Lebensgeschichte
Hochdruckgebiet
IRIS
(getauft am
04.09.2013)
Im
Laufe des 31.08. bildete sich in der mittleren Troposphäre von Skandinavien aus
nordwestwärts ein neues Hoch in einer Höhe von 5,5 km zwischen Grönland und der
Inselgruppe Spitzbergen. Dieses neue Höhenhoch war von zwei Höhentiefs umgeben,
die sich über Island und über der Insel Nowaja Semlja
befanden. Im Bodenniveau bildete sich ebenfalls im Laufe des Tages ein
zugehöriges Hochdruckgebiet, welches die weitere Ausdehnung nach Norden von Tief
LENNART mit Zentrum östlich von Island verhinderte und sich am nächsten Tag mit
einem Kerndruck von 1015 hPa über Spitzbergen etablieren konnte. In Ny Alesund im Nordwesten von
Spitzbergen wurde der höchste Luftdruck am 01.09. mit knapp 1017 hPa gemessen.
Trotz der Nähe zum Hochzentrum blieb es dort ganztägig bedeckt und die
Höchsttemperatur erreichte nur knapp 3°C.
Bis
zum 03.09. verlagerte sich das Bodenhoch nur wenig von Spitzbergen nach
Südosten. Gleichzeitig schwächte sich aber das Höhenhoch ab, sodass sich das
Bodenhoch nicht weiter verstärken konnte und am 03.09. mit einem Kerndruck von
knapp 1017 hPa analysiert wurde. Mit dem südlichen Bereich beeinflusste das
noch namenlose Hochdruckgebiet den Nordkap, die Halbinsel Kola und das Weiße
Meer. Beispielsweise wurde in Murmansk an diesem Tag ein Höchstwert von 12°C
gemessen. In Archangelsk waren es 15°C, wobei es sich dort in der folgenden
Nacht bis auf 0°C abkühlte.
Am
04.09. verlagerte sich das Hochdruckgebiet mit seinem Zentrum zum Weißen Meer
und wurde an diesem Tag auf den Namen IRIS getauft. Im Bereich des von
Südfrankreich über die Ostsee bis zur Barentssee reichenden Höhenkeils, also
eines Vorstoßes warmer Höhenluft nach Norden, konnte sich das Hoch IRIS am
Boden wieder leicht verstärken, wobei im Zentrum 1021 hPa registriert wurden.
In Murmansk lag der Höchstwert mit 17°C deutlich über dem des Vortages. Grund
hierfür war die mit einer südlichen Strömung heran transportierte ehemals
subtropische Luft. In Helsinki wurde bei wolkenlosem Himmel 21°C erreicht. Das Hochdruckgebiet
IRIS profitierte nicht nur von der weiteren Verlagerung mit dem Höhenkeil und
damit über den Nordwesten Russlands, sondern auch von der Annäherung des
Vorgängerhochs HANNAH. Dieses zog von Mitteleuropa zum Baltikum. Der Einflussbereich
der Hochdruckgebiete IRIS und HANNAH erstreckte sich am 05.09. von den Alpen
und Griechenland bis zum Nordural. Beide Hochdruckgebiete hatten an diesem Tag
einen Kerndruck von etwa 1025 hPa. Archangelsk befand sich im Bereich des
Zentrums von Hoch IRIS. Hier konnte sich nach einer frostigen Nacht mit einem
Tiefstwert von -1°C die Luft im Laufe des Tages bis auf 16°C erwärmen. Zum
Vergleich: in der etwa 1000 km weiter südlich liegenden Hauptstadt Moskau blieb
unter dem Einfluss von Tief LENNART sowohl die Höchst- als auch die
Tiefsttemperatur bei 9°C.
Am
06.09. ging das Vorgängerhoch HANNAH in Hoch IRIS auf, welches sich mit einem
Kerndruck von 1029 hPa weiter verstärken konnte und über der Region Komi
befand. An diesem Tag erreichte Hoch IRIS die flächenmäßig größte Ausdehnung
und erstreckte sich von Skandinavien bis zum Schwarzen Meer, sowie von den
Alpen und Griechenland über das Baltikum bis nach Westsibirien. Über Mittel-
und Südosteuropa bestimmten weiterhin Luftmassen subtropischen Ursprungs die
Höchsttemperatur. In Deutschland wurden bei verbreitet 10 bis 12 Sonnenstunden
vom Oberrhein bis zum Ruhrgebiet Höchstwerte von 30 bis 33°C registriert, in
den übrigen Landesteilen waren es 25 bis 29°C. Nur direkt an der Nord- und
Ostseeküste blieb es mit 20 bis 22°C etwas kühler. In Griechenland wurden
ähnliche Höchstwerte gemessen, z.B. in Athen mit 29°C. Über dem Baltikum und
dem Nordwesten Russlands lagen die Höchstwerte trotz anhaltenden Sonnenscheins
bei Werten um 20°C, so auch in den nahe des nördlichen
Polarkreises liegenden Städte Murmansk mit 20°C und Archangelsk mit
18°C. Hier unterschieden sich die Tiefstwerte der folgenden Nacht aber deutlich
voneinander. Während in der weiter nördlich liegenden Stadt Murmansk 13°C als
Tiefstwert verzeichnet wurden, lag der Tiefstwert in Archangelsk bei 0°C.
Am
07.09. spaltete sich Hochdruckgebiet IRIS in zwei Zentren auf. Das Hoch IRIS I
befand sich mit dem Zentrum und einem Kerndruck von etwa 1023 hPa über der
Ostsee und damit in der Nähe des Höhenkeils, der sich vom Mittelmeer bis nach
Finnland erstreckte. Das Hoch IRIS II überquerte den Ural ostwärts, wo sich ein
neues Höhenhoch gebildet hatte und so eine weitere Verstärkung des Kerndrucks
auf über 1030 hPa ermöglichte. Das Hoch IRIS I brachte in der Osthälfte
Deutschlands nochmals sonniges Wetter und mit bis zu 30°C sommerliche
Höchstwerte. In der Westhälfte beeinflussten bereits die Ausläufer von Tief
NANDOR das Wettergeschehen. Über dem Baltikum herrschte weiterhin sonniges
Hochdruckwetter bei Höchstwerten um 19°C. Bereits am folgenden Tag war Hoch
IRIS II weiter nach Westsibirien gezogen und erschien nicht mehr auf der
Berliner Wetterkarte. Das Hoch IRIS I wurde so wieder als Hochdruckgebiet IRIS
geführt. Allerdings wurde es in der Ausdehnung stark eingeschränkt, da Tief
LENNART im Osten und der Tiefdruckkomplex NANDOR-OBAMA im Westen ihre Ausläufer
nach Osteuropa verlagerten. Dennoch konnte sich das Hoch IRIS mit einem
Kerndruck von 1027 hPa behaupten und schwächte sich nicht ab. Das sonnige und
bis zu 23°C, wie beispielsweise in Helsinki, warme Hochdruckwetter war auch an
diesem Tag von Polen bis Finnland bestimmend, allerdings zeigten sich morgens
insbesondere in Gewässernähe örtlich Nebelfelder, die sich aber schnell wieder
auflösten.
Am
09.09. verlagerte sich Hoch IRIS zum Weißen Meer. Dort bildete sich in der
mittleren Troposphäre ein neues Höhenhoch, welches weiterhin dafür sorgte, dass
sich IRIS trotz einer Lebensdauer von bereits 10 Tagen nicht abschwächte. So
gelangten Murmansk und Archangelsk wieder in den Einflussbereich von Hoch IRIS.
Während der Höchstwert in Archangelsk nach einem Kaltfrontdurchgang und
eingeflossener kühlerer Meeresluft am Vortag nur bei 14°C lag, wurden in
Murmansk bei fast ununterbrochenem Sonnenschein schon wieder 19°C verzeichnet.
In Moskau stieg die Temperatur wieder bis auf 19°C an, wo in den Vortagen teils
intensive Niederschläge und sogar einstellige Höchstwerte, ausgelöst durch Tief
LENNART, bestimmend waren.
Am
10.09. war Hoch IRIS von Ausläufern verschiedener Tiefdruckgebiete umgeben und
nur noch über Finnland und dem Nordwesten Russlands wetterwirksam. Hier seien
erneut die Städte Murmansk mit 20°C, sowie Archangelsk und Helsinki mit je 17°C
als Höchsttemperatur genannt. Durch die Ausdehnung und Verstärkung des Höhenhochs
vom Nordwesten Russlands bis nach Weißrussland und zur Ukraine setzte sich am
11.09. auch wieder südlich von Moskau Hochdruckeinfluss durch. Die Sonne konnte
in den genannten Gebieten aber nur selten ungehindert scheinen, da zahlreiche
Wolkenfelder von Nordosten und Osten her über das Zentrum IRIS hinweg zogen.
Nur in Weißrussland und der Ukraine wurden Temperaturwerte 20°C erreicht oder
überschritten, z.B. in Minsk mit 20°C und in Kiew mit 24°C. Mit einem leicht
abgeschwächten Kerndruck von 1023 hPa verlagerte sich das Zentrum des Hochs
IRIS am folgenden Tag über Moskau hinweg weiter nach Süden. Nur noch in wenigen
Regionen konnte die Sonne meist ungehindert scheinen, wie z.B. im Baltikum, wo
in den drei Hauptstädten Tallinn, Riga und Wilna jeweils 22°C erreicht wurden.
Im Bereich oder südlich des Zentrums der Antizyklone IRIS beeinflussten Nebel
und Hochnebel mehr und mehr das Wettergeschehen, sodass beispielsweise in
Moskau nur 15°C gemessen wurde. Ab dem 13.09. schwächte sich Hoch IRIS zwar nur
wenig ab, verlagerte sich aber mit der Höhenströmung weiter nach Osten und
überquerte am 15.09. den Südural. An diesem Tag erschien Hochdruckgebiet IRIS
nach einer Lebensdauer von 16 Tagen letztmalig auf der Berliner Wetterkarte.
Geschrieben am 12.11.2013 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 08.09.2013
Pate: Sylvia Rottensteiner