Der Luftdruck lag weiter
bei etwa 1025 hPa. Die Warmluftadvektion in der Höhe hielt weiter an, sodass
sich der Keil nach wie vor nach Norden ausdehnte und nun bis über die Ostsee
reichte.
Abb.
2: links: Geopotential in 500 hPa sowie Bodendruck (weiß), rechts:
Vertikalbewegung. Quelle: www.wetter3.de
Dieser Keil zeichnete sich durch
wolkenfreie Bereiche über Deutschland aus. Seitlich wurde er von zwei Trögen
flankiert und an dessen Rückseite stieg Luft auf, was die (Ana-, also inaktive)
Kaltfront des Tiefs CHRISTOPHER markierte.
Abb. 3: Satellitenbild im
sichtbaren Bereich, 21.02.2021 13:15 Uhr MEZ. Quelle: https://kachelmannwetter.com/de/sat/europa/satellit-hd-15min/
Am 22.02. um 00 UTC befand sich das
Hoch ILONKA weiter östlich über dem Balkan und erstreckte sich bis zu der angesprochenen
Front des Tiefs CHRISTOPHER, welche entlang der Atlantikküste Frankreichs
verlief. Auch die nördliche Ausdehnung hatte sich vergrößert und reichte nun
wie die des Höhenkeils bis über die Ostsee. Der maximale Druck lag nun bei ca.
1030 hPa. Im Zentrum des Hochs wurden in Zeneca
22,3°C und in Loznica 20,0°C bei wolkenfreiem Himmel
als Maximaltemperatur gemessen.
Auch an den Folgetagen blieb das Hoch
ILONKA über Südosteuropa nahezu stationär liegen. Über das nördliche Europa
zogen dabei einige Tiefs hinweg, deren Südwärtsverlagerung
von Hoch ILONKA unterbunden wurde. Dabei nahm ILONKA nun auch die Iberische
Halbinsel und ganz Mitteleuropa ein.
Am 25.02. teilte sich die Antizyklone
in zwei benachbarte Zentren auf, die sich vor allem in der Höhe des Luftdrucks
(1035 hPa vs. 1040 hPa) unterschieden. Durch die ausgedehnte Kaltfront von Tief
ERICK, welches sich am 26.02. über Südfinnland befand, wurde das Hoch ILONKA
nun nach Westen begrenzt. Das Hoch ILONKA II befand sich um 00 UTC über Serbien
und Bulgarien und führte zu Maximaltemperaturen von 20,5°C in Kraljevo und Valjevo, in
Podgorica wurden 24,6°C gemessen.
Zum 26.02. vereinten sich die beiden
Teilhochs wieder. Um 00 UTC reichte der Einflussbereich von Hoch ILONKA
weiterhin von der Kaltfront des Tiefs ERICK, welche etwas ostwärts gewandert
war und sich von Nordost- nach Südwestdeutschland bis nach Frankreich
erstreckte, bis zum Schwarzen Meer. Die Kaltfront ist dabei anhand der
vorgelagerten Wolken, welche durch Aufgleiten an einer passiven Kaltfront
entstehen, gut im Satellitenbild (siehe Abb. 4) zu erkennen. Der Druck lag bei etwa 1035
hPa.
Abb.
4: Satellitenbild im sichtbaren Bereich, 26.02.2021 13:15 Uhr MEZ. Quelle:
https://kachelmannwetter.com/de/sat/europa/satellit-hd-15min/
Zum 27.02. verlagerte sich Hoch
ILONKA unter Abschwächung weiter nach Osten und befand sich um 00 UTC mit
seinem Zentrum und einem Druck von 1025 hPa schon über dem östlichen Schwarzen
Meer. Auch das Tief ERICK und seine Kaltfront zogen ostwärts und schränkten
damit den Einflussbereich von Hoch ILONKA weiter ein. Über Westeuropa hatte
sich bereits ein neues Hoch namens JACQUELINE gebildet, welches nun
wetterbestimmend für Deutschland wurde. Ab dem 28.02. wurde das Hoch ILONKA
nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.