Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet INGOLF

(getauft am: 25.07.2018)

 

Am 25.07.2018 befand sich Mitteleuropa im Einflussbereich des Hochs HELMUT. Dieses wurde im Nordwesten durch eine lange vom Nordkap bis zum Golf von Biskaya verlaufende Kaltfront begrenzt. In einem Kaltsektor, also dem Bereich hinter der Kaltfront, sinkt Luft ab und führt zu einem starken Luftdruckanstieg. In Prognose auf den Folgetag wurde deshalb das Hoch INGOLF getauft.

Am 26.07. befand sich das Zentrum von Hoch INGOLF über der norwegischen Nordseeküste mit einem Druck von ungefähr 1020 hPa. Dabei wurden in Kristiansund und Trondheim 22°C sowie in Bergen 25°C, jeweils etwa 5 Grad mehr als am Vortag, gemessen.

Am 27.07. um 00 Uhr UTC, was 02 Uhr MESZ entspricht, lag das Zentrum der Antizyklone INGOLF über Nordnorwegen, wobei der Druck im Zentrum auf 1030 hPa gestiegen war. Der Einfluss des Hochs INGOLF erstreckte sich im Norden bis nach Spitzbergen, in östliche Richtung bis zu einer Kaltfront nahe der russisch-finnischen Grenze, im Süden bis an die Donau im Südosten Deutschlands und im Westen bis an die schottische Ostküste. Dies bewirkte, dass es in Tromsö bei 22°C und in Umea bei 24°C wolkenlos und sehr klar bei einer Sichweite von 40-50 km war.

Zum 28.07.2018 verlagerte sich das Hoch INGOLF mit einem Maximaldruck von etwa 1035 hPa östlich über die Barentssee. Dabei wurden in Murmansk 23°C und in Archangelsk 20°C gemessen. In den folgenden zwei Tagen verlagerte sich der Wirbel INGOLF nur wenig südostwärts. Der konstante Hochdruckeinfluss führte dabei wiederum in Murmansk zu 29°C und in Archangelsk zu 28°C. Diese Werte liegen jeweils etwa 10°C über der Durchschnittstemperatur im Juli, welche in Murmansk 18°C und in Archangelsk 19°C beträgt. Auf der 550 hPa-Karte, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, war zu erkennen, dass sich über dem Bodenhoch INGOLF ein schwaches Höhenhoch befand, welches sich zunehmend abschwächte, bis am 01.08. ein Höhentief verzeichnet wurde. Dies zeigt das vertikale Nachströmen von Luft aus der mittleren Troposphäre in bodennahe Regionen, wodurch der Druck im Zentrum weiterhin bei 1030 hPa lag.

Ab dem 01.08. verlagerte sich die Antizyklone INGOLF südwestlich, wobei das Zentrum noch über Westrussland lag, sich der Einfluss aber bis an die östlich von Dänemark, durch Deutschland bis in die Pyrenäen verlaufende Kaltfront des Tiefs KOLETTA erstreckte. Durch die Luftdruckgegensätze bildete sich eine Konvergenzzone, die von Nord nach Süd durch Polen auf der Höhe von Warschau verlief und östlich der polnischen Hauptstadt zu Schauern und Gewittern führte. So wurden bspw. in Rzesów 18 mm und in Przemysl 30 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden gemeldet.

Am 02.08. betrug der Maximaldruck im Zentrum des Hochs INGOLF nur noch ungefähr 1020 hPa. Aus Westen kommend drängte die Kaltfront des Tiefs LYDIA den Hochdruckeinfluss zunächst bis ins Baltikum zurück. Im Norden wurde das Hoch INGOLF durch die Warmfront des Tiefs JULI, mit Zentrum nordöstlich von Island, begrenzt, sodass sich das Hoch INGOLF im Warmluftsektor dieses Tiefs befand. So wurden in Tallinn 27°C, in Kaliningrad 26°C und in Minsk 23°C erreicht. Auf der 550 hPa-Karte zeigten sich über Ost- und Mitteleuropa ausgedehnte Höhentiefs, die v.a. über Tschechien, Österreich, Ungarn und Kroatien zu dichter Bewölkung führten. Ab dem Nachmittag bildete sich eine schwache Hochdruckbrücke aus, ausgehend vom Hoch INGOLF über zwei kleinere Zwischenhochs bis zum Atlantik reichend. Aufgrund des Drehsinns einer Antizyklone führte dies südlich des Hochs zu mäßigem Ostwind, der in Böen in Norditalien und Südfrankreich Stärke 7 bis 8 auf der Beaufort-Skala erreichte. Diese Hochdruckbrücke führte in ihrem Einflussbereich zu sehr hohen Temperaturen: So wurden in Berlin 32°C, in Köln 35°C und in der Region um Nantes 36°C gemessen. An der Station Berlin-Dahlem wurde am Vormittag des 02.08. geringer Regen beobachtet, sowie ein starkes Gewitter über dem Havelland. Durch den Hochdruckeinfluss aufgrund der sich bildenden Hochdruckbrücke stieg die Temperatur am selben Tag noch auf 30,8°C um 16 UTC.

Am Folgetag, dem 03.08., verlagerte sich das Hoch INGOLF nach Süden und lag mit seinem Zentrum über Nordrumänien, wobei der Maximaldruck weiterhin ca. 1020 hPa betrug. Die Hochdruckbrücke hielt an und führte in Berlin zu 34°C, im Ruhrgebiet großräumig zu 37°C und auch im Südosten Frankreichs meldeten Bordeaux und Toulouse 37°C.

Am 04.08. wurde der Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa kurzzeitig durch eine westlich des Tiefs LYDIA verlaufende Kaltfront gemindert, aber am 05.08. bildete sich wieder eine Hochdruckbrücke, die vom Schwarzen Meer bis nach Frankreich reichte. Dabei verlagerte sich das Zentrum des Hochs INGOLF weiter südlich bis über die Ägäis. Der Druck im Zentrum betrug nur noch um 1015 hPa. Unter dem Hochdruckeinfluss wurden in Sofia 27°C, in Skopje und in Thessaloniki 32°C gemessen, wobei die Sonnenscheindauer 12 bis 13 Stunden betrug.

Bis zum 06.08. löste sich das Hoch INGOLF auf und wurde somit nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.