Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ISABEL

(getauft am 15.08.2015)

 

Am 15.08. zog ein neues Hochdruckgebiet von Norden her kommend zur Inselgruppe Spitzbergen und damit in den Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Noch am selben Tag wurde dem Hoch in der Analyse der Name ISABEL verliehen.

An diesem Tag wurde am Flughafen Svalbard auf Spitzbergen eine Höchsttemperatur von 7,8°C verzeichnet. Dabei war es die meiste Zeit bewölkt und zum Abend setzte leichter Regen ein. Auf der rund 400 km nordöstlich gelegenen, unbewohnten Insel Kvitoya stieg die Temperatur an dem Tag nur auf 1,0°C. Bis 12 Uhr UTC, also 13 Uhr MEZ, stieg der Luftdruck hier in 24 Stunden um 5,6 hPa auf 1028,2 hPa, was ungefähr dem Kerndruck von Hoch ISABEL entspricht. In der folgenden Nacht fiel die Temperatur am Flughafen Svalbard auf 6,3°C bei Dunst oder Nebel, auf Kvitoya lag die Tiefsttemperatur bei 0,3°C.

Bis zum 16.08. verlagerte sich das Zentrum von Hoch ISABEL unter Verstärkung nach Osten über die Barentssee. Durch den Einfluss labilerer Luftmassen über der Inselgruppe Spitzbergen wurde am Flughafen Svalbard um 18 Uhr UTC ein Funnel, eine Windhose ohne Bodenkontakt, gesichtet. Im Laufe des Tages verstärkte das Hochdruckgebiet ISABEL seinen Einfluss auch auf das skandinavische Festland. In Hammerfest, einer der nördlichsten Städte der Welt im äußersten Norden Norwegens, wurden durch den vorherrschenden Wind aus südlichen Richtungen wärmere Luftmassen herangeführt, sodass die Temperatur auf 19,5°C stieg. Am Vortag erhöhte sie sich nur auf 13,0°C. In der folgenden Nacht wurde eine Tiefsttemperatur von 8,4°C gemeldet. Weiter südlich in der finnischen Gemeinde Salla fiel die Temperatur bei teils klarem Himmel sogar auf -0,9°C.

Am 17.08. befand sich der Kern von Hoch ISABEL um 00 Uhr UTC weiterhin über der Barentssee mit einem Kerndruck von über 1030 hPa. Seine Ausdehnung reichte jedoch vom Nordpolarmeer bei Spitzbergen bis über das Schwarze Meer. An seiner Ostflanke wurde subpolare, feuchte Luft nach Süden geführt, sodass die Temperaturen über Zentralrussland kaum über 15°C stiegen. Beispielsweise wurde in der Kleinstadt Kologriw am Streckenkilometer 651 der Transsibirischen Eisenbahn nur eine Höchsttemperatur von 11,0°C bei leichtem Regen erreicht. Auf der Rückseite von Hoch ISABEL herrschte jedoch über Westeuropa Südwind, der warme Luft bis nach Nordskandinavien führte. Die norwegische Stadt Tromsö, welche 344 km nördlich des Polarkreises liegt, erlebt selten Temperaturen über 20°C. An diesem Tag wurden hier 23,6°C bei Sonnenschein registriert. Der an diesem Tag wärmste Ort in Norwegen war die Kommune Steinkjer am Trondheimfjord, wo die Temperatur durch Lee-Effekte auf 26,9°C stieg. Aufgrund der klaren und trockenen Luft fiel die Temperatur nach einem verbreiteten Sommertag nachts gebietsweise auf Temperaturen um den Gefrierpunkt. In dem Ort Börtnan im Jämtland, welcher als Kältepol Schwedens bekannt ist, wurde eine Höchsttemperatur von 21,4°C erreicht, in der folgenden Nacht fiel sie jedoch auf -0,3°C.

Bis zum 18.08. vergrößerte sich der Einflussbereich von Hoch ISABEL bis über den Süden der Skandinavischen Halbinsel sowie den Norden Deutschlands und Polen. Die Antizyklone erreichte weiterhin einen Kerndruck von über 1030 hPa. In ihrem Einflussbereich wurde die höchste Temperatur nahe der Oder im brandenburgischen Manschnow mit 30,1°C registriert. Beachtlich war die ungewöhnlich trockene Luft über Zentralpolen. Hier wurden nachmittags Taupunktstemperaturen unter 5°C gemessen, in Warschau um 16 Uhr UTC sogar 1,5°C bei einer Temperatur von 24,5°C. Der Taupunkt ist diejenige Temperatur, welche die Luft haben müsste, um vollständig mit Wasserdampf gesättigt zu sein, also die relative Luftfeuchtigkeit 100% beträgt. Je näher Lufttemperatur und Taupunkt beieinander liegen, desto feuchter ist die Luft. In Skandinavien war es wieder den ganzen Tag sonnig und trocken bei Temperaturen von 12°C bis 26°C.

Am 19.08. befand sich das Zentrum von Hoch ISABEL um 00 Uhr UTC über Karelien mit einem Kerndruck von 1029,9 hPa. Die höchste Temperatur wurde mit 28,8°C im norwegischen Dorf Frosta registriert. In Deutschland wurde die höchste Temperatur mit 28,2°C erneut in Manschnow verzeichnet.

Im weiteren Verlauf zog das Hoch ISABEL nach Süden, der Kern befand sich nun mit einem Maximaldruck von 1031 hPa über dem Baltikum. Das Hochdruckgebiet bescherte nahezu ganz Nordosteuropa durchweg sonniges Wetter. Vor allem in Skandinavien und Finnland wurden wieder Höchsttemperaturen um 25°C gemessen. In Nordrussland konnten nur noch Temperaturen knapp über 20°C registriert werden. Nachts zeigte sich dort schon der nahende Herbst, denn die Temperaturen fielen teilweise bis auf 3°C herab.

Am 21.08. zeigte sich das Hoch ISABEL in nahezu unveränderter Position mit Zentrum über dem Baltikum und einem Druck von 1031 hPa. Erneut war es in Nordosteuropa durchweg sonnig. In Berlin-Dahlem betrug die Höchsttemperatur 27,0°C, in Hamburg-Fuhlsbüttel 25,2°C und am Flughafen Köln/Bonn 25,7°C. In Warschau stieg die Temperatur auf 24,7°C. Aufgrund eines Höhenwirbels mit Zentrum über der Westukraine wurde im Laufe des Tages in einer Höhe von ca. 5,5 km kühlere Luft mit rund -15°C nach Mitteleuropa geführt. Dadurch wurde die untere Atmosphäre instabil, was in der Nacht zur Entstehung von Schauern führte. In Warschau wurde eine Niederschlagsmenge von 0,4 mm gemeldet. Weitaus mehr fiel im Süden und Osten Ungarns, wo bis 06 Uhr UTC des Folgetages örtlich bis zu 29 mm registriert wurden.

Das Zentrum des Hochs ISABEL wurde am Folgetag um 00 Uhr UTC erneut über dem Baltikum analysiert, der Kerndruck verringerte sich nur wenig auf ca. 1029 hPa. Über Deutschland herrschte weiterhin ein Absinken von Luftmassen, wodurch es überwiegend sonnig war und die Temperaturen zwischen 24°C und 28°C lagen. Am wärmsten war es am Oberrhein, Spitzenreiter war die Wetterstation Lahr mit 29,7°C. In den östlichen Bundesländern verzeichneten die Wetterstationen in Angermünde und Waren/Müritz mit 27,8°C die höchsten Temperaturen, gefolgt von Goldberg in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Tempelhof mit 27,5°C.

Bis zum 23.08. wurde das Hoch ISABEL durch das Tief GERALD über den Britischen Inseln nach Norden über die Finnische Seenplatte verdrängt. Dabei verringerte sich auch der Kerndruck auf 1027,5 hPa. Abgesehen von den Küstenregionen wurden über Finnland verbreitet Temperaturen zwischen 24°C und 27°C verzeichnet. Die höchste Temperatur wurde mit 27,1°C in Turku im Südwesten des Landes gemeldet.

Zum Folgetag verlagerte sich das Hoch ISABEL weiter nach Osten, da es durch die beiden kräftigen Tiefs GERALD und HANS über Westeuropa verdrängt wurde. Der Kerndruck verblieb bei rund 1027,5 hPa. In Sankt Petersburg stieg die Temperatur auf 25,2°C, in Moskau nur auf 20,1°C. An der Wolga war es mit 15°C bis 17°C sogar noch kühler trotz Sonnenschein. In der Nacht kühlte es im europäischen Russland verbreitet unter 5°C ab, an der Station Inza westlich des Mittellaufs der Wolga gab es mit -0,9°C sogar leichten Frost.

Am 25.08. befand sich das Zentrum von Hoch ISABEL südlich von Moskau mit einem Kerndruck von 1025 hPa. Die Höchsttemperaturen lagen zwischen 26,3°C in Smolensk im Westen Russlands und 24°C in Wolgograd. In der folgenden Nacht wurde es erneut nördlich von Wolgograd sehr kalt mit Tiefsttemperaturen um 2°C.

Bis zum 26.08. verlagerte sich das Hoch ISABEL mit seinem Zentrum weiter nach Osten über die Donezplatte mit einem Kerndruck von 1020 hPa. Dabei stiegen die Höchsttemperaturen im Süden Russlands durch den zunehmenden Tiefdruckeinfluss auf 27,7°C in Wolgograd, am Schwarzen Meer wurden teilweise 30°C erreicht.

Am 27.08. befand sich das Hoch ISABEL nicht mehr im Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

 

 

Geschrieben am 25.10.2015 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 20.08.2015

Pate: Isabel Schlocklow