Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet INGO

(getauft am 09.03.2014)

 

Am 09.03. war in der mittleren Troposphäre, d.h. einer Höhe von ca. 5,5 km, ein kräftiges Höhenhoch über Mittel- und Südwesteuropa bestimmend. Die Hauptströmung verlief dadurch von der Ostküste Nordamerikas über Großbritannien und Skandinavien bis zum Ural. Ein Höhentief über den Azoren sorgte dafür, dass auf der Westseite des Höhenhochs Luftmassen subtropischen Ursprungs von Nordwestafrika bis zu den Britischen Inseln geführt wurden. Im Bodenniveau des umfangreichen Höhenhochs befand sich über Mitteleuropa das Hoch HELMUT, welches sich in den folgenden Tagen rasch abschwächte. Gleichzeitig bildete sich südwestlich von Irland ein neues Bodenhoch aus, das noch am selben Tag auf den Namen INGO getauft wurde. Mit einem Kerndruck von etwa 1014 hPa war es zunächst noch schwach ausgeprägt und befand sich in der Nähe des Frontensystems von Tief DANLI mit Zentrum über Island.

Am folgenden Tag verlagerte sich das Höhentief von den Azoren zu den Kanaren, sodass sich das Höhenhoch über Mitteleuropa nach Westen ausbreiten konnte. Dadurch gelangte Hoch INGO, welches sich weiterhin vor der Südwestküste Irlands befand, in den Einflussbereich dieses Höhenhochs und konnte sich rasch auf einen Kerndruck von etwa 1027 hPa verstärken. Durch die Ausdehnung beeinflusste Hoch INGO an diesem Tag das Wettergeschehen in Irland und Großbritannien und brachte dort verbreitet einen sonnigen und trockenen Tag. Hier lag die Höchsttemperatur beispielsweise in Plymouth bei 16°C, in Bournemouth bei 15°C und in London-Heathrow bei 13°C. Während es in der folgenden Nacht an den Küstengebieten frostfrei blieb, kühlte es sich im Landesinneren deutlich ab und es gab verbreitet leichten Frost, z.B. in Manchester mit -3°C und Glasgow mit -1°C.

Mit einer nordöstlichen Zugrichtung erreichte Hoch INGO am 11.03. mit dem Zentrum die Nordsee, wobei sich der Kerndruck weiter auf knapp 1037 hPa erhöht hatte. Dadurch gelangte Deutschland in den südöstlichen Bereich von Hoch INGO und der Bodenwind stellte sich vor allem in der Nordhälfte Deutschlands von einer milden Südostströmung auf eine kühle Nordostströmung um. Die Ostsee wies zu diesem Zeitpunkt eine Wassertemperatur von etwa 4°C auf. Besonders deutlich zeigte sich der Wechsel der Windrichtung an der Ostseeküste. Während z.B. am Kap Arkona am Vortag noch 16°C als Tageshöchstwert verzeichnet wurde, waren es nun nur noch 6°C, in Greifswald wurden nach 18°C nur noch 8°C und in Boltenhagen nach 19°C nur noch 7°C registriert. In der folgenden Nacht sanken die Tiefstwerte in der Nordhälfte Deutschlands verbreitet leicht unter den Gefrierpunkt. Die niedrigsten Werte wurden aus Barth an der Ostseeküste mit -5°C und aus Baruth südlich von Berlin mit -4°C gemeldet. In Nordwesteuropa und Südskandinavien wurde auf der Westseite von Hoch INGO zwar etwas abgekühlte, aber weiterhin milde Meeresluft herangeführt. Dadurch erreichten die Tagesmaxima in Irland und Großbritannien verbreitet zweistellige Werte mit bis zu 14°C in Edinburgh. Auch in Oslo und Trondheim wurden Höchstwerte von 9°C registriert, wobei es verbreitet trocken blieb.

Am 12.03. erreichte Hoch INGO mit Hilfe des kräftigen Höhenhochs mit Zentrum über der deutschen Nordseeküste seine bis dahin größte Ausdehnung. Es erstreckte sich von Irland bis nach Weißrussland, sowie von Südskandinavien bis Spanien, Italien und Griechenland. Der Kerndruck stieg mit 1038 hPa auf den insgesamt höchsten Wert. Über weiten Teilen Europas herrschte dadurch sehr sonniges und meist auch wolkenloses Wetter vor. Die 15°-Marke wurde verbreitet in Frankreich, Süddeutschland, Österreich, den Regionen südlich der Karpaten und in Griechenland überschritten. Im Süden Spaniens, Teilen Italiens und Portugals wurde sogar die 20°C-Marke erreicht. Am folgenden Tag zeigte sich auf der Höhenkarte eine Aufspaltung des Höhenhochs in zwei Zentren, Wobei das Hauptzentrum über den Benelux-Staaten und das zweite Zentrum westlich von Portugal analysiert wurde. Aufgrund dieser Teilung spaltete sich auch Bodenhoch INGO unter Abschwächung in zwei Teilhochs auf. Hoch INGO I befand sich mit einem Kerndruck von knapp 1033 hPa über Irland und Hoch INGO II mit einem Kerndruck von etwa 1032 hPa über Südpolen. Die Temperatur blieb weitgehend auf dem Niveau vom Vortag. Dennoch gab es beachtliche Unterschiede zwischen Tagesmaxima und -minima. Beispielsweise wurden in Innsbruck am Tage 20°C erreicht und in der folgenden Nacht als Tiefstwert 0°C gemessen, ebenso in Florenz mit 23°C bzw. 3°C und in Ljubljana mit 18°C bzw. -2°C. Auch in Deutschland traten ähnlich große Temperaturspannen auf. Als Beispiele seien hier Baruth mit einem Maximum von 18°C und einem Minimum in der folgenden Nacht von -3°C und Nürnberg mit 17°C bzw. -2°C angeführt.

Am 14.03. stellte sich die Höhenströmung über Nordeuropa, dem nördlichen Mitteleuropa und Osteuropa um, wobei diese Regionen wieder in die Westwindströmung gelangten und nicht nur polare Meeresluft herangeführt wurde, sondern sich ein Tief mit dem Namen EV von Island kommend nach Südosten verlagerte. Teilhoch INGO I zog dabei nach Westen, hinaus auf den Nordatlantik, wo sich ein neues kräftiges Höhenhoch ausbildete. Teilhoch INGO II wurde dagegen nach Ungarn gedrängt und schwächte sich dabei, ebenso wie das sich darüber befindliche Höhenhoch ab, und wies nur noch einen Wert von etwa 1028 hPa auf. Dennoch profitierten weiterhin große Teile Europas von sonnigem Wetter. Ein Tagesmaximum von 20°C oder knapp darüber wurde in Wien, Innsbruck, Bozen, Florenz, Paris, Bordeaux, Toulouse, Marseille und Lissabon gemessen. Da sich die Luftmassen allgemein etwas erwärmt hatten, wurden nur noch an wenigen Stationen im Bereich der Teilzentren des Hochdrucksystems INGO leichter Frost verzeichnet, z.B. in Ljubljana mit -2°C und Kaschau mit einem Wert leicht unter 0°C. Über Deutschland setzte sich dagegen Tief EV durch, sodass Hoch INGO II keinen Einfluss mehr auf das dortige Wettergeschehen hatte.

Hochdruckgebiet INGO I etablierte sich am 15.03. westlich vom europäischen Festland mit einem Kerndruck von etwa 1038 hPa über dem Nordatlantik. Währenddessen erreichte Teilhoch INGO II stark abgeschwächt die Balkanhalbinsel und erschien mit einem Kerndruck von etwa 1023 hPa letztmalig auf der Berliner Wetterkarte. Die Antizyklone INGO I wurde daher am 16.03. wieder als Hochdruckgebiet INGO auf der Berliner Wetterkarte geführt. Durch seine flächenmäßige Vergrößerung beeinflusste es an diesem Tag wieder Teile Südwest- und Westeuropas. In Bournemouth wurden 18°C als Tagesmaximum erfasst, ebenso in Bordeaux und La Coruna, Porto meldete 19°C und Lissabon 21°C. An allen genannten Stationen blieb es trocken.

Am 17.03. wurde das Höhenhoch über dem Bodenhoch INGO durch die sich nach Süden verlagernde westliche Höhenströmung ebenfalls nach Süden gedrängt, befand sich mit dem Zentrum über dem Golf von Biskaya und schwächte sich dabei ab. Das hatte auch Auswirkungen auf die Antizyklone am Boden, welches sich stark abgeschwächt erneut in zwei Zentren aufspaltete. INGO I befand sich mit dem Zentrum und einem Kerndruck von 1029 hPa nördlich von La Coruna, das Zentrum INGO II über der französischen Region Aquitanien. Durch die aus Nordwestafrika herangeführte subtropische Luft stiegen die Werte auf der Iberischen Halbinsel auf frühsommerliche Werte, z.B. in Madrid mit 24°C, Valencia mit 26°C und Sevilla mit 27°C. Hierbei wurden nur wenige Wolken beobachtet und es blieb dementsprechend trocken.

Im Laufe des 18.03. löste sich sowohl Teilhoch INGO I mit Zentrum zwischen den Azoren und Portugal, als auch Teilhoch INGO II über den Westalpen auf, sodass Hoch INGO nach einer Lebensdauer von 10 Tagen letztmalig auf der Berliner Wetterkarte erschien.

 


Geschrieben am 23.06.2014 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 12.03.2014

Pate: Inna Renner