Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet IRENÄUS

(getauft am 13.03.2018)

 

Gegen Mitte März herrschte vor allem über Nord- und Westeuropa rege Tiefdruckaktivität. So beeinflussten zum einen das Tief YULIYA mit 4 Tiefdruckzentren den Bereich von Großbritannien bis Estland und zum anderen näherte sich vom Nordatlantik her schon ein neues Tiefdruckgebiet, welches auf den Namen ZSUZSA getauft wurde. Am 13. März verlagerten sich die Kerne von Zyklone YULIYA I und IV in Richtung Halbinsel Kola. Aufgrund der Drehrichtung von Tiefdruckgebieten, welche gegen den Uhrzeigersinn ist, konnte auf der Rückseite von YULIYA IV maritime Arktikluft von Norden in Richtung Skandinavien vorstoßen, so dass in der Prognose die Taufe durch die Berliner Wetterkarte von Hochdruckgebiet IRENÄUS stattfand. Da kalte Luft schwerer als warme Luft ist, kann sich diese in Bodennähe ansammeln. Durch das höhere Gewicht herrscht nun am Boden ein höherer Luftdruck. Nach diesem Prinzip bildete sich das Druckgebilde IRENÄUS als sogenanntes kaltes Bodenhoch oder auch Kältehoch genannt. Es befand sich erstmals am 14. März um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, über dem südnorwegischen Bergland mit einem Luftdruck von knapp 1013 hPa. Zu diesem Zeitpunkt war es für ein Hochdruckgebiet noch schwach ausgeprägt. Bis zum Morgen nach dem Tauftag sanken die Temperaturen mit Nordostströmung von Kola über Nordnorwegen bis Südnorwegen verbreitet unter -20°C. Am kältesten war es im 958 m hoch gelegenen Filefjell mit -28,1°C. Dort kühlte die Luft bei meist klarem Himmel und kaum Wind stark ab. Selbst in der Stadt Bergen, welche an der Westküste Norwegens liegt, konnte mit -2,5°C Nachtfrost verzeichnet werden. Tagsüber wurden in der recht kräftigen Märzsonne bereits 5,1°C erreicht. Im übrigen Norwegen und Schweden stellte sich Dauerfrost von -15 bis -1°C ein. Mit der eingeflossenen Kaltluft lagen die Höchstwerte teils um 10 Grad unter denen des Vortages. Grund für diese tiefen Temperaturen war die für Mitte März noch sehr hohe Schneedecke von 70 bis 200 cm in nahezu ganz Skandinavien. Mit zunehmendem Hochdruck setzte sich am 14. März in Skandinavien freundliches und trockenes Wetter durch, ausgenommen war Finnland, dort brachte Tief YULIYA noch letzte Schneefälle. Auch in Deutschland machte sich das Hoch mit einer Winddrehung auf Nord bemerkbar, so dass die Höchsttemperaturen von Schleswig-Holstein bis Berlin-Brandenburg bei nur 2 bis 6°C  lagen, während im Westen bis zu 12°C gemessen wurden. Der Hochdruckeinfluss reichte aber noch nicht aus um sonnenscheinreiches Wetter durchzusetzen.

Am 15. März verstärkte sich Hoch IRENÄUS um 10 hPa auf 1027 hPa und positionierte sich über Mittelnorwegen. In großen Teilen Skandinaviens kam es dadurch zu einer deutlichen Frostverschärfung. Gebietsweise wurden Tiefsttemperaturen von unter -20°C, nahe dem Zentrum sogar -30°C registriert. Spitzenreiter war das mittelschwedische Gilas mit -35,3°C. Somit stellte sich in Skandinavien, den Baltischen Staaten, Westrussland bis Nordostpolen sonniges Wetter mit Dauerfrost ein. Deutschland lag nach wie vor nur am Rand von Hoch IRENÄUS, so dass erneut in Nordostdeutschland Höchstwerte von nur 1 bis 6 Grad erreicht wurden, während im Südwesten vorderseitig von Tief ZSUZSA bis 13°C gemessen wurden. Der kälteste Ort war Göhren auf Rügen mit maximalen 1,2°C. Das war für März ungewöhnlich kalt. Zwischen Tief ZSUZSA und Hoch IRENÄUS stellte sich ein zunehmender Druckgradient ein. Dadurch kam es im Bereich der Nord- und Ostsee zu Sturmböen der Stärke 9 bis 10. Kap Arkona konnte mit 91 km/h die höchste Windböe verzeichnen. Dennoch reichte der hohe Druck nicht aus, so dass es meist bedeckt blieb, einzig direkt an der Ostsee zeigte sich die Sonne von 1 bis 5 Stunden. Spitzenreiter war Stralsund mit 5 Sonnenstunden.

Am 16. März änderte sich an der Lage von Hoch IRENÄUS kaum etwas, aber der Druck stieg erneut enorm an und lag nun bei knapp 1037 hPa. Besonders in Mittel- und Nordschweden sowie in Nordfinnland hielt das eisige Wetter mit Tiefstwerten von -20 bis -30 Grad an. Erneut wurde es in Gielas mit -36,9°C am kältesten. Auch die Frostluft erreichte im Laufe der Nacht Deutschland, so dass von Hamburg bis an die Oder meist leichter Frost verzeichnet wurde. An der scharf ausgeprägten Luftmassengrenze entstand im Laufe der Nacht über den zentralen Teilen Deutschlands ein langgestrecktes und verhältnismäßig breites Niederschlagsband, das in Teilen Hessens und Westfalens bis 06 Uhr UTC 12-stündige Niederschlagshöhen von bis zu 10 mm brachte. Dabei fiel im Laufe des Vormittags in den nördlichen Bereichen des Niederschlagsfeldes auch im Flachland meist Schnee, aber auch gefrierender Regen, wie z.B. im Fläming oder im Elbe-Elster Kreis. Der Flughafen Berlin-Schönefeld meldete zum Mittagstermin Eiskörner bei einer Niederschlagshöhe von 0,3 mm. Bis zum nächsten Morgen hielten die Schneefälle in diesem Grenzbereich an, so dass Dresden 5 cm, Salzgitter 12 cm und Halle 19 cm Schneehöhen vermeldeten. Auch Berlin wurde zeitweise gestreift, so dass 1 bis 2 cm beobachtet werden konnten. Auch an den Küsten bildeten sich durch die Kaltluft einzelne Schneeschauer aus, welche 1 cm in Graal Müritz, 4 cm in Rambin auf Rügen und bis 6 cm in Barth brachten. So winterlich wie sich das Wetter gestaltete, so winterlich waren auch die Temperaturen. Während erneut im Nordosten von Deutschland nur 0 bis 5°C erreicht wurden, stieg die Temperatur im Südwesten auf 13°C. Auf Kap Arkona stellte sich mit -0,2°C Dauerfrost ein. Berlin-Dahlem lag mit 0,5°C noch im leicht positiven Bereich. Die Sonne setzte sich im Vergleich zum Vortag etwas weiter nach Süden durch, so dass von Schleswig-Holstein bis Mecklenburg-Vorpommern 1 bis 5 Stunden, in Swinemünde sogar 9,8 Stunden gemessen wurden. Weiterhin wehte an den Küsten starker Wind mit Böen von 80 bis 100 km/h, wie beispielsweise auf Fehmarn mit 96 km/h. Kap Arkona konnte mit 107 km/h eine orkanartige Böe also Windstärke 11 registrieren.

Am 17. März verlagerte sich Hoch IRENÄUS mit 1037 hPa nach Süden in Richtung Oslo. Damit konnte die Arktikluft nahezu ganz Deutschland überfluten. So sanken die Temperaturen schon in der Nacht in Berlin-Schönefeld auf -5,4°C und in Torfhaus im Harz auf -11,1°C. Auch tagsüber erwärmte sich die Luft kaum, so dass es nördlich einer Linie Rheinland-Pfalz-Nordbayern zu Dauerfrost kam. So vermeldeten Rostock -0,1°C, Berlin-Dahlem -0,5°C, Bochum -3,0°C, der Flughafen in Leipzig -4,4°C, Hof -5,7°C und Zinnwald-Georgenfeld -9,7°C. Damit wurde in weiten Teilen Norddeutschlands ein Eistag beobachtet, was ab Mitte März nur noch sehr selten vorkommt. In Berlin-Dahlem wurde bereits der vierte Eistag im laufenden März verzeichnet. Ein Eistag ist in der Meteorologie ein Tag, an dem die Maximaltemperatur unter 0°C bleibt. Extrem kalt war es in Sachsen und Thüringen. An einzelnen Orten wurden sogar die tiefsten Maxima aus dem Rekord-März 2013 für die zweite Dekade unterboten und damit neue Rekorde verzeichnet. Direkt am Alpenrand wie in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen gab es aber nochmals Maxima von 10°C. Die Ostsee-Schauer setzten sich im nördlichen Schleswig-Holstein noch fort. Da der Wind in Böen Sturmstärke 9 erreichte, gab es dort teilweise schneesturm-ähnliche Bedingungen. Die Kaltluft erfasste im Tagesverlauf auch Großbritannien, wo die Temperatur ebenfalls unter den Gefrierpunkt sank. Über der Nordsee entwickelten sich starke Schneeschauer, so dass am Morgen des 18. März auch in England verbreitet eine Schneedecke gemessen wurde. London meldete 2 cm, Nottingham 13 cm und Wattisham 15 cm Schnee. Unter dem Hochdruckeinfluss konnte sich von Bremen bis zur Uckermark die Sonne 8 bis 11 Stunden zeigen, wie in Hamburg mit 11,4 Stunden. An der Küste blieb es bei lediglich 3 bis 7 Sonnenstunden, da dort Quellwolken mit bereits erwähnten Schneeschauern durchzogen.

Am 18. März befand sich Hoch IRENÄUS weiterhin über Südnorwegen, genauer gesagt über Oslo mit einem Druck im Zentrum von ca. 1035 hPa. Der Frostbereich breitete sich von Irland über Nordfrankreich, dem Alpenraum, bis hin zum Schwarzen Meer aus. Spitzenreiter der tiefsten Temperatur bildete der norwegische Ort Folldal-Fredheim mit -31,5°C. In Deutschland konnten alle Wetterstationen leichten Frost von -2 bis -7 Grad registrieren. Innerhalb der extrem kalten Festlandsluft gab es auch im Süden und in der Mitte Deutschlands verbreitet einen weiteren Eistag. In Erfurt wurden nur -4,2°C, in Leipzig, Nürnberg und München um -2°C als Höchstwert gemessen. Diese Werte stellen weiterhin die Unterkante des für diese Jahreszeit möglichen Wertebereiches dar. Die Kaltluft drang nun auch zum Alpenrand und nach Österreich vor, so dass auch Wien einen Eistag vermeldete. Etwas über den Gefrierpunkt stieg die Temperatur hingegen recht häufig in Norddeutschland durch die Unterstützung der wärmenden Märzsonne und der fehlenden Schneedecke. Auch in England hielt das ungewöhnlich kalte Winterwetter weiter an. So konnte in Cambridge mit -0,5°C Dauerfrost verzeichnet werden. In anderen Gebieten Englands wurden durch die über die Nordsee ziehende Kaltluft kräftige Schneefälle ausgelöst, wie in Larkhill, wo 12 cm oder in High Wycombe, wo 24 cm gemessen wurden. Das Einflussgebiet von Hoch IRENÄUS reichte von Schottland über Deutschland, Polen, Baltische Staaten bis Südskandinavien. In diesen Gebieten setzt sich meist von früh bis spät die Sonne durch. In Potsdam konnte mit 11,4 und in Hamburg mit 11,7 Sonnenstunden die astronomisch maximale Sonnenscheindauer erreicht werden. Unverändert stark wehte der Wind an Nord- und Ostsee mit Böen der Stärke 9 bis 10.

Am 19. März zog Hoch IRENÄUS in ungewöhnlicher Zugbahn nach Südwesten und befand sich mit einem abgeschwächten Luftdruck von 1027 hPa über Schottland. In Skandinavien gab es mit Aufzug von Tief BRIGITTE eine deutliche Frostabschwächung, so dass die nächtlichen Tiefsttemperaturen um 10 bis 25 Grad höher waren als jene am Vortag. In Deutschland setzte sich indes das eisige Wetter weiter fort. Erneut gab es in ganz Deutschland Frost. Besonders in Mitteldeutschland sank die Temperatur über der vorhandenen Schneedecke unter -10°C, wie in Dresden mit -10,2°C und in Aschersleben mit -14,0°C. Am kältesten wurde es in dem im Erzgebirge gelegenen Marienberg-Kühnheide mit -20,4°C. Die kälteste Luftmasse konnte von Südpolen bis Bayern analysiert werden, so dass es dort -1 bis -4 Grad Dauerfrost gab wie in München mit -3,9°C. In Norddeutschland drehte der Wind auf Nord, so dass die kontinentale Arktikluft durch Subpolarluft ersetzt wurde. Dadurch endete hier die Dauerfrostperiode und es wurden +1 bis +5°C vermeldet. Mit Verlagerung des Hochs fächerte sich der Druckgradient auf, so dass der Wind deutlich nachließ. Daher wurden an der Nordsee letzte 7-er Böen registriert. Die Sonne setzte sich an diesem Tag in Irland, Wales, Nordengland, Nordpolen sowie nördlich einer Linie Köln-Hof für 10 bis 12 Stunden durch.

Am 20. März positionierte sich die Antizyklone IRENÄUS mit wieder leicht verstärktem Zentrumsdruck von 1031 hPa über Irland. In Deutschland stellte sich erneut Nachtfrost von -1 bis -9 Grad ein. Besonders in Ostdeutschland konnten Temperaturen um -10°C beobachtet werden sowie lokal -20°C im Erzgebirge. Tagsüber befand sich Ostdeutschland nicht mehr im Einflussbereich von Hoch IRENÄUS, da ein Randtief von Norden her Schnee zum Frühlingsanfang brachte. Am Tag erreichten die Temperaturen in der Subpolarluft allgemein 4 bis 10 Grad.  Paris vermeldete bei einer Sonnenscheindauer von 6 Stunden eine Höchsttemperatur von 8,8°C, am Vortag lag diese noch bei 1°C. Das sonnenscheinreiche Wetter setzte sich mit 9 bis 11 Stunden in Irland, Wales, Nordengland sowie nordwestlich einer Linie Aachen-Usedom fort. Von Südengland bis Spanien verursachte die Kaltluft einzelne Schauer von 0 bis 2 mm, die teils mit Schnee vermischt waren.

Mit unverändertem Luftdruck von 1037 hPa positionierte sich Hoch IRENÄUS zum 21.03. südlich von Irland. Abermals stellte sich in großen Teilen Deutschlands mäßiger Frost ein. In Dessau mit -10,6°C sogar strenger Frost. Aber auch in anderen Ländern gab es ungewöhnlich späten Frost, wie beispielsweise in Dublin mit -0,6°C, im nordenglischen Kielder Castle mit -4,3°C oder Madrid mit -1,7°C. Der Haupteinflussbereich von Hoch IRENÄUS reichte von Spanien über Frankreich, Norditalien, Ostdeutschland bis Westpolen. In diesen Regionen setzte sich das freundliche Wetter mit 8 bis 11 Stunden Sonne weiter fort. Die Tageshöchsttemperaturen erreichten von Ost nach West 1 bis 11 Grad, in Spanien bis zu 16°C.

Am Folgetag zog Hoch IRENÄUS unter leichter Abschwächung auf ca. 1032 hPa weiter nach Süden bis über die Biskaya. In der klaren Nacht konnte von Ostdeutschland über Frankreich bis Spanien leichter Frost registriert werden, wie beispielsweise in Madrid mit -2,3°C. Selbst in den Bergen der Balearen trat Frost bis -1,3°C auf. Der Süden von Baden-Württemberg und Bayern blieben noch meist unter dem Einfluss des Biskayahochs IRENÄUS, so dass dort zeitweise die Sonne schien. Doch stieg die Temperatur in der vorhandenen kalten Luft subpolaren Ursprungs nur auf Höchstwerte um 5°C. Mit weiter nach Süden schwenkendem Tiefdruckeinfluss waren die restlichen Teile Deutschlands sowie der Norden Frankreichs außerhalb des Einflussgebietes der Antizyklone IRENÄUS. So gab es nur noch in Spanien und im Süden Frankreichs 8 bis 12 Stunden Sonne.

Zum 23. März verlagerte sich Hoch IRENÄUS mit einem deutlich verringerten Luftdruck von 1021 hPa bis über die Pyrenäen. Somit gab es nur noch im Nordosten Spaniens, Südfrankreich, auf den Balearen, Sardinien und Korsika um 10 Sonnenstunden. Die Temperaturen stiegen im Vorfeld von Tief CAROLA auf warme 15 bis 22°C. Im Anschluss löste sich das bereits abgeschwächte Hoch IRENÄUS vollständig auf. Folglich konnte die Antizyklone am 23. März nach 10 Lebenstagen das letzte Mal auf dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.