Lebensgeschichte

 

Hochdruckgebiet ISMAIL

(getauft am 01.09.2020)

 

Ein Ableger des Azorenhochs zog Anfang September 2020 nach Mitteleuropa. Anhand der Prognosekarte für den 02. September um 14 Uhr MESZ wurde die Antizyklone von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte am 01. September auf den Namen ISMAIL getauft.

Um 02 Uhr MESZ, was 00 UTC entspricht, am Tag nach der Taufe (02. September) lag das Zentrum des Hochs ISMAIL knapp 250 km nordwestlich Galiciens über dem östlichen Nordatlantik kurz vor der Warmfront des Tiefdruckgebietes OTTILIE II. Dort wurde ein Druck von rund 1021 hPa gemessen. Das Einflussgebiet des Hochdruckgebietes ISMAIL erstreckte sich dabei über große Teile der Iberischen Halbinsel. Vereinzelt bildeten sich wegen dem schwachen Wind Nebelfelder, wodurch beispielsweise in Évora nur 2,5 Stunden lang die Sonne schien oder es in Coria gar keinen Sonnenschein gab. Ansonsten erreichte die Sonnenscheindauer etwa 12,75 Stunden im Vorort von Madrid Getafe und in Vitoria. Die Tageshöchsttemperaturen lagen zwischen 21,7°C in Avilés und 23,5°C in Gijón an der Küste der Biskaya sowie zwischen 25,1°C in León, 30,3°C in Madrid und 35,7°C in Badajoz.

 

Als linkes Glied einer Kette von Hochdruckgebieten von der Biskaya bis zu den Karpaten lag das Zentrum der Antizyklone ISMAIL einen Tag später, also am 03. September über der Meeresbucht zwischen Frankreich und Spanien mit einem fast unveränderten Zentrumsdruck. Mit der leichten Verlagerung des Hochdruckgebietes nach Osten verschob sich ein wenig der Einflussbereich. Neben der Iberischen Halbinsel gelang zunehmend der Süden Frankreichs sowie der Mitteleuropäische Raum unter Einfluss des Hochs ISMAIL. Südöstlich der Warmfront der Zyklone OTTILIE II, welche nordwestlich an Frankreich vorbeilief, wurden bis zu 12,25 Sonnenstunden in Toulouse, 12,5 Sonnenstunden in Saragossa sowie Valencia registriert. Wiederholt ließen einzelne Nebelfelder die Dauer des Sonnenscheins sinken, wie zum Beispiel in Aranda de Duero mit 5,75 Stunden. Dazu stieg die Temperatur auf 28,2°C in Montpellier, 32,7°C in Cuéllar und noch heißere 36,5°C in Alcuéscar.

Nahe der Warmfront des steuernden Tiefdruckkomplexes OTTILIE zog das Hoch ISMAIL bis zum nächsten Tag weiter nach Osten. Am 04. September um 02 Uhr MESZ befand sich der Kern über dem westlichen Alpenraum, wo ein Luftdruck von circa 1026 hPa registriert wurde. Der großräumige Einflussbereich erstreckte sich über dem gesamten westlichen sowie zentralen Mittelmeerraum sowie dem Süden Frankreichs und über Spanien. Wie an den Vortagen trübte Nebel ein wenig den Sonnenschein, weil sich die wenig durchmischte Luft soweit abkühlte, dass sich kleine Wassertröpfchen bilden konnten. Deshalb kamen beispielweise auf Menorca nur 5 Sonnenstunden zusammen. Es gab auch Gebiete mit ganztägig trübem Wetter und keinem Sonnenschein, wie in Chiavari oder in Solenzara auf Korsika. Die Temperaturen erreichten Höchstwerte zwischen 26,7°C in Nizza, 30,0°C in Ajaccio, 34,0°C in Pamplona und 36,6°C in Bilbao in kontinentaler Subtropikluft.

Einen Tag später befand sich das Hochdruckgebiet ISMAIL mit seinem Zentrum über Slowenien bei einem gemessenen Kerndruck von rund 1024 hPa. Praktisch der komplette Mittelmeerraum ausgenommen der Türkei und Zypern war im Einflussbereich der Antizyklone. Zum wiederholten Male bildeten sich vor allem in Italien mitunter dichte Nebelfelder. Gar keine Sonne schien zum Beispiel in Florenz oder in Chiavari. Im übrigen Einflussgebiet betrug die Sonnenscheindauer bei nur wenigen lockeren Wolken 8 Stunden in Bastia, 10 Stunden in Podgorica oder 12 Stunden in Alicante bei ungestörtem Sonnenschein wegen der wolkenauflösenden Absinkbewegung der Luft in der Atmosphäre, welche bei hohem Druck entsteht. Dazu stieg die Temperatur selbst im sonnenscheinlosen Florenz auf 32,8°C. Ansonsten lagen die Höchstwerte zwischen 27,1°C in Nikši in Montenegro, 31,0°C auf Korfu und 35,4°C in Granada.

An den folgenden beiden Tagen lag das Hoch ISMAIL mit dem Zentrum über der serbisch-bulgarischen Grenzregion. Mit einem jeweiligen Zentrumsdruck von etwa 1018 hPa hatte sich das Hochdruckgebiet im Vergleich zum Vortag abgeschwächt. Mit der Abschwächung ging auch eine Verkleinerung des Einflussgebietes des Hochs einher. Nur noch der südliche Balkan mit Griechenland, das südliche Italien und der westliche Teil der Türkei wurden von der Antizyklone ISMAIL beeinflusst. Gebietsweise drückte trübes nebliges Wetter die Sonnenscheindauer auf weniger als eine Stunde im italienischen Matera, 3,25 Stunden in Istanbul oder 3 Stunden in Izmir. Maximal wurden im Einflussbereich des Hochs ISMAIL bis zu 11,75 Stunden in Belgrad, Szeged und Thessaloniki sowie knapp 12,75 Stunden in Kardschali im Süden Bulgariens. Die Höchstwerte im Bereich der Antizyklone betrugen an beiden Tagen beispielsweise 34,0°C in Tirana, 36,1°C in Edirne, 32,8°C in Podgorica und 31,4°C in Lecce.

Zwischen dem Hoch JURIJ, das unter Verstärkung nach Osten zog, und dem Gebiet tiefen Luftdrucks über dem Nahen Osten löste sich das Hochdruckgebiet ISMAIL bis zum nächsten Tag auf, so dass es am 08. September nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden konnte. Damit gehörte Hoch ISMAIL mit einer im Vergleich zu anderen Hochdruckgebieten eher kurzen Lebensdauer von nur 6 Tagen zu den kurzlebigen Antizyklonen.