Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet IRMELIN
(getauft am 22.03.2019)

 

Infolge der Verstärkung eines ausgeprägten Warmluftvorstoßes nach Norden in einer Höhe von ca. 5,5 km, welcher auch als Höhenkeil bezeichnet wird, entwickelte sich im Laufe des 22. März 2019 auf Bodenniveau ein Hochdruckgebiet westlich der Britischen Inseln, das in der Prognose der Berliner Wetterkarte für den Folgetag auf den Namen IRMELIN getauft wurde.

Am 23. März um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, befand sich das Hoch IRMELIN über dem zentralen Nordatlantik. Das Zentrum mit Bodendruckwerten von knapp über 1035 hPa lag etwa 600 km südöstlich von Grönland und brachte an der Ostflanke maritime Subpolarluft nach Nordwesteuropa. Demzufolge sank in London und Amsterdam die Minimumtemperatur vom Vortag um 2 und 3 Grad auf 7°C und 4°C.

In den folgenden 24 Stunden zog die Antizyklone IRMELIN weiter ostwärts. Der Einflussbereich des Hochdruckgebietes IRMELIN wurde dabei durch das Tiefdruckgebiet LOUIE über Island, den Wirbel KARSTEN über Nordskandinavien sowie ein unbenanntes Tiefdrucksystem mit seinem Zentrum über der Labradorsee begrenzt. Das Hoch IRMELIN lag am 24. März um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum und gleichgebliebenem Maximaldruck über dem zentralen Nordatlantik, etwa 400 km westlich von Dublin. Aufgrund der herangeführten kalten Luft wurde in den Niederlanden verbreitet ein Frosttag registriert. Ein Tag, an dem die Tagestiefsttemperatur unter 0°C liegt, wird in der Meteorologie Frosttag genannt. In Rotterdam und Herwijnen wurde einen Tiefstwert der Temperatur von -1,4°C sowie -0,4°C gemessen.

Mit der westlichen Strömung verlagerte sich das Hoch IRMELIN weiter nach Osten. Es befand sich am 25. März um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum, in dem der Bodendruck etwa 1035 hPa betrug, ca. 500 km westlich von London. Nordwestlich des Hochdruckgebiets IRMELIN lag über Südskandinavien das Tiefdruckgebiet LOUIE, wodurch eine für die Entstehung des Mistral günstige Konstellation der Bodendruckverteilung entstand. Der Mistral ist ein katabatischer Wind, also ein kalter, oft starker Fallwind, aus nordwestlicher Richtung, der sich vor allem im unteren Rhonetal bemerkbar macht. Seit den Mittagsstunden erreichte der Nordwind in den südlichen Gebieten Frankreichs verbreitet Windgeschwindigkeiten zwischen 75,93 und 118,53 km/h, was Stärke 9 bis 11 Beaufort entspricht. An der in 1567 m Höhe liegenden Station auf dem Mont Aigoual wurde Orkanstärke 12 Beaufort (maximal 135 km/h) gemessen.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Zentrum des Hochs IRMELIN kaum und so lag es am 26. März um 01 Uhr MEZ weiterhin über dem Nordatlantik, wobei sein Einflussbereich sich vor allem auf West- und Mitteleuropa erstreckte. In einem Hochdruckgebiet findet eine absinkende Luftbewegung statt. Das kräftige Absinken führte im Bodendruckfeld in Frankreich verbreitet zur Wolkenauflösung, wodurch meist sonniges Wetter beobachtet werden konnte. Infolge der Wolkenauflösung können wesentliche Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht entstehen. In Paris und Lyon sank die Temperatur zum frühen Morgen auf 5,3°C sowie 3,5°C und tagsüber stieg sie unter dem meist heiteren Himmel auf 12,6°C und 13°C.

Zum nächsten Tag dehnte sich das Hoch IRMELIN entlang der West-Ostachse etwas aus, wobei es mit seinem Zentrum weiterhin über den Britischen Inseln lag. Sein Einflussbereich erstreckte sich von Schottland über der Biskaya bis zu den nördlichen Gebieten Spaniens bzw. vom zentralen Nordatlantik über Frankreich und Deutschland bis nach Ungarn. Am östlichen Rand des Hochs IRMELIN erhöhte sich leicht die Nebelneigung. In Wien wurde in der Nacht und in den Morgenstunden Nebel beobachtet, der sich erst kurz nach Sonnenaufgang auflöste. Der Himmel blieb tagsüber meist stark bewölkt, wobei die Höchsttemperatur die 10°C-Marke knapp überschreiten konnte. Etwas nordwestlicher herrschte wolkenreiches Wetter. Unter dem meist stark bewölktem Himmel sank die Temperatur zum Morgen in Prag auf -2,1°C und stieg tagsüber lediglich auf 8,2°C.

Am 28. März um 01 Uhr MEZ lag das Zentrum der Antizyklone IRMELIN, in dem Bodendruckwerte von rund 1035 hPa erreicht wurden, weiterhin über England. Die Lage des Hochs IRMELIN änderte sich im Vergleich zum Vortag kaum, sodass die Temperatur in Deutschland verbreitet die 10°C-Marke überschritt, was in Berlin in etwa den für die Jahreszeit typischen Werten entspricht. Vor allem in den  westlichen und südlichen Gebieten von Deutschland konnte sogar bis zu 12 Stunden Sonnenscheindauer verzeichnet werden, wodurch beispielsweise die Temperatur in Riegel auf 17,6°C stieg. Sommerlich warm war es an der Südseite des Hochs IRMELIN. In Nordspanien konnte verbreitet eine Tageshöchsttemperatur von 27°C gemessen werden.

Im weiteren Verlauf erfolgte die weitere ostwärtige Verlagerung des Hochdruckgebietes IRMELIN. Es lag am 29. März um 01 Uhr MEZ mit seinem Zentrum über Norddeutschland. Das Einflussgebiet erstreckte sich von Südschweden über die Alpen bis zum Mittelmeerraum, bzw. vom zentralen Nordatlantik bis zu den östlichen Teilen Russlands. Im Einflussbereich des windschwachen Hochdruckgebietes IRMELIN konnte lokal recht unterschiedliche Abkühlung beobachtet werden. Während es in Essen mit 4,8°C noch recht mild blieb, meldete Düsseldorf 1,4°C als Tiefsttemperatur. Am Alpenrand sank die Temperatur auf -3°C, auf der Zugspitze über der 445 cm hohen Schneedecke auf -8°C.

Zum 30. März verlagerte sich das Hochdruckgebiet IRMELIN weiter nach Südosten, wobei es sich etwas abschwächte. Die zwei Zentren, in denen der Bodendruck ca. 1030 hPa betrug, lagen über den Alpen und über Tschechien. In seinem Einflussbereich konnten in Deutschland verbreitet 10 bis 11 Stunden Sonnenscheindauer registriert werden. Mit 11,2 Stunden Sonne war dieser Tag der sonnigste Tag im März an der Wetterstation Berlin-Dahlem. Unter den dünnen hohen Wolkenfeldern erwärmte sich so die Luft bis 19 Uhr MEZ um 16,4 Grad auf 18,6°C vom Morgen. Diese Werte wurden im wolkenlosen bis leicht bewölkten Frankfurt am Main mit der Tiefsttemperatur von 2,9°C und der Höchsttemperatur von 20,2°C sogar noch übertroffen.

Zum 31. März entwickelte sich nördlich der Antizyklone IRMELIN ein unbenanntes Tief über Südfinnland und das Hoch JANA mit seinem Zentrum über Schottland verlagerte sich auch weiter nach Osten, wodurch das Hoch IRMELIN an diesem Tag nach 10 Tagen Lebensdauer zum letzten Mal mit Bodendruckwerten von knapp über 1020 hPa über Österreich auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.


 

Geschrieben am 12. Juni 2019 von Adrienn Hegedüs
Berliner Wetterkarte: 29.03.2019
Pate: Irmelin Doppler